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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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müssen, weil unterschiedliche Sippen zur gleichen Zeit unsere Dienste in Anspruch nehmen, könnte ich mit dem Stab an einem Ort einen Pfad verbergen, während du und dein Vater anderswo ein Siegel aufspürt und es mit der Macht, die andere zusammentragen, brecht.«
    Ehe seine Mutter ihn die beiden Zauber lehrte, warnte sie ihn. »Der große Siegelzauber – jener, der ein Siegel bricht – ergreift von dir Besitz«, sagte sie. »Und dann weißt du nicht mehr, ob du den Zauber beherrschst oder er dich. Deine Leidensfähigkeit wird entscheiden. Und solltest du dich je mit zu wenig Kraft an den Zauber wagen, wird er dich in Stücke reißen.«
    »Wie fühlt sich der Zauber an?«, fragte Nuramon.
    »Deine Adern glühen, dein Herz zittert, und dir ist, als würde die Macht mit tausend Messern auf dich losstürmen und dir Wunden in den Leib schneiden.«
    Später sah er seinen Vater, nachdem er den großen Siegelzauber bei einer gewaltigen Überschwemmung ohne Stab vollzogen hatte, weil Nuramons Mutter diesen zur gleichen Zeit an einem anderen Ort einsetzte. Sein Vater hatte durch sein Wagnis eine ganze Elfensippe gerettet. Doch nun lag er schwer atmend am Boden, und seine Haut war wie ein rotes, zerlumptes Tuch. Die Angst, die Nuramon damals als Kind verspürte, drang bis zu seinem heutigen Selbst hindurch und erfüllte ihn. Doch während er den kleinen Zauber lernte, mit dem er die Siegel sehen konnte, und sich dann dem großen Zauber widmete, mit dem er sie zu brechen vermochte, blickte er immer wieder in die glänzenden Augen seiner Mutter und bemerkte ihr sanftes Lächeln. Es linderte die Furcht.
    Daoramu zuckte zusammen, wann immer die Verwandelten von außen gegen das verriegelte Tor hämmerten, doch der Balken, den die Ilvaru vorgelegt hatten, hielt. Das Brüllen und Kreischen der verwandelten Menschen drang zu ihnen hindurch und wurde immer wieder durch die Schläge unterbrochen, die das Holz des Tores erzittern ließen. Daoramu spürte eine gewaltige Zaubermacht, deren Hauch durch die Pforte an sie herandrang.
    »Ein Schatten ist die Wand entlanggekrochen«, flüsterte Bjoremul.
    Die Schläge prasselten wie Hagel gegen das Tor, doch die Krieger schien das nicht zu kümmern. Während Daoramu wieder und wieder erschrak, hielten sie in aller Ruhe die Schilde erhoben und die Waffen vorausgestreckt.
    Daoramu führte die Hand zu ihrem Dolch und betrachtete das Tor mit wachsender Sorge. Die Bestien würden durchbrechen, und das Töten würde beginnen. Und sobald sie diesen Dolch führen müsste, wäre alles verloren.
    Nun kannte Nuramon die beiden Zauber, auf die ihn Dareen verwie sen hatte. Der eine, der ihn die Siegel sehen ließ, war so fein gewoben, dass er nur sensiblen Sinnen etwas offenbarte. Die Siegel schwebten wie glühende Pflanzengeflechte über dem Boden, lagen in der Erde oder gar im Fels. Und dennoch vermochte Nuramon sie zu sehen. »Sie leuchten in einem Licht, das die Dinge durchdringt«, sagte seine Mutter.
    Auch den großen Siegelzauber hatte er gewirkt und den Siegelstab lediglich als magische Quelle verwendet. Als ihm der Zauber gelang, fühlte er sich mächtig wie nie zuvor in seinem ersten Leben. Seine Mutter lächelte ihn liebevoll an, sein Vater voller Stolz. Und als sie ins Mondlicht entschwanden, überließen sie ihm nicht nur den Siegelstab, sondern auch die Verantwortung für die Verpflichtungen, die sie eingegangen waren. Doch seine Dienste wurden noch seltener eingefordert als die seiner Eltern. Er wurde zum Heiler und bald zum Kämpfer. Er verliebte sich in die Elfe Ulema und lehrte sie seinen Torzauber und all die Sprachen, die er auf seinen Reisen gelernt hatte. Und sie verfeinerte seine Kampfkünste und lehrte ihn die Geheimnisse der Elemente.
    Ulema und er fanden ihren Platz am Fuße der östlichen Ioliden. Hier kam sein Sohn Weldaron zur Welt, und hier entsannen sich einige Elfensippen der alten Macht, die Nuramon von seinen Eltern geerbt hatte, und sie wollten, dass er sie in ihren Dienst stellte. Indem er zustimmte, erweckte er die Gier nach dem Siegelstab. Die Feinde stellten ihm nach, und eines Morgens erwachte er an Ulemas und Weldarons Seite, und der Siegelstab war fort.
    Er verließ Ulema und seinen Sohn und versprach, mit dem Siegelstab wiederzukehren. Es mochte das erste Mal sein, dass er das Versprechen, das er in seinen späteren Inkarnationen immer wieder an Geliebte, Verwandte und Freunde geben würde, ausgesprochen hatte.
    Er nahm die Spur der Diebe auf, verfolgte sie

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