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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Du musst doch wissen, wer ich bin, wen ich geheiratet und was ich geleistet habe. Es gibt keinen Grund, warum du so bescheiden leben musst. Du könntest im Luxus leben. Jeremy ist ein großzügiger Mann. Er würde alles tun, um mich glücklich zu machen. »Und über ihn musst du dir keine Sorgen mehr machen«, sagte Vicki, weil sie wusste und immer gewusst hatte, dass das abrupte Verschwinden ihrer Mutter die Schuld ihres Vaters gewesen war. Nicht, dass er sie körperlich misshandelt hätte wie Chris' Mann. Vicki bezweifelte, dass ihr Vater je im Zorn die Hand hatte heben müssen, um sein Missfallen spürbar zu machen. Er musste einen nur mit seinen kalten, hellbraunen Augen ansehen, und man wusste, dass man beurteilt und für mangelhaft befunden worden war, dass man, egal, wie man sich anstrengte, für ihn immer eine Enttäuschung bleiben würde.
    Kein Wunder, dass ihre Mutter gegangen war.
    Vicki blickte auf die Uhr. Fast eins. Bill Pickering hatte ihr berichtet, dass die Frau, die sich Rita Piper nannte, jeden Sonntagmorgen ehrenamtlich im Krankenhaus arbeitete und in der Regel gegen eins nach Hause kam. Natürlich hätte Vicki auch noch einkaufen oder eine Kleinigkeit essen gehen können. Ihr Magen knurrte vernehmlich. Sie hätte bei McDonald's Halt machen und einen Big Mac und einen Erdbeermilchshake zu sich nehmen sollen. Vielleicht noch eine Portion Pommes frites dazu. Sofort erfüllten durchaus reale Essensdüfte den Wagen. »Vielleicht habe ich noch Zeit, mir eine Kleinigkeit zu holen«, sagte Vicki und wollte den Wagen gerade anlassen, als sie einen alten grün-braunen Plymouth um die Ecke biegen und in die Einfahrt des kleinen weißen Hauses fahren sah. »Oh Gott«, sagte Vicki mit angehaltenem Atem und beobachtete, wie das Auto hielt und die Fahrerin ausstieg.
    »Mutter...«, flüsterte Vicki und spähte durch die Windschutzscheibe des Jaguar auf die kleine Frau mit dem rötlichen Haar, die lachend ausstieg und die Wagentür schloss. Warum lachte sie?
    Dann ging die Beifahrertür auf und eine weitere Frau stieg aus. Sie war hoch gewachsen, breiter und in jeder Beziehung größer als Rita Piper, mit einer dauergewellten blonden Mähne. Sie lachte ebenfalls. Offenbar hatte irgendwer etwas Komisches gesagt, vielleicht einen Witz erzählt. Was für einen Humor hatte ihre Mutter? Vicki wusste es nicht. Nachdem sie sie verlassen hatte, hatte ihr Vater sich geweigert, über sie zu sprechen, und alle Fotos von ihr zerstört bis auf das eine, das in Vickis Zimmer auf der Kommode stand, ein Porträt von Mutter und Tochter, das er wahrscheinlich vergessen hatte und das Vicki später, als sie die Gefahr spürte, unter ihrer Matratze versteckt hatte.
    Vicki griff in ihre Handtasche, zog das kleine Foto heraus, das sie hinter ihrem Führerschein in der Brieftasche aufbewahrte, und starrte auf das Bild einer schönen, jungen Frau, die bei der Geburt ihrer Tochter erst zwanzig gewesen war. Ihr schulterlanges rotes Haar fiel auf die seidige Wange des Babys, und in ihren leuchtenden grünen Augen lag zu gleichen Teilen Freude und Traurigkeit. »Ich habe die Augen meines Vaters«, stellte Vicki fest und strich sich eine Strähne ihres roten Haares, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte, hinters Ohr. »Schwein gehabt«, sagte sie und beobachtete, wie die beiden Frauen das Haus betraten und die Tür hinter sich schlossen.
    Was jetzt?
    Sie konnte nicht einfach anklopfen und ihr Geburtsrecht geltend machen, während ihre Mutter Gesellschaft hatte. Sie musste warten, bis die Besucherin gegangen war. Vicki lehnte sich in ihren schwarzen Ledersitz zurück und fragte sich, wie lange das dauern würde. Sie schaltete den Motor wieder ab, schloss die Augen, versuchte nagende Hungergefühle zu ignorieren und döste rasch ein.
    Ein klatschendes Geräusch an der Seitenwand des Wagens weckte sie.
    »Entschuldigung«, sagte eine junge Stimme, und Vicki richtete sich kerzengerade in ihrem Sitz auf. Ein kleiner Junge rannte über die Straße, hob einen blauen Gummiball auf und warf ihn einem anderen Jungen auf der anderen Straßenseite zu.
    Was war los? Wo war sie? Wie spät war es?
    Die Antworten kamen so schnell wie die Fragen. Sie saß in ihrem Auto in Louisville, Kentucky, wartete darauf, ihre Mutter zur Rede zu stellen, und es war fast vier Uhr nachmittags. »Vier Uhr!« Es konnte doch nicht schon vier Uhr sein. Sie konnte doch nicht drei Stunden geschlafen haben! Das war unmöglich. Sie schlief tagsüber nie. Die Uhr musste defekt

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