Nuramon
schlagen hast«, sagte Nylma, doch diese Erinnerung machte ihm nicht gerade Mut. Eigentlich hätte das Gestein sich in der Luft vermehren und in einem Hagel gegen die Rüstung schlagen sollen, aber er hatte sich so sehr darauf konzentriert, Kraft in den Zauber zu legen, dass er vergessen hatte, den eigentlichen Zauber zu wirken. All die Kraft war in dem Stein verblieben und hatte mit diesem die Rüstung durchdrungen. »Aber das war ein Fehler«, sagte er. »Ich hatte versagt.«
Nylma starrte ihn mit hocherhobenen Augenbrauen an und sagte: »Das Versagen von gestern ist manchmal das Gelingen von heute.« Sie lächelte schelmisch. »Also versage so richtig schön!«
Gaerigar musste grinsen. So wandte er sich um und befahl den Merelbyrern, die den Rammbock antrieben, Platz zu machen. Nur Nylma und Yargir blieben an seiner Seite, während er unter den verstreuten Felsbrocken einen faustgroßen heraussuchte, ihn in der Hand wog und seine Beschaffenheit mit seiner Magie erspürte. Es war, als hielte er einen Schwarm Fliegen in seiner Hand gefangen und als wollte er sie dazu bringen, zusammenzubleiben, sobald er ihnen die Freiheit schenkte.
Er holte aus, spannte die magischen Kräfte, ließ sie fahren und warf den Stein mit aller Macht dem Tor entgegen. Als wäre der Stein mit ihm durch ein Seil verbunden, riss es Gaerigar nach vorn; und als durchbräche eine glühende Bestie im Innern seines Körpers seinen Brustkorb, um ins Freie zu gelangen, riss sich ein Stoß Magie von ihm los und folgte dem Stein. Mit einem Donnern traf der Zauber das Tor, und eine Wolke aus Splittern und Staub wölbte sich in die Luft.
Benommen blinzelte Gaerigar und bemühte sich, etwas zu erkennen. Während Nylma und Yargir langsam wieder die Köpfe hoben und seine Krieger den Rammbock erneut in Stellung brachten, legte sich die Staubwolke und gab den Blick auf ein Loch frei, das groß wie ein Rundschild war. Gaerigar starrte es an und konnte nicht glauben, dass er diese Öffnung tatsächlich geschaffen hatte.
»Holt die Äxte!«, befahl Yargir.
Während die Merelbyrer sich daranmachten, das Loch zu vergrößern und den Balken durchzuschlagen, schaute Gaerigar immer wieder zwischen Nylma und Yargir hin und her – und beide grinsten ihm voller Stolz entgegen.
Als Nuramon sah, wie Loramu im letzten Augenblick schützend vor ihn sprang und einem der Ringträger den Hals aufschnitt, richtete er sich mit aller Gewalt auf. Kaum war er auf den Beinen, wich er einem Schwerthieb aus, und die Klinge, die ihm gegolten hatte, traf einen der Ringträger. Seite an Seite mit Loramu kämpfte er sich Tarsun entgegen. Der Hofmagier setzte zur Flucht an, aber Nuramon war fest entschlossen, ihn nicht entkommen zu lassen.
Aswyrun wandte sich von dem Kampf, in den er gerade verwickelt war, ab und stellte sich Tarsun in den Weg. Doch der Magier hob im Lauf die Hand und sandte Nuramons zweiten Schwertfürsten mit einem Lichtstrahl zu Boden, wo er sich zuckend und unter Schmerzen wand. Die varmulischen Krieger fielen über Aswyrun her und stießen ihm die Klingen in den Leib. Keine zwei Wimpernschläge später kamen Nuramon und Loramu wie die Falken über sie und raubten ihnen das Leben. Nur Tarsun verschwand inmitten einer Kriegsschar, die ihm den Rückzug deckte.
»Hinterher!«, rief Nuramon, doch Loramu packte ihn am Arm. »Nein, Nuramon! Dort unten laufen wir in eine Falle.« Sie schaute auf den toten Körper Aswyruns hinab. »Wir müssen uns ausruhen. Ich bitte dich!«
Nuramon atmete durch und ließ seinen Blick über all die Toten und Verletzten wandern. Das minderte seinen Zorn nicht, aber es ließ ihn verharren. Schließlich nickte er.
Nachdem sie die Ringe der Zauberer eingesammelt und deren Kraft für einen Heilzauber verwendet hatten, brachten sie die Toten und Verletzten zurück ins Lager auf dem Hügel.
Noch ehe der Morgen kam, zogen die Varmulier aus den Wäldern ab. Sie verließen die Hügel und strebten nach Süden in ihre Lager zurück. »Wir haben die Stadt«, erklärte Bjoremul, und im Morgengrauen kam einer von Jasgurs Boten und bestätigte die Vermutung.
Kurz darauf wies Nuramon Alarnol an, das Waldlager mit seinen Leuten zu halten, und kehrte gemeinsam mit Bjoremul und den übrigen Kriegern in das Hauptlager zwischen den Hügeln im Norden zurück. Dort brandete ihnen Applaus entgegen, aber Nuramons Blick suchte nur nach Gaerigar. Erst als er sah, dass sein Sohn zwar von Schlamm und Blut befleckt, darunter aber unverletzt war, kam er zur
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