Nur Wenn Du Mich Liebst
und symbiotisch beschreiben?«
»Nein, das
könnte
man nicht und das
würde
ich nicht.«
»Denk einen Moment darüber nach«, mahnte Vicki sie.
»Denk
du
mal darüber nach. Bloß weil du ohne Mutter aufgewachsen bist...«
Das Wort traf Vicki wie eine schallende Ohrfeige. »Können wir meine Mutter bitte außen vor lassen?«
»Ich weiß nicht. Können wir das?«
Vicki hielt die Luft an und versuchte, bis zehn zu zählen, kam jedoch nur bis fünf, bevor sie explodierte. »Okay, jetzt reicht's mir mit deiner einfältigen Küchenpsychologie! Meine Mutter steht hier nicht zur Debatte! Im Gegensatz dazu, was du vielleicht denkst, benutze ich diesen Fall nicht, um die Aufmerksamkeit meiner Mutter zu erlangen. Ich versuche auch nicht, Barbaras guten Ruf als Mutter zu zerstören, weil ich irgendwas gegen Mütter im Allgemeinen hätte, seit meine Mutter mich verlassen hat, als ich noch ein kleines Mädchen war.«
Vickis unerwarteter Ausbruch schien Susan ehrlich zu verblüffen. »Das habe ich nicht gesagt. Das habe ich nicht einmal gedacht.«
Vicki sprang auf und spürte ein gefährliches Zittern in den Oberschenkelmuskeln, sodass sie sich auf der Lehne ihres Stuhls abstützen musste. »Du hältst dich wohl für verdammt schlau. Du denkst, du weißt alles. Wusstest du, dass Barbara mitten in der Nacht anonyme Anrufe bei Ron gemacht hat?«, fragte Vicki, einen Gang zurückschaltend in dem Versuch, das Gespräch wieder unter Kontrolle zu bekommen.
»Was? Wovon redest du?«
»Es hat also ganz den Anschein, als gäbe es manches, das wir über unsere Freundin doch nicht wussten.«
Nun wirkte Susan reichlich verlegen. Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Meinetwegen, na und? Selbst wenn Barbara ein paar unbesonnene Anrufe gemacht hat, was ich nicht unbedingt glaube...«
»Natürlich nicht.«
»...ist das immer noch weit entfernt von Kindesmissbrauch.«
»Warum sollte Tracey lügen?«
»Also, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Meinst du, eine mögliche Entlassung aus der Haft könnte etwas damit zu tun haben?«
»Glaubst du, sie hat sich die ganze Geschichte nur ausgedacht?«
»Ich
weiß
, dass sie sich die ganze Geschichte nur ausgedacht hat.«
»Woher weißt du das? Du hast ja kaum zwei Tage mit ihr verbracht. Wie kannst du behaupten, sie so gut zu kennen?«
»Ich kenne sie überhaupt nicht! Aber ich kannte Barbara! Und du auch, verdammt noch mal.«
Vicki ging zum Fenster und starrte auf die Straße. Wartet auf mich, rief sie den Fußgängern stumm hinterher, die unten vorbeieilten. »Okay, also was sind die Fakten?« Sie wandte sich wieder Susan zu und tat so, als würde sie die Tränen in ihren Augen nicht sehen. »Wir haben ein sechzehnjähriges Mädchen, das zugibt, seine Mutter getötet zu haben.«
»Nachdem sie fortgesetzt Lügen erzählt hat. Der Polizei, mir, dir.«
»Ja, sie hat gelogen.«
»Und warum glaubst du, dass sie jetzt nicht lügt? Hast du zumindest den Hauch eines Beweises, um ihre Anschuldigungen zu untermauern?«
Vicki legte den Kopf nach hinten und massierte ihren Nacken. Susan hatte Recht. Sie hatte keine Beweise, nichts, was Traceys sensationelle Anschuldigungen unterstützte. Und ein paar Krokodilstränen würden den Geschworenen nicht reichen, um sich auf »nicht schuldig« zu einigen.
»Du hast keinen einzigen Beweis, oder?«, wollte Susan wissen.
»Es muss doch einen Grund für Traceys Tat geben.«
»Wer sagt das?«
»Mädchen ermorden ihre Mutter nicht einfach aus einer Laune heraus.«
»Vielleicht hat es Tracey nicht gefallen, dass sie für ihre Mutter nicht mehr der Mittelpunkt des Universums war. Vielleicht hat es ihr nicht gefallen, dass ihre Mutter dabei war, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Vielleicht hat ihr das Essen nicht gepasst, was Barbara an jenem Abend gekocht hat.«
»Oder vielleicht ist sie von ihrer Mutter missbraucht worden«, sagte Vicki ausdruckslos. »Sag mir eins, Susan. Würdest du Tracey genauso schnell für unglaubwürdig erklären, wenn sie dieselben Vorwürfe gegen ihren Vater erhoben hätte? Du kannst ihre Beschuldigungen doch nicht einfach abtun, nur weil Barbara eine Frau war.«
»Ich tue sie nicht ab, weil sie eine Frau war. Ich tue sie ab, weil Barbara meine Freundin war.«
»Und wenn ich dich in den Zeugenstand rufen würde...«
»Das würde ich nicht tun, wenn ich du wäre.«
Vicki zuckte die Achseln. »Du bist aber nicht ich.«
Susan marschierte zur Tür, riss sie auf und trat in den Flur. »Und dafür bin ich dem
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