Nur Wenn Du Mich Liebst
einer Biopsie ins Krankenhaus, und ich habe versprochen, sie zu begleiten.« Susan wappnete sich gegen einen Schwall von Vorwürfen: Wir haben hier ein profitables Unternehmen zu führen, Susan. Wie sollen wir auch nur ein paar von diesen großen Ideen umsetzen, wenn Sie Ihr Privatleben weiterhin über Ihren Job stellen? Der Grund für die sinkende Auflage, der
einzige
Grund für die sinkende Auflage und die Probleme dieser Zeitschrift sind Leute wie Sie, Leute, die ein paar flotte Sprüche machen können, aber ansonsten ach so verdammt beschäftigt damit sind, die Schulen ihrer Töchter zu besuchen und ihre Mütter zum Arzt zu bringen, anstatt an Konferenzen, die ihren Arbeitsplatz betreffen, teilzunehmen. Dies ist die wirkliche Welt, Susan. Also entscheiden Sie sich: Familie oder Karriere?
»Natürlich«, sagte Peter Bassett stattdessen.
Was? »Was?«
Er zuckte die Achseln. »Keine große Sache. Wir können auch ein anderes Mal über Ihre Ideen diskutieren. Die Zeitschrift wird ihre Schwerpunkte bestimmt nicht binnen Wochenfrist verändern, und im Moment geht Ihre Mutter natürlich vor. Sie braucht Ihre Unterstützung.«
»Danke«, flüsterte Susan und fragte sich, ob sie so perplex aussah, wie sie sich fühlte.
»Nicht der Rede wert.« Peter Bassett stieß sich von der Tischkante ab und dehnte seinen athletischen Körper. Er trat auf sie zu und legte sanft eine Hand auf ihre Schulter. Susan spürte seine warmen Finger durch ihren Pullover. »Es wird schon gut gehen. Denken Sie positiv.«
»Das werde ich tun«, sagte Susan mit angehaltenem Atem.
»Grüßen Sie Ihre Mutter von mir.« Peter Bassett nahm seine Hand von ihrer Schulter, lächelte sie bedauernd, aber gleichzeitig aufmunternd an und kehrte auf seinen Platz hinter dem Schreibtisch zurück.
Susan stand auf, wandte sich zur Tür, drehte sich jedoch noch einmal um, um sich erneut zu bedanken. Für sein Verständnis, seine Geduld und seine Klugheit. Wann hatte ihr das letzte Mal jemand mit so wachem Interesse zugehört? Doch Peter Bassett tippte bereits irgendwas in seinen Computer. Susans Blick schweifte zu dem Foto auf seinem Schreibtisch, wobei ihr zum ersten Mal ein zweites Foto auffiel, das eine attraktive Frau mit kurzem, dunklem Haar und einem gewinnenden Lächeln zeigte, die etwas jünger war als sie selbst. Zweifelsohne Mrs. Bassett, vermutete Susan und dachte, dass sie ihren beiden Söhnen sehr und ihrer schwierigen Tochter gar nicht ähnlich sah.
Sie sind eine glückliche Frau, Mrs. Bassett, erklärte Susan dem Bild mit den Augen. Ich hoffe, Sie wissen es zu schätzen. Dann öffnete sie die Tür und verließ das Büro.
12
»Tracey, guck mal, Süße, dieses Ensemble würde dir bestimmt prima stehen. Was meinst du?«
Tracey klappte ihr Buch zu, durchquerte das Wartezimmer und setzte sich neben ihre Mutter. Sie warf einen Blick auf die jüngste Ausgabe der
Victoria
in Barbaras Hand. »Ich glaube nicht, dass mir das stehen würde«, meinte sie zu der blau-weiß gestreiften Strickjacke und der passenden, schmalen, dunkelblauen Hose, die ein junges Model für die Kamera präsentierte.
»Warum nicht?«
»Na, guck sie dir doch mal an.« Tracey wies mit dem Kopf auf das Mädchen, das sich auf der Seite tummelte. »Sie hat keine Oberschenkel. Ich schon, falls du es noch nicht bemerkt hast.«
»Das ist bloß Babyspeck«, beruhigte Barbara sie, obwohl sie selbst nicht restlos überzeugt war. Im vergangenen Jahr hatte Traceys Körper eine radikale Veränderung durchgemacht. Mit Beginn ihrer ersten Periode hatte Tracey sich von einem schlaksigen Mädchen in etwas verwandelt, was man wohlwollend eine junge Frau von Format nennen konnte. Nicht, dass Tracey fett oder auch nur übergewichtig gewesen wäre. Sie ging bloß in die Breite, wo sie hätte schmal sein sollen, und war flach, wo Fülle angebracht wäre. Etwas, was sie garantiert von Rons Seite der Familie geerbt hatte, wie Barbara bitter entschieden hatte. »Der verschwindet bestimmt bald. Du musst bloß mit dem Junkfood aufhören und anfangen, vernünftig zu essen. Komm doch heute Nachmittag mit in den Fitnessclub. Weißt du, was wir machen könnten?«, fuhr sie beinahe im selben Atemzug fort, obwohl Tracey schon wieder in ihr Buch vertieft war. »Ich könnte einen Termin bei der Ernährungsberaterin machen, und wir könnten zusammen hingehen. Mir würde es bestimmt auch nicht schaden, ein paar Pfund abzuspecken, das wäre doch eine tolle Sache. Was meinst du?«
Tracey schaute ihre Mutter
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