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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Danach wird sie Wachs in deinen Händen sein, mein lieber Elf.«
    Nuramon fragte sich, ob er selbst noch einen Versuch wagen sollte, Daoramu umzustimmen. Immerhin ging es um seine Liebe und nicht um die seiner Gefährten. Aber er fürchtete, dass er Daoramus Kummer mit seiner elfischen Art nur noch verschlimmern würde. »Vielleicht helfen Menschenworte besser als Elfenworte«, sagte er schließlich.
    Nylma schüttelte den Kopf und spielte mit den Fingern an der geflochtenen Lederkette an ihrem Hals. »Nicht Menschenworte statt Elfenworte.« Ihr Blick wanderte zwischen Nuramon und Yargir hin und her. »Frauenworte statt Männerworte.«
    Nuramon konnte nicht anders: Er musste lächeln.
    Es war die härteste Entscheidung, die Daoramu je getroffen hatte. Sie bereute es, Nuramon zurückgewiesen zu haben und schämte sich so sehr für ihre Schwäche, dass sie ihrem Vater gesagt hatte, sie werde dem Fest am Abend fernbleiben. Sie wollte ihre Demütigung nicht zur Schau stellen.
    Am Nachmittag kam Borugar zu ihr und bat sie um Verzeihung. Sie flehte ihn an, alles noch einmal zu überdenken und ihrem Rat zu folgen, doch er blieb bei seiner Entscheidung. »Helerur hat recht«, sagte er. »Ohne Nuramon kann ich mich vielleicht als Herzog behaupten. Mit ihm gerate ich direkt ans Messer. Glaub mir.«
    »Du meinst: Glaube Helerur«, entgegnete Daoramu.
    Borugar verzog die Miene. »Seit wann misstraust du ihm?«
    »Seit er hier ist. Auch er scheint Nuramon nicht in unserer Nähe haben zu wollen. Wenn der Fürst sich erst einmal selbst ans Messer geliefert hat, wird Helerur Leute wie dich als Retter herbeirufen und sich zu gegebener Zeit zum Fürsten küren lassen. Es würde mich nicht wundern, wenn Helerur die Angst vor Nuramon geschürt hat, weil er ihn selbst fürchtet.«
    »Daoramu! Willst du mir wirklich sagen, dass der Mann, der dir immer ein Beispiel war, zu so etwas fähig wäre? Ich kenne ihn schon seit meiner Kindheit.« Er schüttelte den Kopf. »Du bist blind vor Liebe«, sagte er leise.
    »Nicht zu blind, um die Absichten deiner Rivalen zu erkennen, Vater. Das war immer deine Schwäche! Die Feinde schätzt du selten falsch ein, aber du bist blind für das, was in deinem Rücken vorgeht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Langsam wird mir das klar, Kleines.«
    »Du wolltest mich nicht mehr so nennen«, sagte sie und wusste zugleich, dass dies das Ende aller Verhandlungen auf Augenhöhe mit ihrem Vater war. Was auch immer er ihr in der Vergangenheit an Freiheiten gewährt hatte, von nun an erwartete er von ihr, was alle anderen adligen Eltern von ihren Kindern erwarteten: dass sie sich fügte.
    »Du willst nicht, dass ich dich Kleines nenne?«, sagte Borugar. »Dann benimm dich wie eine Erwachsene.«
    »Ist das alles, Vater?«, fragte sie.
    »Nicht ganz. Ich erwarte, dass du heute Abend auf dem Fest erscheinst. Ich möchte nicht, dass irgendwer den Eindruck gewinnt, dass etwas in unserem Haus nicht stimmt.«
    Sie hielt seinem Blick stand. »Nein«, sagte sie. »Ich werde nicht kommen.«
    »Ruh dich aus«, sagte ihr Vater. »Ich lasse später nach dir schicken.« Und mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
    Daoramu starrte auf die geschlossene Tür. Sie erkannte die Menschen, die ihr nahestanden, nicht mehr wieder. Und auch sie selbst war nicht mehr dieselbe. Als kurz darauf auf dem Gang vor ihrem Zimmer Wachen erschienen, war Daoramu erschüttert. Ihr Vater hatte für etwas Maßnahmen getroffen, das sie noch gar nicht ernsthaft erwogen hatte. Er glaubte offenbar, dass sie zu Nuramon gehen wollte, um mit ihm aus all den Zwängen zu entfliehen. Die Enttäuschung über ihren Vater war nun vollkommen, und auch ihre Mutter, die nach einer Weile zu ihr kam, konnte nichts daran ändern. »Ich möchte dich und deinen Vater versöhnt und glücklich sehen«, sagte Jaswyra. »Vielleicht können wir Zeit gewinnen, und Borugar ändert seine Meinung. Aber du solltest bis dahin keine Dummheit begehen.«
    »Dummheit?« Daoramu schaute zur Tür. »Hast du etwa die Wachen auf den Gang geschickt?«
    Sie lächelte traurig. »Dein Vater hat nicht einmal daran gedacht, dass du weich werden könntest oder Nuramon dich entführen könnte.«
    »Nicht auch noch du, Mutter! Dass Vater mir nicht vertraut, ist bitter genug.«
    Jaswyra fasste Daoramus Hand und schaute sie aus ihren großen Augen an. »Wenn ein wenig Zeit vergangen ist, wirst du sehen, dass es die richtige Entscheidung war. Und vielleicht bekommst du doch noch, was du willst.«
    Daoramu

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