Nuramon
dargestellt, die flüssiges Feuer zu speien schien. Schließlich war der Tote im Kristall abgebildet, neben ihm ein Bogen und Nuramons Schwert.
Daoramu sah zu Nuramon hinüber. Er stand mit Tränen in den Augen vor einem Gemälde, auf dem er in seiner heutigen Gestalt von vorn dargestellt war. Er hätte vor einem Spiegel stehen können, so gut war er getroffen. Nur die weiße Strähne gab es noch nicht. Daoramu strich mit der Hand über das Gesicht des Abbilds, dann schaute sie auf die Schriftzeichen. »Was steht da?«
»Dass ich wiederkehrte, auf der Suche nach Noroelle und mit Alwerich auszog.« Er wies auf das letzte Gemälde, das ihn und Alwerich als Schatten zeigte, die durch das große Tor in den Tag hinausschritten. »Da steht: Möge er seinen Weg ins Silberlicht finden. Leb wohl, Wanderer! «
Nuramon wandte sich ab und wischte sich die Tränen fort. Er prüfte die Tür am Ende des Saales. Sie war tatsächlich unverriegelt. Mit großen Augen schaute er zu ihnen zurück. »Wir sind auf dem richtigen Weg«, sagte er und lächelte endlich wieder.
Kurz darauf trat er vorsichtig hinaus und führte sie in einen großen Raum, in dem keine einzige Säule den Blick auf die Malereien versperrte. Überall waren Zwerge abgebildet, die sie zu betrachten schienen. Und je weiter sie in die Mitte schritten, umso mehr fühlte sich Daoramu im Auge eines Sturms. Die Zwerge wurden emporgehoben. Jene, die unten waren, standen noch auf eigenen Füßen, die nächsten hoben sich schon über sie empor, die darüberflogen mit wallenden Gewändern das Gewölbe hinauf und schauten mit zurück haltenden Abschiedsgesten auf sie herab. Der Flug endete in einem silbernen Licht, das oben erstrahlte. Es war eine Ahnenhalle, die den Weg ins Mondlicht zeigte. Daoramu wunderte sich, dass die Wände über und über bedeckt waren und kein Platz mehr für neue Figuren geblieben war.
Sie fragte Nuramon danach, und er sagte: »Im alten Aelburin gab es viele solcher Hallen. Es gab eine Zeit, in der viele Zwerge ins Mond licht gingen. Mit Thorwis kam der Erinnerungskult, und immer weniger entschwebten.«
»Wie war das möglich?«, fragte Daoramu.
Nuramon zuckte mit den Schultern. »Das dürfte nur Thorwis wissen.«
»Hier ist die Marmortreppe!«, rief Gaerun von der anderen Seite des Saals, und im gleichen Augenblick warf sich etwas Schweres gegen eine der verschlossenen Türen, und das Gebrüll, das sie von den Verwandelten kannten, drang zu ihnen hindurch.
Schnell huschten sie die breite Wendeltreppe hinab und kamen an Räumen vorüber, die mit Schriftzeichen übersät waren, die kleiner wurden, je mehr sie sich dem Boden näherten. Selbst die Böden waren mit Inschriften versehen. Jeder Saal war ein Buch, das man betreten konnte, und Daoramu hätte viel dafür gegeben, diese Bücher erforschen zu dürfen und herauszufinden, was sich hinter den mäch tigen Toren und schweren Metalltüren verbarg, von denen ihnen die Magie entgegenstrahlte. Das Donnern hoch oben aber hallte zu ihnen herab und ließ Daoramu den Wunsch hinunterschlucken.
Sie fühlte sich unsicher auf den Beinen und wünschte sich, den Gehstock nicht in der Zuflucht zurückgelassen zu haben. Sie geriet immer wieder aus dem Gleichgewicht. Mal war Nylma zur Stelle und packte sie am Arm, mal stützte Nuramon sie. Als die Treppe aufhörte, fing er sie sogar auf, und sie ließ sich von ihm in den Saal hinausführen. Über die Wände wie auch über das Gewölbe liefen Adern aus Edelsteinen. Es erinnerte Daoramu an die Magischen Hallen in Jasbor. Die Adern strebten zum Tor gegenüber und trafen darüber aufeinander. Der Strom der Magie floss dorthin, und dahinter strahlte eine nie gekannte Macht.
Sie eilten zum gegenüberliegenden Tor und schoben die Flügel auf. Dahinter lag ein langer Gang, dessen Decke komplett mit Edelsteinen bedeckt war. Darin floss die Magie der gewaltigen Macht entgegen, die irgendwo dort in der Ferne lauerte. Kaum hatten sie die Schwelle zum Gang überschritten, erschien auf der Marmortreppe eine Schar Verwandelter und stürmte ihnen kreischend entgegen. Bjoremul und Loramu stemmten sich gegen das Tor, während sich hinter den Verwandelten im Treppenhaus irgendetwas Magisches langsam in die Tiefe senkte.
Kaum war das Tor geschlossen, schoben Nuramon und Nylma oben und unten Riegel vor. Die Bestien schlugen gegen die Pforte und ließen diese erbeben. »Hier!«, rief Nylma und griff in eine Nische, direkt neben dem Tor. Mit Nuramons und Bjoremuls Hilfe kippte
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