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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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sie einen dicken Balken heraus und ließ ihn auf die Metallhalterungen am Tor knallen. Das Gebrüll schwoll noch einmal an, doch das Tor hielt den Schlägen stand.
    Nylma schaute an den Metallbeschlägen hinauf. »Ich hoffe, es gibt noch einen anderen Ausgang.«
    »Ich kann den Ort, den wir suchen, spüren«, sagte Nuramon, dann schaute er Daoramu an. »Merkst du es?«, fragte er.
    Daoramu nickte. Sie spürte den Ort wie ein gewaltiges Feuer, in dessen Nähe sie sich begeben hatte.
    Sie folgten dem Gang vorbei an unzähligen verschlossenen Türen. An dessen Ende glühte ein Netz aus Licht in einem trüben Raum. Der Eingang öffnete sich wie aus einem Trichter. Hier bestand der Boden aus Barinsteinen, während die Edelsteinader sich in der Decke voranzog, sich spaltete und entlang des dunkelgrauen Gesteins über den Raum spannte. Das Licht strömte wie flüssiges Metall in Furchen die große Säule in der Mitte des Saales herab. In einem Becken, das die Säule umgab, glitzerte eine zähe Flüssigkeit. Schwere Steinsitze schmiegten sich daran.
    Bjoremul schloss einen der Torflügel am Eingang, den anderen ließ er offen stehen. Loramu befahl den vier jungen Kriegern, Wache zu halten und das Tor zu schließen, falls es den Verwandelten gelang, auf den Gang durchzubrechen.
    »Das ist der einzige Ausgang«, erklärte Nylma.
    »Dann können wir uns für eine Schlacht rüsten«, meinte Loramu.
    Nuramon schüttelte den Kopf. »Das ist ein siebenstrahliger Albenstern.«
    Bjoremul atmete auf.
    »Aber«, sagte Nuramon und zog wieder alle Blick auf sich. »Er ist geschützt. Was hier zusammenläuft, ist gewaltig. Als hätten sie Ketten um die Säule gelegt.«
    »Also müssen wir uns doch hindurchkämpfen«, sagte Bjoremul.
    »Dann geh am besten sofort ans Werk«, sprach Nylma ihm zu.
    »Ihr behaltet den Gang im Auge«, sagte Nuramon und schaute misstrauisch durch die offene Torseite hinaus. »Da war etwas auf der Treppe. Ein magischer Hauch.«
    Daoramu nickte, sie hatte es auch gespürt.
    »Nutzt die Schilde. Die Edelsteine sind stark. Und hier!« Er nahm sein Schwert und reichte es in der Scheide an Loramu. Die Schwertfürstin nahm es mit gierigem Blick entgegen. »Ich liebe diese Waffe«, sagte sie, zog die Klinge aus der Scheide und schaute an ihr hinauf.
    Nuramon küsste Daoramu mit seinen warmen Lippen auf den Mund, dann ihre Hände, und mit einem Lächeln machte er sich bereit, in einen der Sitze zu steigen. Kaum berührte er das glatte Gestein, da zog sich Licht durch die winzigen Adern und über den Sitz dahin. Die steinerne Kopflehne reichte einen Viertel Schritt über ihn hinaus, und einen Zwerg hätte sie noch weiter überragt. Von oben schob sich ein blaues Licht über die Lehne herab und schien um Nuramons Kopf zu fließen. »Ich liebe dich«, sagte er, lächelte sie an und schloss dann die Augen.

Pfade der Erinnerung

    Nuramon hörte Daoramu ein Liebesgeständnis flüstern und spürte, wie die Macht des Ortes seine Sinne davontrug. Er wehrte sich nicht dagegen, denn nur wenn er sich eine Weile von der Gegenwart löste, konnte er in die ferne Vergangenheit entschweben und dort in den Erinnerungen an sein erstes Leben die Zaubersprüche finden, welche die verborgenen Albenpfade erspürten und öffneten – alles in der Hoffnung, dass sich die Magie auf diesen Pfaden verteilte und dadurch die magische Flut verging. So trieb er mit dem Zauber gegen den Fluss der Zeit durch die rauschende Finsternis. Immer wieder schwand die Dunkelheit, und Nuramon fand sich in Augenblicken seines Lebens wieder, als wäre er dort, ohne Herr seines Körpers zu sein.
    Er war im Augenblick der Rettung Daoramus begeistert, dann enttäuscht, und dann überwältigt, als sie endlich erwachte. Er verlor jeden Hass, blickte ins Gesicht des varmulischen Thronfolgers und sah Gaerigar tot am Boden liegen. Er war vom Hass zerfressen, als er in Varlbyra kämpfte, und von ihm getrieben, als er nach Varmul vorstieß. Er war niedergeschlagen, als Waragir sein Leben verlor, und am Boden zerstört, als Daoramu am Tag des großen Pferderennens von dem Zauber des Meuchelmörders getroffen wurde.
    Aber er musste weiter zurück, viel weiter, hinweg über die Jahre des Krieges, des Heranwachsens seiner Kinder, über ihre Geburten; hinweg über die glücklichen Zeiten in Jasbor, in Alvarudor und in Teredyr. Kurz verweilte er in der Gefangenenfestung von Werisar und bei seiner ersten Begegnung mit Daoramu und schwebte dann weiter durch die Jahrzehnte

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