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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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solche Rausschmeißertypen vorstellt – unterzog mich einer ausführlichen Musterung und deutete dann auf ein verwittertes Schild neben dem Eingang: EINTRITT AB 21 JAHREN.
    Ich kam zu dem Schluss, dass es nicht besonders klug wäre, den Hünen nach Antoine LeMaire zu fragen, sondern zog stattdessen meinen gefälschten Ausweis heraus, laut dem ich das erforderliche Mindestalter erreicht hatte. Er warf einen Blick darauf, sah wieder mich an und dachte sich wahrscheinlich, dass er gefälscht war, schien sich aber nicht weiter daran zu stören.
    Obwohl es erst fünf Uhr nachmittags war, herrschte im Club reges Kommen und Gehen. Die Gäste – Männer in Jeans- und Flanellhemden, Turnschuhen und Arbeitsstiefeln, aber auch Anzugträger mit Krawatte und polierten Budapestern – gaben sich die Klinke in die Hand. Manche von ihnen tauschten zur Begrüßung oder zum Abschied Fauststöße mit dem Hünen.
    »Macht dreißig Dollar«, informierte er mich.
    Wow. »Dreißig Dollar Eintritt?«
    Er nickte. »Einschließlich Büfett. Heute mexikanisch.«
    Ich schüttelte mich innerlich bei der Vorstellung. Nachdem ich mein Einverständnis signalisiert hatte, machte er die Tür auf und winkte mich durch. Ich trat ein und stand plötzlich im Dunkeln. Erst als meine Augen sich an das schummrige Licht gewöhnt hatten, sah ich eine Frau oder genauer gesagt ein Mädchen, das ungefähr in meinem Alter sein musste, hinter einer Kasse stehen. Ich gab ihr die dreißig Dollar, worauf sie mir einen Teller reichte und mich dabei kaum anschaute. »Für das Büfett«, erklärte sie gelangweilt. »Hier geht’s rein.« Sie zeigte auf einen Vorhang zu ihrer Rechten.
    Ich blickte auf den weißen Teller hinunter. In der Mitte prangte die gleiche Frauen-Silhouette wie auf der Markise, und auf dem Rand stand der ziemlich eindeutige Spruch: Plan B – der Ort, an dem du dich tröstest, wenn Plan A schiefgelaufen ist.
    Mein Mund fühlte sich trocken an und mir zitterten ein bisschen die Knie. Ich war nervös, ja, aber auch ziemlich neugierig, wie ich zugeben muss. Es war das erste Mal, dass ich in so einen Laden ging. Ich hätte mir gewünscht, ganz cool und erwachsen damit umgehen zu können, aber irgendwie kam ich mir wahnsinnig verwegen vor und genoss es, etwas Verbotenes zu tun.
    Im Inneren der Bar empfingen mich dröhnende Musik und ein Bankautomat, an dem man sich Bargeld in Fünfern, Zehnern und Zwanzigern ziehen konnte – das Trinkgeld für die Tänzerinnen. Männer lungerten vor der Bühne herum, die meisten tranken Bier, während die Frauen vor ihnen in Stilettos tanzten, die hoch genug waren, um als Stelzen durchzugehen. Ich versuchte, sie nicht allzu offensichtlich anzustarren. Einige der Tänzerinnen waren wirklich schön, aber es waren auch welche dabei, die nicht so toll aussahen. Ich beobachtete, wie sie die Männer antanzten. Auf einem Schild am Bühnenrand stand zwar WER GRAPSCHT, FLIEGT, aber das hinderte die Typen nicht daran, eifrig Scheine in ihre Stringtangas zu stecken.
    Neben der Bühne war das Büfett aufgebaut. Ich warf einen kurzen Blick darauf – krümelige Nachos und Schüsseln mit Chili con Carne, auf dem eine ranzig aussehende Ölschicht schwamm. Auch wenn es in dem Laden so dämmerig war, dass man kaum etwas sehen konnte, reichte es, um zu erkennen, dass er ein echtes Dreckloch war. Ich war weiß Gott kein Bazillenphobiker, aber auch ohne das Schild mit der Warnung hätte ich hier nichts »angrapschen« wollen.
    Und jetzt?
    Ich erspähte einen freien Platz in einer der Sitznischen. Kaum hatte ich mich gesetzt, nahmen zwei Frauen Kurs auf mich. Die eine trug ein tief ausgeschnittenes, hautenges Top, hatte feuerrote Haare und setzte sich neben mich. Schwer zu sagen, wie alt sie war. Für eine Zwanzigjährige hätte sie ziemlich verlebt ausgesehen, für eine Dreißigjährige passabel und für eine Vierzigjährige richtig gut. Ich tippte auf zwanzig. Die andere Frau war die Bedienung.
    Die Rothaarige lächelte mich an. Sie gab sich wirklich Mühe, das Lächeln echt erscheinen zu lassen, aber es wirkte trotzdem geschauspielert und schaffte nicht den Weg bis zu ihren misstrauischen Augen. Es war ein strahlendes, breites Lächeln und gleichzeitig eines der traurigsten, das ich je gesehen hatte.
    »Hi. Ich bin Candy«, stellte sie sich vor.
    »Ich bin M… äh … Bob«, sagte ich. »Ich bin Bob.«
    »Bist du sicher?«
    »Doch, doch klar. Bob.«
    »Du bist süß.«
    »Äh … Danke«, stotterte ich.
    Selbst wenn ich nervös bin,

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