Nuramon
hat von dir erfahren und beschlossen, dir noch eine größere Ehre zu erweisen, als ich sie dir hätte bieten können. Dienst du ihm, darfst du um eine seiner beiden Töchter werben. Du könntest Teil der Fürstenfamilie werden.«
Jasgur, der an Borugars Seite saß, machte ein verwirrtes Gesicht. »Herr, was ist geschehen?«, fragte er schließlich.
»Schweig, Jasgur!«, sprach Borugar.
Der Schwertfürst warf Nuramon einen irritierten Blick zu.
»Ich möchte deinem Fürsten nicht zu nahetreten«, sagte Nura mon. »Aber seine Töchter interessieren mich nicht, ebenso we nig wie seine gesamten Angelegenheiten. Mich interessiert allein Daoramu.«
»Es ist nicht meine Entscheidung«, sagte Borugar. »Meine Familie schwebt in Gefahr, wenn Daoramu und du …«
»Ich weiß«, sagte Nuramon und nickte. »Dann schick mich stattdessen mit Daoramu zum Fürsten, wo immer er Hof hält, und ich werde ihm direkt zu Diensten sein. Solange ich in Daoramus Nähe bin und sie frei entscheidet, können du und dein Fürst meiner Treue sicher sein.«
Ungefragt mischte sich Herzog Helerur in das Gespräch. »Der Fürst lässt hier keinen Spielraum«, sagte er. »Eine Liebe zwischen dir und Daoramu ist ausgeschlossen.«
Nuramon ignorierte ihn und betrachtete weiterhin Borugar. »Was erwartest du nun von mir?«, fragte er.
Borugar zuckte mit den Schultern und wich seinem Blick aus. »Das bleibt deine Entscheidung. Geh zum Fürsten, schau dir die Töchter an. Vielleicht liegt dort deine Zukunft. Bei Daoramu liegt sie nicht.«
Nuramon hatte genug von diesem Gerede. »Darf ich mich zurückziehen?«, fragte er.
»Die Diener zeigen dir dein Zimmer«, erklärte Borugar. »Aber sag mir, was du tun wirst.«
Nuramon hatte sich schon fast abgewandt. »Ich werde über alles nachdenken und dann entscheiden«, erklärte er.
»Gut«, sagte Borugar.
Nuramon wandte sich nun ganz ab und schritt davon. Von der Seite nahte ein Dienstbote, hinter ihm folgten Nylma und Yargir mit ihren Satteltaschen. Der Diener schloss zu Nuramon auf und führte ihn und seine beiden Gefährten die Treppe hinauf. Aus der Halle war noch Jasgurs empörte Stimme zu hören. »Was bei allen Ahnen wird hier gespielt?«, fragte er.
»Schweig, Jasgur!«, war erneut alles, was Borugar seinem Schwertfürsten erwiderte.
Helerurs ruhige Stimme begann zu erklären, doch Nuramon blieb nicht stehen, um zu lauschen, sondern folgte dem Dienstboten über einen Gang in ein Gästezimmer auf der Westseite des Hauses. Im ersten Raum gab es vier Betten, im Nebenzimmer befand sich ein weiteres, größeres Bett.
Als der Diener gegangen war, ließ sich Nylma neben Nuramon auf das breite Bett fallen. »Was ist hier los?«, fragte sie, und Yargir sagte: »Hat sie dich wirklich zurückgewiesen?«
Nuramon nickte und beobachtete, wie Nylmas Mienenspiel binnen Kürze vom Erstaunen zum Zorn wechselte. Dann packte sie Nuramon an der Schulter und zog sein Gesicht ganz nah vor das ihre. »Das kann nicht sein«, sagte sie eindringlich. »Die Frau, mit der ich sprach, hätte sich gewiss nicht sagen lassen, wen sie zu lieben und wen sie nicht zu lieben hat.«
Nuramon befreite sich aus Nylmas Griff. »Diese Frau ist heimgekehrt«, sagte er und schüttelte den Kopf.
Nylma schnaubte. »Sie haben zumindest ein wenig Respekt vor dir«, sagte sie dann. »Die Gemächer sind eines Adligen würdig.«
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Yargir und lehnte sich gegen die Wand.
»Was bleibt uns zu tun?«, erwiderte Nuramon. »Diese Yannadrier glauben, dass es die höchste Ehre sei, ihrem Fürsten zu dienen und seine Töchter zu schwängern.«
»Ganz ruhig, Nuramon«, sagte Nylma. »Sie haben Respekt vor deiner Macht. Jene, die Macht haben, fürchten, sie wieder zu verlieren, und vergessen darüber, sie richtig auszuüben. Und deine Fähigkeiten können Angst machen. Wenn du einem genialen Feldherrn wie Borugar zu Diensten bist und eine Frau wie Daoramu zum Weibe nimmst, kann einem Herrscher schon mal der Angstschweiß in die Stirn drängen.« Sie schüttelte den Kopf. »Das sieht Daoramu nicht ähnlich.«
Nuramon ließ den Kopf sinken und atmete tief aus. »Vielleicht ist es wirklich besser, es endet hier«, sagte er.
Yargir nickte. »Man kann eine Frau wie Daoramu nicht zur Liebe zwingen.«
Nylma schüttelte den Kopf und sprang auf. »Jetzt hört mal, ihr Liebesvögel. Ihr liegt beide falsch. Sie liebt dich, Nuramon. Und ich werde hier nicht fortgehen, ohne mit ihr von Frau zu Frau gesprochen zu haben.
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