Nur zu deinem Schutz (German Edition)
Betreten eines Privatgrundstücks.«
»Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen – er hat lediglich an eine Tür geklopft«, gab Myron zurück.
»Erklär du mir nicht das Gesetz.«
Myron schüttelte den Kopf und wollte auf den Ausgang zugehen, als Taylor ihn erneut daran hinderte. »Wo willst du hin? Habe ich mich eben nicht deutlich genug ausgedrückt? Bevor ihr geht, will ich deinem Neffen ein paar Fragen stellen.«
»Er wird deine Fragen nicht beantworten.«
»Sagt wer?«
»Sein Anwalt.«
Chief Taylor sah Myron an, als wäre er etwas, mit dem ein Hund gerade den Gehsteig verziert hätte. »Ach, na klar. Das hätte ich fast vergessen. Nachdem du deine Basketball-Karriere in den Sand gesetzt hast, bist du ja ein verdammter Rechtsverdreher geworden.«
Myron grinste bloß. »Wir müssen jetzt wirklich los.«
»Du willst es also auf die harte Tour? In Ordnung, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als den Jungen über Nacht hierzubehalten.«
Myron warf einen Blick über die Schulter. Außer uns standen noch zwei Officer im Flur, die jetzt betreten den Blick senkten. Sie waren offensichtlich nicht besonders erpicht darauf, die harte Tour durchzuziehen.
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte Myron. »Ich kann jetzt schon hören, wie der Richter dich dafür auslacht.«
»Du willst es also wirklich darauf ankommen lassen?«, fragte Taylor.
Nein, dachte ich.
»Mein Neffe hat nichts getan, was gegen das Gesetz verstößt.« Myron trat einen Schritt auf Taylor zu. »Aber soll ich dir mal sagen, wer gegen das Gesetz verstoßen hat, Eddie?«
Chief Taylor – der anscheinend Eddie mit Vornamen hieß – erwiderte darauf nichts.
» Du , Eddie. Zum Beispiel, als du in der neunten Klasse unser Haus mit Eiern beworfen hast«, fuhr Myron fort. »Erinnerst du dich daran? Du bist damals von der Polizei geschnappt worden, aber die haben dich und deinen blöden Hintern damals nicht in eine Zelle verfrachtet, sondern nach Hause gefahren. Oder als Chief Davis dich dabei erwischt hat, wie du Bierflaschen an der Mauer der Schule zertrümmert hast. Du hast den großen Macker gespielt, weißt du noch? Aber als Davis dann angerückt ist, hast du angefangen, wie ein Baby zu flennen …«
»Sei still!«
Myron wandte sich an mich. »Wie war das, als er dich in den Streifenwagen verfrachtet hat, Mickey? Hast du geheult?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Tja, Chief Taylor hat damals geheult, weißt du? Wie ein kleiner Hosenscheißer. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Rotz und Wasser hast du …«
Taylor lief sportwagenrot an. »Halt endlich die Klappe!«
Die beiden Officer im Hintergrund prusteten leise.
»Aber selbst Chief Davis hat dich damals nach Hause gefahren«, fuhr Myron ungerührt fort. »Er hätte dich niemals in eine Zelle geworfen, nur weil er mit deinem Onkel noch eine Rechnung offen gehabt hätte. Und weißt du, warum er das nicht getan hätte? Weil so etwas schlicht feige und charakterlos ist.«
Taylor rang nach Atem. »Du glaubst, dass es darum geht?«
Myron ging noch näher an Taylor heran. »Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.«
»Komm mir bloß nicht zu nahe, Myron.«
»Sonst was?«
»Willst du dir wirklich den Polizeichef zum Feind machen?«
»So wie es aussieht«, Myron fasste mich am Arm und schob mich an Taylor vorbei Richtung Ausgang, »ist er das schon.«
Als wir in den Wagen stiegen, sagte er: »Hast du irgendetwas getan, das gegen das Gesetz verstößt?«
»Nein.«
»Du hast mich nach dem Haus der Hexe gefragt. Und wolltest ihr mitten in der Nacht einen Besuch abstatten.«
Ich antwortete nicht.
»Gibt es irgendetwas, das du mir dazu sagen möchtest?«, fragte Myron.
Ich dachte kurz nach. »Nein. Im Moment jedenfalls nicht.«
Er nickte. »Okay.«
Das war alles. Er stellte keine weiteren Fragen, sondern startete den Wagen und wir fuhren schweigend nach Hause – nur dass es diesmal zur Abwechslung einmal ein angenehmes Schweigen war.
❊ ❊ ❊
Als ich in dieser Nacht von meinem Vater träumte, lebte er noch.
Er hält einen Basketball in der Hand und lächelt mich an.
»Hey, Mickey.«
»Dad?«
Er nickt.
Mich durchströmen ein unglaubliches Glücksgefühl und grenzenlose Zuversicht. Vor Freude kommen mir fast die Tränen. Lächelnd laufe ich auf ihn zu, aber plötzlich ist er verschwunden. Als ich mich umdrehe, steht er hinter mir. Ich laufe wieder auf ihn zu und wieder verschwindet er. Mich streift der Gedanke, dass das alles vielleicht nur ein Traum und
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