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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wangenknochen pfirsichfarben abschattiert.
    Chris fasste sich unwillkürlich an die eigene Wange, auf der sie noch das Brennen von Tonys Handfläche spürte. Es war natürlich ein Unfall gewesen. Ja, er war wütend gewesen, hatte jedoch lediglich frustriert die Hand gehoben: Er hatte nicht erwartet, dass sie den Kopf wenden würde. Warum musste sie auch genau in diesem Moment ihren Kopf wenden?
    »Mein Gott, Baby, es tut mir so Leid«, hörte sie ihn rufen, und seine Stimme hallte in dem Krankenhauskorridor wider. »Alles in Ordnung? Du weißt doch, dass ich dir nicht wehtun wollte. Bitte verzeih mir. Du weißt doch, dass es ein Unfall war, oder nicht? Du weißt doch, wie sehr ich dich liebe. Bitte sag, dass du mir verzeihst, Baby. Ich verspreche dir, dass es nie wieder passieren wird.«
    »Irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte Barbara.
    »Nicht in Ordnung? Wieso?«
    »Weil du dabei bist, dir ein Loch in die Backe zu reiben.«
    Chris spürte, wie ihr Nacken heiß wurde und ihre Wangen rot anliefen. »Fühlt sich an, als würde ich einen Pickel bekommen«, log sie. Sie wurde richtig gut darin, ihre Freundinnen anzulügen.
    »Man sollte meinen, den Mist hätten wir hinter uns.« Barbara rutschte näher und untersuchte Chris' Wange mit geübtem Blick. »Ich sehe nichts.«
    »Es ist einer von denen, die unter der Haut liegen.«
    »Die sind die Schlimmsten.« Barbara sah sich seufzend um. »In Momenten wie diesem wünsche ich mir manchmal, ich würde rauchen.«
    »Bist du nervös?«
    »Ein bisschen. Hast du in letzter Zeit irgendwelche guten Witze gehört?«
    »Was sagt eine Mauer zur anderen?«, fragte Chris schüchtern.
    »Wir treffen uns an der Ecke?«
    »Ziemlich lahm«, gab Chris zu, und beide Frauen lachten. »Das kommt davon, wenn man seine neuen Witze von einer Vierjährigen hat.«
    Barbara atmete vernehmlich aus. »Was, wenn sie feststellen, dass ich keine Kinder mehr haben kann?«
    Chris nahm die Hände ihrer Freundin. »Das wird nicht passieren.«
    »Und wenn doch?«
    »Dann gebe ich dir eins von meinen«, sagte Chris leise, als Barbara den Kopf auf ihre Schulter legte. Sofort spürte sie den Tritt des Babys in ihrem Leib, als hätte der Kleine sie gehört, als ob er nach all den Monaten der Belagerung ihres Körpers Einblick hatte in alles, was sie sagte, dachte und fühlte. Und er hasste sie wegen dieser Gedanken. Er hasste sie schon jetzt. Rowdy, wiederholte sie stumm und versuchte, sich an den Klang zu gewöhnen, als das Baby eine Reihe gut gezielter Tritte auf ihre Blase abgab. Ich habe es nicht so gemeint, versuchte Chris zu erklären. Es war bloß ein Witz. Du bist mein eigen Fleisch und Blut, ich würde dich nie verlassen. Und es ist auch nicht so, als ob ich dich nicht lieben werde und schon jetzt liebe. Es ist nur...
    Nur was? Nur das falsche Timing? Hast du deinen Freundinnen das nicht erzählt? Dass ein drittes Kind das Letzte ist, was du im Augenblick gebrauchen kannst? Weil du so viele andere, so viele bessere Dinge zu tun hast? Weil du lieber mit deinen Freundinnen als mit deiner Familie zusammen wärst, hörte sie das Baby in ihrem Leib in Tonys vorwurfsvollem Tonfall sagen.
    »Nein!« Chris sprang auf.
    Sofort war Barbara neben ihr auf den Beinen. »Was ist los? Ist die Fruchtblase geplatzt?«
    Beide Frauen blickten auf den Boden, der zum Glück ebenso trocken war wie Chris' Hüften und Beine. Was war mit ihr los? Hatte sie jede Selbstbeherrschung verloren? »Ich muss mal auf die Toilette.«
    »Möchtest du, dass ich mitkomme?« Sorge verdüsterte Barbaras malvenfarben umrahmte, braune Augen.
    Das ist ja wirklich super, dachte Chris. Sie sorgt sich um mich, während ich eigentlich diejenige sein sollte, die sich um sie kümmert. Sie soll narkotisiert und aufgeschnitten werden, bevor man in ihr herumstochert und -popelt, während ich nur hier sitzen und ihr Gesellschaft leisten muss, bis sie an der Reihe ist, mehr nicht, und ich schaffe nicht einmal das. Ich bin ein absoluter Versager. Meine beste Freundin unterzieht sich dieser Tortur nur, weil sie sich ein zweites Kind wünscht, mehr als alles andere auf der Welt, und ich komme beinahe direkt vor ihren Augen nieder, mit Baby – sage und schreibe – Nummer drei. Wenn das nicht unsensibel war! Tony hatte Recht. Ich hätte nie herkommen dürfen.
    »Chris? Ist alles in Ordnung? Du siehst nicht besonders gut aus.«
    »Es geht mir gut«, log Chris.
    »Vielleicht solltest du besser nach Hause gehen.« Barbara sah auf die Uhr. »Man wird mich jetzt

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