Nuramon
zurück und lege mein Schwert nieder«, sagte er. »Und meine Magie lasse ich ruhen, zumindest, was den Krieg betrifft.«
»Aber das wird Fürst Yarros Ängste nicht bannen. Er fürchtet nicht nur, dass du Vater helfen und damit seine Macht bedrohen könntest. Er fürchtet sich auch vor unserer Liebe.«
Nuramon schmunzelte. »Ist es schon Liebe? Ging es nicht darum, zu ergründen, was es ist?«
Das schelmische Lächeln, das er so sehr schätzte, entfaltete sich in ihrem Gesicht. »Wenn du wüsstest!«, sagte sie, und für einen Augenblick schien es Nuramon, als wären alle Sorgen vergessen und als wäre er gar nicht fort gewesen. Doch dann sagte er: »Ich weiß es, Daoramu. Und jeder Zweifel, ob es zu schnell geht, ob ich meinen Gefühlen trauen darf oder ich mich zu sehr in dieses neue Leben fallen lasse, verblasst hier. Ich wünschte mir, die Gründe, die gegen uns sprechen, würden ebenso verblassen.« Er trat einen Schritt an sie heran, und sie verharrte regungslos. »Es geht nicht darum, was dein Vater und der Fürst wollen, sondern nur darum, was du willst.«
Sie ballte die Fäuste und schüttelte den Kopf. »Nein, du irrst dich. Was ich will, ist nicht mehr wichtig. Dass ich mich den Zwängen widersetzen und von einem gemeinsamen Leben mit dir träumen durfte, hatte ich meinem Vater zu verdanken. Nun aber hat er seine Meinung geändert, und ich muss meine Träume und Sehnsüchte vergessen.«
»Wie du es schon einmal getan hast, als du die Erzählungen, die von Elfen sprachen, für Unfug hieltest.«
»Ja.« Die ersten Tränen rannen ihr die Wangen hinab. Nuramon trat näher und fing sie sanft mit seinen Fingern auf, doch Daoramu wich vor ihm zurück. »Ich kann nicht, Nuramon. Ich kann nicht!«
Nuramon schaute ihr nach und nickte langsam. »Bevor ich gehe, sage mir noch eins. Damit ich Gewissheit habe.«
»Ja?«
»Was würdest du tun, wenn du könntest, wie du wolltest?«
Sie seufzte, und ihre langen Wimpern fächerten. »Du weißt es doch. Willst du mich zwingen, es zu gestehen? Wäre es nicht besser, unserer Wege zu gehen, ehe der Schmerz zu groß wird?«
»Die Frau, mit der ich in Teredyr sprach, war die Herrin ihres Schicksals.«
Die Tränen rannen ihre Wangen hinab, und sie schien sich ihrer nicht zu schämen. »Aber hier gelten andere Regeln, Nuramon. Hier muss ich mich fügen. So bitter das auch ist.«
»Dann verzeih mir, dass ich deinen Vater um so einen törichten Wunsch bat.«
Daoramus Lippen bebten. »Es ist nicht deine Schuld. Wäre ich frei, wäre ich die Herrin meines Schicksals.« In ihren Augen lag ein Flehen, als bitte sie ihn, ihr zuzustimmen. Aber er schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Wärest du die Herrin deines Schicksals, wärest du frei. Mir ist, als wärest du aus dem Gefängnis in Werisar in einen viel gefährlicheren Kerker geraten. Ebenso wie in Werisar steht nun auch hier die Tür deines Kerkers offen. Ob du hindurchtrittst, liegt bei dir. Was wäre, wenn du dich den Fesseln dieses Gefüges entzögest und einfach mit mir fortgingest?«
Sie senkte den Blick. »Vermutlich würde der Fürst annehmen, dass mein Vater uns deckt. Er würde nicht glauben, dass ich gegen seinen Willen fortging. Vater würde das Misstrauen des Fürsten auf sich ziehen und in Gefahr geraten. Ganz gleich, ob er Herzog ist oder nicht. Ich fürchte um ihn und meine Mutter.«
Nuramon nickte. Diese Antwort hatte er erwartet. »Nach allem, was Jasgur mir erzählte, kann dein Vater ganz gut auf sich und deine Mutter aufpassen.«
Sie zögerte. »Es ist eine große Versuchung, Nuramon. Aber ich kann nicht. Mach es nicht schlimmer, als es bereits ist.«
»Nun gut.« Er trat erneut an sie heran und fasste ihre zitternden Hände. Dann küsste er ihre Fingerspitzen. »Dann leb wohl, Daoramu.«
Schweren Herzens ging er zur Tür und blickte noch einmal zu ihr zurück. Daoramu weinte still und wandte sich mit verzweifelter Miene ab. Sie zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen schmerzte. Und noch mehr schmerzte es, mit einem Mal inmitten feiernder Krieger zu sein. Als er Nylma und Yargir entdeckte, hielt er auf sie zu, doch Borugar winkte ihn zu sich. Es kostete Nuramon Überwindung, dem Fingerzeig des Grafen zu folgen, und als er es tat, empfing Daoramus Vater ihn mit der heuchlerischen Frage: »Was hat sie dir gesagt?«
»Sie hat gesagt, was sie sagen musste«, antwortete Nuramon.
Borugar seufzte tief, seine Augen funkelten. »Es tut mir leid«, sagte der Graf. »Aber Fürst Yarro
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