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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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auf Terrassen, und die Bäche wurden dort geschickt über Stufen in die Tiefe geleitet.
    Früher hatte Nuramon den Ackerbau der Menschen als etwas Zerstörerisches betrachtet. Doch er hatte längst gelernt, wie sehr das Leben aller von dem Ertrag der Bauern abhing. Die Menschen verfügten nicht über Magie, welche die Früchte rascher wachsen ließen, die Wasser lenken oder den Boden ertragreicher machen konnten. Sie mussten sich auf das Wenige verlassen, das ihnen das Land bot.
    »Es fühlt sich so fremd an, vertraute Entfernungen so rasch zurückzulegen«, sagte Daoramu und erntete bei den Teredyrern beredtes Nicken. Dann wies sie zu den Höfen hinauf. »Die Kranzstraße reicht einmal ums ganze Gebirge. Im Nordwesten, vielleicht fünf Stunden Fußmarsch entfernt, liegt Merelbyr, der Herrschaftssitz mei nes Vaters. Wollen wir?«
    Nuramon nickte und schritt neben Daoramu voran. Als sich ihnen zwei der Bauern von den Feldern her näherten, zog er sich die Kapuze seines Mantels über. Er wollte nicht auf den ersten Blick als Albenkind erkannt werden.
    Die jungen Männer verbeugten sich vor Daoramu und fragten, ob sie die Tochter des Grafen sei. Als sie ihre Vermutung bestätigt fanden, boten sie ihnen in aller Demut Pferde an. Mit diesen Reittieren machten sich die Gefährten auf den Weg, und wann immer sie an Dörfern und Siedlungen vorüberkamen, erkannten die Menschen Daoramu, riefen ihnen nach und winkte ihnen.
    Schließlich erreichten sie Merelbyr, die Hauptstadt der Grafschaft Doranyr, die am Eingang zu einer Hochebene lag. Die Stadt war von Palisaden umgeben, und nur an der Ostseite ragte eine breite Festung empor. Wer immer ins Hochtal wollte, musste an diesem Gebäude vorüber. Etwa zweihundert Schritt vor der Festung erreichten sie den ersten Wachposten. Als die Männer Daoramu erkannten, verbeugten sie sich, machten den Weg frei, und einer der Wächter lief ihnen voraus, um die Kunde ihrer Ankunft zu verbreiten. Bereits kurz nachdem der Wächter die Stadt erreicht hatte, riefen die Krieger auf den Mauern der Festung Daoramus Namen und winkten ihr zu. Daoramu winkte zurück.
    Sie ritten in die Stadt ein und kamen auf einen Platz, der von breiten Steinhäusern umgeben war. Auch hier liefen die Menschen zusammen und jubelten Daoramu zu. Sie halfen ihr vom Pferd, drückten und küssten sie, und Daoramu freute sich sichtlich darüber, wieder zu Hause zu sein. Nuramon und die Teredyrer wurden mit Fragen bestürmt, doch während Werengol bereitwillig Auskunft gab, blieb Nuramon in dessen Schatten und begegnete allen Dankesworten zurückhaltend.
    Ein Mann in glänzender Schuppenrüstung und mit einem Schwert in einer spiegelnden Scheide am Gurt schob sich durch die Menge auf Daoramu zu, und als er sie erreicht hatte, fiel sie ihm in die Arme und küsste ihn auf die Wange. Unter dem kurzen Haar konnte Nuramon ein kantiges Gesicht mit einer markanten Nase, einem schmalen Mund und einem spitzen Kinn ausmachen.
    »Der sieht aber gut aus«, flüsterte Nylma, und Nuramon bemerkte, wie Yargir ihr einen sanften Stoß in die Seite gab.
    »Wer ist der Mann dort bei Daoramu?«, fragte Werengol eine Ahnenpriesterin, die ihn gerade nach seiner Herkunft gefragt hatte.
    »Das ist Jasgur, einer der Schwertfürsten des Grafen«, antwortete die Frau. »Der beste Kämpfer des Fürsten.«
    Nuramon spürte den Hauch von etwas, das er in all seinen Inkarnationen selten gespürt hatte – Eifersucht. In diesem Leben hatte er zwanzig Jahre neben Farodin um Noroelle geworben und hatte an der Seite seines Rivalen jedes Leid auf sich genommen, das nötig war, um die Geliebte zu retten. Er hätte sogar Noroelles Hass auf sich gezogen, auf dass sie befreit worden und mit Farodin glücklich geworden wäre. Die Eifersucht war ihm über die Leben hinweg fremd geworden; ein Gefühl, das über Jahrhunderte verklungen war. Nun aber sah er diesen vortrefflichen Krieger, der in Daoramus Armen lag, und wünschte sich, er hätte es im Minendorf von Teredyr gewagt, sich ihr anzunähern. Er fragte sich, ob er in seiner elfischen Zurückhaltung die einzige Gelegenheit hatte verstreichen lassen, die sich ihm jemals bieten würde.
    Daoramu löste sich endlich von dem Krieger und führte ihn vor Werengol. »Dies sind meine Retter«, sagte sie und erklärte, dass die Teredyrer ihre Leute aus dem Kerker von Werisar befreit und sie mitgenommen hatten.
    »Und dann habt ihr euch durch die Syardoren und dann durch das Sumpfland geschlagen, um hierherzukommen?«,

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