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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schülerin, die sie war. Dunkle Locken rahmten ihr bis auf den Hauch Mascara, den Tracey Sekunden bevor die Geschworenen den Gerichtssaal betreten hatten noch unbedingt hatte auftragen müssen, vollkommen ungeschminktes Engelsgesicht. Ganz die Tochter ihrer Mutter, dachte Vicki und sah, wie zwei Tränen in Traceys Augen schimmerten, als Michael Rose Barbaras Verletzungen im Einzelnen auflistete. »Habe keine Angst zu weinen«, hatte Vicki sie angewiesen. »Lass die Geschworenen sehen, wie sehr du deine Mutter geliebt hast.«
    Waren es echte Tränen oder befolgte Tracey lediglich den Rat ihrer Anwältin?
    Das geht dich nichts an, ermahnte Vicki sich und ließ ihren Blick ruhelos über die hohe Decke und die dunkle Wandtäfelung des gemütlichen alten Gerichtssaals schweifen. Ich bin nur ihre Anwältin. Nicht der Richter oder die Geschworenen. Meine Aufgabe ist es nicht, Schuld oder Unschuld festzustellen, ich muss meine Mandantin nur so gut wie möglich verteidigen.
    Wie oft musste sie sich noch daran erinnern, bevor sie aufhörte, sich so verdammt schuldig zu fühlen? Sie hatte einen Job zu erledigen, und das würde sie tun. Dass Chris und auch Susan seit Monaten nicht mit ihr gesprochen und sich beide freiwillig als Zeuginnen der Anklage gemeldet hatten, hatte sie nur in ihrer Entschlossenheit bestärkt und ihre Aufgabe ungleich leichter gemacht.
    »Meine geschätzte Kollegin wird versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass Tracey Azinger ihre Mutter in Notwehr getötet hat«, fuhr Michael halb angewidert, halb ungläubig fort. Nachdem er die Anklage dargelegt hatte, versuchte er jetzt die Verteidigung schon im Vorwege zu diskreditieren und Vickis möglichen Argumenten die Schärfe zu nehmen. »Sie wird die klaren, geraden Linien dieses Falles verwischen und an Ihr Bedürfnis appellieren zu glauben, dass Kinder ihre Eltern nicht einfach so ohne einen guten Grund töten. Und dafür wird sie zu der obszönen alten Kamelle greifen, dem Opfer die Schuld zu geben.«
    Obszöne alte Kamelle, wiederholte Vicki stumm und stellte sich ein altes Bonbon vor, das über den braunen Teppich des Gerichtssaals rollte. Vicki bremste die lächerliche Metapher mit der Spitze ihres Schuhs und trat sie mit ihrem Absatz in den unsichtbaren Staub. Den Geschworenen zuliebe schüttelte sie in gespielter Verzweiflung den Kopf und sah auf die Uhr. Michael redete jetzt seit gut vierzig Minuten.
    »Sie wird Ihnen erzählen, dass die hingebungsvolle Mutter eine Seite hatte, von der nur ihre Tochter etwas wusste, weil sie sie selbst vor ihren engsten Freundinnen mehr als ein Jahrzehnt lang verborgen hat. Sie wird versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass Barbara Azinger ein Ungeheuer war, das ihre Tochter regelmäßig und wiederholt missbraucht hat.«
    Aber welche Beweise hat die Verteidigung für diese haltlosen Anschuldigungen?, hörte Vicki Michael sagen, bevor er die Worte tatsächlich ausgesprochen hatte.
    »Keine«, erklärte Michael, seine eigene Frage beantwortend. »Die Verteidigung hat absolut keinen Beweis. Nichts als das Wort des Mädchens, das sie getötet hat.«
    »Meine Damen und Herren Geschworenen, verhindern Sie, dass die Verteidigung damit durchkommt«, flüsterte Vicki weiter mit und entfernte gleichzeitig einen winzigen weißen Fussel von ihrem glatten grünen Rock.
    »Die Fakten in diesem Fall sind unbestreitbar«, erinnerte Michael die Geschworenen, die ihm sämtlich aufmerksam zuhörten. »Lassen Sie sich von den rhetorischen und theatralischen Verrenkungen der Verteidigung nicht verunsichern.«
    Rhetorische Verrenkungen, wiederholte Vicki stumm. Der war neu.
    »Lassen Sie nicht zu, dass dieses Mädchen –«, Michael wies auf Tracey, die tief einatmete und ihm direkt in die Augen sah, »– das den Mord bereits gestanden hat, seine Mutter noch einmal ermordet.«
    Noch bevor Michael Rose Platz genommen hatte, war Vicki auf den Beinen und vor der Geschworenenbank. »Der Staatsanwalt hat vollkommen Recht, wenn er sagt, dass die Fakten in diesem Fall unstrittig sind. Am frühen Morgen des 18. August 1992 hat Tracey Azinger ein Fünfer Eisen aus einem Kleiderschrank im Erdgeschoss geholt und ihre Mutter damit erschlagen. Der Staatsanwalt hat Recht, wenn er sagt, dass sie anschließend die Polizei belogen und eine Geschichte über einen maskierten Eindringling erfunden hat, den sie sogar identifiziert haben wollte«, sagte Vicki, ließ ihren Blick über die Besuchergalerie gleiten und entdeckte Tony Malarek, der ihren Blick mit

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