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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gesehen hast?« Ihre Stimme war kalt und fest, ein Warnzeichen, das er inzwischen sehr wohl zu deuten wusste. Wenn es ihm jetzt nicht gelänge, den Streit beizulegen, würde er sich in den Abend hinein fortsetzen – und das durfte er auf keinen Fall riskieren.
    »Hör mal zu, Schatz –«
    »Es sei denn, es gibt da etwas, was du mir nicht gesagt hast.« Sie stand regungslos da, die Hände um die Vase mit dem fertigen Blumenarrangement gelegt.
    »Sei nicht albern, Louise. Warum hätte ich es dir denn verheimlichen sollen, wenn ich dieser Frau schon mal begegnet wäre?«
    »Da fallen mir spontan eine ganze Menge Gründe ein.«
    Er schabte die Pilze und den Knoblauch in den vorbereiteten Topf mit zerlassener Butter und überlegte sich, was er darauf antworten sollte. Er würde niemals lernen, wie er sich zu verhalten hatte, wenn sie in dieser Stimmung war. Er hatte es schon mit Spott und Sarkasmus probiert, mit wütendem Leugnen – und alles ohne den geringsten Erfolg. Aber je länger er zögerte, desto sicherer würde sie sein Schweigen als Eingeständnis seiner Schuld interpretieren. »Louise –«
    Sie fuhr herum, und er sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass es zu spät war. Er hatte den Kürzeren gezogen; der Abend war nicht mehr zu retten. »Was ist bloß in dich gefahren, John?«, zischte sie ihn an. »Wie konntest du dir nur einbilden, dass ich es gutheißen würde, wenn du dich dafür missbrauchen lässt, die Ehe einer anderen Frau zu sabotieren?«
    Der Zug raste weiter Richtung Norden, und bald wichen die Wiesen und Felder Northumberlands und die sanften Hügel der Scottish Borders Granitfelsen und dichten Wäldern, und diese wiederum den mit Heidekraut bewachsenen Hochmooren. Gemma blickte aus dem Fenster, fasziniert von dem wirren Muster aus dunkleren und helleren Flecken, das die Moorlandschaft überzog, als habe jemand eine von ungeschickten Kinderhänden gezeichnete Weltkarte über das Hochland gebreitet.
    »Sie brennen das Heidekraut ab«, erklärte Hazel auf Gemmas Frage hin den merkwürdigen Effekt. »Die nachwachsenden Pflanzen dienen als Nahrung für die Moorhühner.«
    »Und die gelben Flecken?«
    »Das tiefe Goldgelb ist Stechginster. Wunderschön anzuschauen, aber piekst gemein, wenn man hineinfällt. Und das etwas blassere Gelb«– Hazel deutete auf die blühenden Pflanzen, die die Bahngleise säumten –»ist Besenginster.«
    »Und das weißt du alles noch von deiner Kindheit her?«, fragte Gemma. Hazel hatte ihr erzählt, dass sie als kleines Mädchen in dieser Gegend gewohnt hatte, bevor ihre Eltern mit ihr nach Newcastle gezogen waren.
    »Ach…« Die Frage schien Hazel ein wenig aus der Fassung zu bringen. »Ich habe eine Zeit lang hier in der Gegend gearbeitet, gleich nach dem Studium.«
    Noch bevor ihr Gemma weitere Details entlocken konnte, wurden sie durch die Ankunft des Teewagens unterbrochen. Kurz darauf erreichten sie den Bahnhof von Aviemore, der wie ein überdimensioniertes Puppenhaus aussah.
    Mit großen Augen bestaunte Gemma die bunte Lebkuchenhaus-Architektur des Bahnhofsgebäudes. Hazel musste lachen, als sie ihren Gesichtsausdruck sah. »Das ist bei weitem das schönste Gebäude in ganz Aviemore«, sagte sie, als sie ihr Gepäck aus der Ablage wuchteten. »Der Bahnhof weckt große Erwartungen, aber Aviemore ist nur ein Zentrum des Ski- und Wandertourismus, und viel mehr hat die Stadt nicht zu bieten.«
    Am Schalter der Autovermietung im Bahnhofsgebäude holten sie die Schlüssel ihres Mietwagens ab und traten dann hinaus in das Abendlicht. Auf den ersten Blick fand Gemma Hazels Einschätzung bestätigt. Die High Street war von Bergsportläden und Restaurants gesäumt; auch gab es einen modernen Supermarktkomplex. Zur Linken erhob sich auf einer grünen Anhöhe der steinerne Block des Hilton, zur Rechten, jenseits des Parkplatzes, befand sich das Polizeirevier. Doch im Osten, hinter dem Bahnhof, erhoben sich nebelverhangene Berggipfel, vergoldet vom Schein der Abendsonne.
    »Fahren wir dorthin?«, fragte Gemma, als sie ihre Taschen im Kofferraum des roten Honda verstaut hatten, der auf dem Parkplatz für sie bereitstand, und deutete auf die Berge.
    »Die Pension ist im Tal des River Spey. Aber hier in der Gegend kann man von jedem Punkt aus die Berge sehen«, fügte Hazel hinzu. Gemma glaubte, eine gewisse Wehmut aus ihrer Stimme herauszuhören.
    »Du kennst den Weg?«, fragte sie mit wachsender Neugier, als sie sich anschnallten und Hazel die von der Autovermietung zur

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