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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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des Schreibtischs natürlich auch nicht ihre beste Freundin und beschimpfte sie. Vicki gab sich alle Mühe, Susans geringschätzigen Blick nicht als Beleidigung zu empfinden. Wenn alles vorbei war, so hoffte sie, würde Susan verstehen, warum sie so gehandelt hatte. »Du weißt, dass ich meine Mandantin nicht verraten darf.«
    »Aber deine Freundin zu verraten, damit hast du kein Problem.«
    »Ich verrate meine Freundin nicht. Ich schütze genau das Wesen, das für diese Freundin das Wertvollste auf der Welt war.«
    »Dieses
Etwas
meinst du wohl. Wie kannst du das tun?«
    »Tracey hat ein Recht auf die bestmögliche Verteidigung.«
    »Und das bist du?«
    »In diesem Fall, ja.«
    »Warum?«
    »Warum?«, wiederholte Vicki. Was für eine Frage war das?
    »Warum musst ausgerechnet du diejenige sein?«
    »Weil Tracey mir vertraut. Weil sie mich braucht. Weil ich ganz ehrlich glaube, dass Barbara es so gewollt hätte.«
    »Barbara hätte gewollt, dass du die Person verteidigst, die sie ermordet hat?«
    »In diesem Fall schon.«
    »Sie hätte gewollt, dass du ihr Andenken besudelst und ihren guten Ruf zerstörst?«
    »Es ist nicht meine Absicht, das zu tun.«
    »Ach wirklich? Du glaubst nicht, dass ihr Ruf darunter leiden könnte, dass du sie des Kindesmissbrauchs bezichtigst.«
    »Ich muss meine Mandantin verteidigen.«
    »Und Angriff ist die beste Verteidigung?«
    »Manchmal.«
    »Und dieses Mal?«
    Vicki blickte aus dem Fenster in den Regen. »Ich war genauso schockiert wie du von dem, was Tracey erzählt hat.«
    »Ja, die Zeitungen verkünden dein Entsetzen täglich auf der Titelseite. Du hast doch nicht etwa vor, potenzielle Geschworene zu beeinflussen, oder?«
    »Die Öffentlichkeit hat ein Recht, beide Seiten der Geschichte zu erfahren.«
    »Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf die Wahrheit.«
    »Oh bitte«, sagte Vicki. Konnte Susan wirklich so naiv sein?
    »Willst du mir erzählen, dass du den Müll, den Tracey absondert, tatsächlich glaubst?«
    »Was ich glaube, ist irrelevant.«
    »Komm mir nicht mit diesem Mist«, sagte Susan abschätzig. »Ich bin vielleicht keine Juristin, aber ich sehe genug fern, um zu wissen, dass du keine Zeugin aufrufen kannst, von der du weißt, dass sie einen vorsätzlichen Meineid begehen wird.«
    »Wer sagt denn, dass Tracey einen Meineid leisten wird?«
    »Ich«, erklärte Susan unbeirrt. »Und du auch, wenn du ehrlich bist.«
    »Willst du meine Integrität anzweifeln?«
    »Ich will deine Motive anzweifeln.«
    »Was soll das heißen? Dass ich das nur um des Geldes, des Ruhmes und der Publicity willen mache?«
    »Ich weiß es nicht. Ist es so? Wessen Aufmerksamkeit versuchst du in Wahrheit zu gewinnen, Vicki?«
    Vickis Herz schlug schneller, und sie spürte, wie ihre Wangen vor Wut rot anliefen. Worauf wollte Susan hinaus, verdammt noch mal? »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Nicht?«
    »Es geht nicht um mich«, fauchte Vicki in einem Tonfall, der Susan warnte, dass sie sich auf gefährlichem Terrain bewegte.
    »Eben«, erwiderte Susan, ohne sich einschüchtern zu lassen. »Barbara hat fest geschlafen«, fuhr sie noch im selben Atemzug fort. »Selbst wenn Traceys lächerliche Anschuldigungen stimmen, was ich keine Sekunde lang glaube, wie kannst du argumentieren, dass Tracey Angst um ihr Leben hatte, als sie ihre Mutter ermordet hat? Welche Bedrohung hätte eine schlafende Barbara denn darstellen sollen?«
    Vicki atmete langsam aus, froh, wieder auf vertrauterem Boden zu stehen. »Tracey war überzeugt, dass der Missbrauch weitergehen würde, wenn ihre Mutter aufwacht.«
    »Und? Konnte sie nicht weglaufen? Konnte sie es nicht ihrem Vater sagen? War Mord die einzige Möglichkeit?«
    »Sie sagt, der Missbrauch hätte begonnen, als sie noch sehr klein gewesen ist, und dass nie jemand etwas getan hätte, um ihr zu helfen.«
    »Das ist Quatsch, und das weißt du auch.«
    »Wirklich? Weißt du es?«
    »Was!«
    »Wie kannst du dir so sicher sein, dass Barbara Tracey nie missbraucht hat?«
    Susan schüttelte den Kopf. »Das ist doch absurd.«
    »Tatsache ist, dass du dir nicht sicher sein kannst. Keiner von uns kann das, egal, wie gut wir befreundet waren.«
    »Ich bin mir sicher«, beharrte Susan stur.
    War Susan schon immer so verdammt selbstgerecht gewesen? »Würdest du Barbara als eine gute Mutter bezeichnen?«, fragte Vicki unvermittelt.
    »Selbstverständlich.«
    »Eine engagierte Mutter?«
    »Ja.«
    »Könnte man ihre Beziehung mit Tracey nicht vielleicht als ein wenig
zu
eng

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