Nuramon
fragte Jasgur.
Daoramu zwinkerte Nuramon zu, dann lächelte sie. »Wir hatten besondere Hilfe«, sagte sie. »Dies hier ist Nuramon. Er half den Teredyrern. Ihm habe ich meine Freiheit zu verdanken. Und er ist es auch, der es uns ermöglichte, unbehelligt zu entkommen.«
»Dann sind wir dir zu großem Dank verpflichtet, Nuramon«, sagte Jasgur und neigte sein Haupt vor ihm.
Nuramon zögerte kurz, dann strich er seine Kapuze zurück.
Jasgurs Augen weiteten sich. »Woher kommst du?«, fragte er.
Daoramu kam Nuramons Antwort zuvor. »Er ist ein Kind der Alvar«, sagte sie. »Ein Elf.«
»Bei allen Ahnen!«, flüsterte Jasgur, und in seinen Augen stand dasselbe Staunen wie in denen all jener Umstehenden, die Daoramus Worte gehört hatten. »Ich habe es immer geglaubt. Aber …«
Ein Raunen ging durch die Menge; dann teilte sie sich. Eine Frau in roten Gewändern und ein kahlköpfiger Mann in lederner Kleidung und dünnem Mantel traten mit ihrem Gefolge näher. Die Frau erkannte Nuramon auf den ersten Blick als Daoramus Mutter. Haar, Wangen und Kinn waren das Abbild ihrer Tochter; nur die großen, grauen Augen hatte Daoramu nicht von ihr geerbt. Den rundgesichtigen Mann an ihrer Seite wies die Medaille mit dem Schlangenwappen auf seiner Brust als den Grafen aus. Beide schlossen ihre Tochter herzlich in die Arme. Die Mutter weinte vor Freude, und auch wenn der Vater seine Tränen für sich behielt, überschlug sich seine Stimme vor Rührung.
Daoramu erklärte nun auch ihren Eltern und deren Begleitern, was geschehen war. Sie berichtete von König Mirugils Entscheidung, ihrer Gefangenschaft im Kerker, von den Teredyrern und deren Kampf gegen die Varmulier – und zuletzt von Nuramon.
»Ein Alvaru«, sagte der Graf mit einem Lächeln. »Wenn mein Vater das noch erleben dürfte! Komm, lass mich dir danken.« Er trat zur sichtbaren Überraschung der Umstehenden vor und schloss auch Nuramon in seine Arme.
»Ich bin Borugar, der Graf von Doranyr, und dies ist mein Weib Jaswyra. Seid meine Gäste! Mein Weib und ich werden euch ein fürstliches Fest bereiten!« Kaum hatte er die Worte gesprochen, geleitete er Nuramon und seine Gefährten auf sein Anwesen, das sich an die Festung anschloss und von einer Mauer umgeben war. Hier erhob sich inmitten eines Gartens ein breites Haus mit hohen Türen und Fenstern und einem weiten Ziegeldach. Borugar führte sie durch einen Innenhof in einen großen Raum, der Fest- und Empfangshalle zugleich zu sein schien. Statt eines Thrones dominierten drei Tafeln den Raum; zwei lange verliefen links und rechts und schufen einen Gang, der an einer kürzeren Tafel am Ende des Saales endete. Dahinter erhob sich ein weiter Wandteppich zwischen zwei Türen in die Höhe; er zeigte eine lange Insel im Meer.
»Setzt euch, wohin ihr wollt«, sagte Borugar zu seinen Leuten. Seine Gäste aber führte er an der Seite seiner Frau und Daoramus an die Tafel am Kopf des Saales.
Kaum hatten Nuramon und die Teredyrer an Daoramus Seite Platz genommen, reichten die Dienstboten ihnen bereits Weinkelche, und während Daoramus Mutter den Bediensteten weitere Anweisungen zuzuflüstern schien, stimmte ihr Gatte mit wachsender Begeisterung einen Trinkspruch nach dem anderen an.
Nuramons Blick wanderte zu Jasgur, dem Mann, den Daoramu bei ihrer Ankunft so herzlich in die Arme geschlossen hatte. Er saß an der Tafel zu Nuramons Rechten und starrte Daoramu mit unverhohlener Zuneigung an. Sie jedoch wirkte zu sehr von dem Geschehen um sie herum gefesselt, um den Blick des Schwertfürsten zu bemerken.
»Du solltest aufpassen«, flüsterte Nylma Nuramon zu. Sie saß zu Werengols Linken, Yargir zu dessen Rechten. »Dieser gut aussehende Kerl da hat ein Auge auf Daoramu geworfen.«
»Und warum sollte mir das Sorgen bereiten?«, erwiderte Nuramon und bemühte sich darum, möglichst ruhig zu erscheinen.
Nylma zwinkerte ihm verschwörerisch zu. »Weil du ihn und Daoramu unentwegt anstarrst. Jetzt gib dir endlich einen Ruck, Nuramon. Gib ihr zumindest ein Zeichen, dass du an ihr interessiert bist. Und dann schaut, wohin euch das führt. Ich an deiner Stelle würde nicht abwarten, ob der flammende Blick dieses attraktiven Kriegers Daoramu doch noch zu erweichen vermag.«
Es war Nuramon peinlich, dass Nylma ihn ertappt hatte. Was war nur mit ihm geschehen? Er sollte nicht eifersüchtig sein. Er war sich nicht einmal sicher, ob es überhaupt einen Grund dazu gab. »Wenn Daoramu das Werben dieses Schwertfürsten hätte
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