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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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abgehalten wurde als auch für die angehenden Neuntklässler, von denen sich aber alle schon seit der Grundschule kannten. Typisch Kleinstadt eben.
    Eigentlich sollte so ein Einführungstag dazu da sein, sich seinen Stundenplan zusammenzustellen, überall herumgeführt zu werden und vielleicht mit ein paar Mitschülern Bekanntschaft zu machen. Aber nein, das reichte noch nicht. Wir mussten zusätzlich an total schwachsinnigen, entwürdigenden und komplett peinlichen »Teambildungs-Übungen« teilnehmen.
    In der ersten ging es um Vertrauen und Sich-fallen-Lassen, und wir sprechen hier nicht von Sich-fallen-Lassen im übertragenen Sinn. Ms Owens, eine Sportlehrerin mit einem breiten Lächeln, das aussah, als wäre es ihr von einem volltrunkenen Clown aufs Gesicht gepinselt worden, begann die Übung damit, uns mit penetrant guter Laune zu terrorisieren.
    »Guten Morgen allerseits!«
    Hier und da ertönte unterdrücktes Stöhnen.
    Dann – und ich hasse es, wenn Erwachsene das machen – rief sie: »Kommt schon, Leute! Ich weiß genau, das könnt ihr besser, also lasst es uns noch mal versuchen! Guten Morgen allerseits!«
    Die Schüler gaben ein lautes »Guten Morgen« zurück, aber nicht, weil Ms Owens sie überzeugt hatte, sondern damit sie endlich mit dem Quatsch aufhörte.
    Anschließend teilte sie uns in Sechsergruppen auf – in meiner waren drei angehende Neuntklässler und zwei Schüler aus der Oberstufe, die wie ich gerade erst in die Stadt gezogen waren.
    »Okay! Gleich werdet ihr euch der Reihe nach mit verbundenen Augen auf dieses Podest hier stellen!« Ms Owens schien ihre Sätze immer mit einem Ausrufezeichen beenden zu müssen. »Und dann möchte ich, dass ihr die Arme vor der Brust verschränkt und so tut, als würde das Podest in Flammen stehen! Oh Gott!« Sie presste die Hände auf die Wangen wie der Junge auf dem Filmplakat von »Kevin allein zu Haus«. »Es ist so schrecklich heiß, dass ihr euch nach hinten fallen lassen müsst!«
    Jemand hob die Hand. »Warum sollen wir unsere Arme verschränken, wenn das Podest in Flammen steht?«
    Zustimmendes Murmeln.
    Ms Owens’ Dauerlächeln blieb an Ort und Stelle, aber ich meinte, ein leichtes Zucken unter ihrem rechten Auge zu sehen. »Weil ihr an den Armen gefesselt seid!«
    »Ähm, sind wir aber doch gar nicht.«
    »Ihr tut so, als ob!«
    »Aber wenn wir so tun, als seien wir gefesselt, wozu brauchen wir dann die Augenbinde? Können wir nicht auch einfach so tun, als könnten wir nichts sehen?«
    »Oder die Augen zumachen?«
    Ms Owens rang um Fassung. »Das Podest brennt! Es ist so heiß, dass ihr euch rückwärts fallen lasst!«
    »Rückwärts?«
    »Würde man in so einem Fall nicht eher springen, Ms Owens?«
    »Genau. Warum sollten wir uns nach hinten fallen lassen? Ich meine, wenn doch angeblich das ganze Podest brennt.«
    Ms Owens reichte es. »Weil ich es euch sage! Ihr werdet euch nach hinten fallen lassen! Die anderen aus der Gruppe werden euch auffangen! Und das Ganze machen wir so lange, bis jeder einmal dran war!«
    Wir fügten uns in unser Schicksal, auch wenn ein paar von uns sichtlich schluckten. Ich bin einsfünfundneunzig groß und wiege hundert Kilo. Ich sah den Leuten aus meiner Gruppe an, dass ihnen bei der Vorstellung, mich gleich auffangen zu müssen, etwas mulmig wurde. Und dann war da noch eine von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete angehende Neuntklässlerin in meinem Team, die ziemlich fett war. Ich weiß, ich sollte sie nicht fett nennen, sondern stattdessen lieber ein politisch korrektes Wort benutzen, aber mir fällt keines ein, das nicht irgendwie herablassend klingt. Korpulent? Pummelig? Vollschlank? Ich meine das ganz ohne Wertung, so wie ich auch hager, dürr oder schmächtig sagen würde.
    Das dicke Mädchen zögerte, bevor sie als Erste auf das Podest stieg. Jemand in unserer Gruppe lachte. Dann fing noch einer an.
    Ich habe wirklich keine Ahnung, wozu diese Übung gut sein sollte, außer diesem Mädchen zu zeigen, dass die Grausamkeiten nicht aufhören würden, wenn sie auf die Highschool kam.
    Als sie sich nicht sofort nach hinten fallen ließ, sagte einer der anderen Neuntklässler mit gehässigem Grinsen: »Na los, Ema, mach dich mal locker. Wir fangen dich schon auf.«
    Seine Stimme klang nicht gerade vertrauenerweckend. Ema zog die Augenbinde herunter und schaute sich zu uns um. Als unsere Blicke sich trafen, nickte ich ihr aufmunternd zu. Schließlich ließ sie sich fallen, und wir fingen sie auf, wobei sich ein paar

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