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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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vielleicht verteidigen. Sie drehte sich mit dankbarem Blick um, doch Wyatt hielt seinem kleinen Bruder nur wütend seinen Gameboy vor die Nase. »Wegen dir habe ich mich vertan! Du vermasselst immer alles!«
    »Mami!«, protestierte Rowdy, kletterte vom Schoß seines Vaters, rannte auf sie zu und prallte gegen ihre Knie, sodass ihr Tonys Hemden aus der Hand glitten und zu Boden fielen.
    Sofort stand Tony neben ihr und zerrte den sich an sie klammernden Jungen gewaltsam weg. »Bist du etwa ein Muttersöhnchen – rennst zu Mami, statt dich zu wehren? Los, geh wieder rein und gib deinem Bruder eins auf die Nase.«
    »Tony!«
    »Ich dachte, du hättest Wäsche, um die du dich kümmern musst«, sagte Tony, während Rowdy zurück ins Wohnzimmer rannte, um seinen Bruder herauszufordern. Während sie sich bückte, um die Hemden wieder aufzuheben, beobachtete Chris ängstlich, wie sich zwischen den beiden Jungen eine Balgerei entwickelte.
    Tony lächelte und gab ihr im Weggehen einen verspielten Klaps auf den Hintern. Wahrscheinlich hat er für später etwas Besonderes im Sinn, dachte sie, betrat die Waschküche und zog die Tür hinter sich zu, um den Streit der beiden Jungen nicht mit anhören zu müssen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Montana ihre Bücher auf den Tisch knallte, frustriert aus dem Zimmer rannte und ihre Mutter anschrie: »Was ist los mit dir? Kannst du denn gar nichts richtig?« Und was sollte sie antworten? Nichts. Sie war so nutzlos, wie alle behaupteten.
    Chris ließ das warme Wasser laufen und senkte die Hemden ihres Mannes in das große Becken neben der Waschmaschine und dem Trockner. Schon vor geraumer Zeit hatte Tony entschieden, dass die Wäscherei eine unnötige Ausgabe war und er seine Hemden lieber von Hand gewaschen und gebügelt hätte. Chris hatte jede Menge Freizeit, es gab also keinen Grund, warum sie die Wäsche seiner Hemden nicht in die tägliche Hausarbeit einbeziehen konnte. Er hatte auf
Hand
wäsche bestanden, obwohl sie ihm die Waschanleitung gezeigt hatte, die besagte, dass man die Hemden auch problemlos in der Maschine waschen und trocknen konnte. Die Diskussion endete mit einer schallenden Ohrfeige, die ihre Augen in ihren Höhlen wackeln ließ und einen dicken Striemen auf ihrer Wange hinterlassen hatte, der erst nach drei Tagen wieder verschwunden war.
    Anfangs hatte Tony ihr beim Waschen zugesehen und jede ihrer Handbewegungen kritisiert. Das Wasser war entweder zu heiß oder zu kalt, sie benutzte entweder zu viel oder nicht genug Waschmittel, sie bearbeitete die Flecken entweder zu behutsam oder zu heftig. Und was überhaupt los sei mit ihr, kriegte sie denn gar nichts auf die Reihe?
    Doch nach einer Weile hatte es ihn gelangweilt, er hatte sie sich selbst überlassen, und Chris hatte festgestellt, dass sie das Ritual, Tonys Hemden von Hand zu waschen, inzwischen regelrecht genoss. Das warme Wasser an ihrer Haut, die gleichmäßige Bewegung ihrer Finger, die sich mühten, die Schweißflecken aus den Kragen zu schrubben, der feine Rhythmus der nassen Baumwolle, die gegen den emaillierten Beckenrand klatschte. Der Frieden und die Ruhe, das Glück des Alleinseins. Der Waschraum war zum einzigen Ort geworden, an dem sie sich sicher fühlte, zum einzigen Raum, den sie ihren eigenen nennen konnte.
    Ein Zimmer für sich allein, dachte sie und erinnerte sich an den Roman von Virginia Woolf. Susan hatte ihn ihr geliehen, und sie hatte ihn gierig verschlungen. Wie viele Jahre war das jetzt her? Ein ganzes Leben lang. In einem anderen Leben, in dem sie weder dumm noch nutzlos gewesen war. Ein Leben, in dem es Bücher, Filme und Spaß gegeben hatte. Ein Leben, in dem sie Humor gehabt hatte, Leute zum Lachen bringen konnte und auch selbst gelacht hatte. Ich hatte einmal so ein Leben, erinnerte sie sich, während sie die Seife aus Tonys Hemden wrang. Ich hatte Spaß. Ich hatte Liebe. Ich hatte Freundinnen.
    Die Grandes Dames, dachte Chris lächelnd und stellte sich die vier jungen Frauen vor, die unsicher auf dem Rand des Sandkastens in dem kleinen Park am Ende der Grand Avenue hockten. Was ist nur aus uns geworden?
    Sie hielt sich weiter auf dem Laufenden über sie. Wichtige Einzelheiten ihres Lebens drangen aus der Ferne zu ihr durch, sporadisch und bruchstückhaft wie in einem Traum. Gelegentlich las sie in der Zeitung von Vickis Heldentaten, hörte in den Abendnachrichten von Jeremys neuestem Coup. Im Wartezimmer der Notaufnahme hatte sie einmal Susans Namen im Impressum einer

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