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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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nur wenigen Mona-ten so etwas wie ein dunkler Schatten geworden, der unbemerkt und flink durch die Gassen der Stadt huschte. Während all der Monate aber hatte er kaum mit einer Menschenseele gesprochen. Die Menschen jagten ihm Angst ein und die Elfen ebenfalls.
    Schließlich bestahl Scapa sie alle.
    Nun hörte er das wütende Gezeter und kam neugierig näher. Wenn es Aas gibt, sind die Geier nicht weit. Und wenn jemand streitet, fällt meistens ein Stückchen Beute ab, das nur darauf wartet, genommen zu werden.
    Scapa ging in die Hocke und lugte um eine Stra-
    ßenecke. Er sah einen Schmuckstand mit funkelnden Broschen und Armreifen – ohne Händler dahinter.
    Der stand mit hochgekrempelten Hemdsärmeln vor seinen Verkaufstischen und war ganz offensichtlich abgelenkt: In den Armen des Elfenhändlers zappelte ein wildes kleines Ding, ein Junge mit Lockenschopf.
    »Dieb, du dreckiger!« Der Händler begleitete diese Worte mit einem Schwall elfischer Flüche, die
Scapa nicht verstand. »Schön hier geblieben, kleiner Teufel! Du kriegst heute noch Kerkerfraß, darauf kannst du wetten. Bleib da!«
    Der Elfenhändler zog seinen Gürtel und versuchte den Jungen damit zu fesseln. Der wand sich aber herum wie ein Fisch und entglitt dem Elf jedes Mal um Haaresbreite.
    Scapa wurde klar, was er tun musste. Auf allen Vieren schlich er sich an die Verkaufstische. Eilig zog er sich das Hemd aus, legte die Schmuckstücke in den Stoff, schnell und vorsichtig, damit nichts klirrte. Eine solche Gelegenheit bot sich schließlich nicht alle Tage.
    Fast den halben Stand hatte er ausgeräumt, da geschah es. Der Händler jaulte auf – der kleine Dieb hatte ihn in die Hand gebissen. Scapa zuckte zusammen, obwohl er noch nicht entdeckt worden war. Der Elf holte mit der unverletzten Hand aus. So heftig traf der Schlag des Händlers den Dieb, dass er von den Füßen gerissen wurde. Ein heller Schrei drang durch die wirren Haare, Blut tropfte auf den Boden, als der Dieb flach liegen blieb. Und mit einem Mal hob der Junge den Kopf und starrte Scapa an.
    Scapa wusste nicht, was ihn mehr überraschte: die Erkenntnis, dass es kein Junge, sondern ein Mädchen war, oder das klare Blau der Augen – dieser Augen, so glühend vor Hass und schön wie nichts, was er je erblickt hatte. Er spürte, wie der kurze Moment, in dem sie einander anstarrten, zur Ewigkeit wurde und alles bis auf sie beide in Dunkelheit zerfiel.
Erst der Elfenhändler, der sich wütend über ihm aufbaute, rief Scapa zurück in die Wirklichkeit. Scapa rollte sich blitzartig zur Seite, bevor ihn die Faust des Händlers treffen konnte. Einen Herzschlag später stocherte er erschrocken mit dem Dolch durch die Luft, um den vor Wut tobenden Elf abzuwehren. Nur kurz erhaschte er einen Blick auf die Stelle, wo das Mädchen gelegen hatte. Doch von ihr war nichts geblieben als drei Blutflecken auf dem Boden. In einer schmalen Gasse sah er sie gerade noch davonrennen.
    »He – verdammt!« Scapa duckte sich vor dem Schlag des Händlers und schlüpfte unter seinen Armen hindurch. Dann holte er mit seinem Hemd aus, in dem noch immer der Schmuck klapperte, und schlug dem Händler gegen den Rücken. Verdutzt sackte der Elf in die Knie, fuhr aber sogleich wieder herum. Da war Scapa schon davongerannt, direkt in die Gasse hinein, in der das Mädchen verschwunden war.
    Lange suchte er sie. Er rannte durch alle ihm bekannten Straßen, durchstreifte die Gassen und lugte sogar hier und da in die Schänken und Spelunken der Gegend. Er fragte die Bettler und Straßenkinder, ob sie ein Mädchen mit blonden Locken und blauen Augen gesehen hätten, ein Mädchen, das irgendwo am Kopf bluten musste; er befragte sogar die Waschweiber in den Färbervierteln, aber niemand konnte ihm Auskunft geben.
    »Ein Mädchen, das wie ein Junge aussieht und vielleicht eine Platzwunde am Kopf hat?«, wieder-
holten sie ungläubig. Diese Beschreibung konnte auf jedes zweite Straßenkind zutreffen. Aber Scapa vermochte nicht zu erklären, was an ihr anders gewesen war – anders auf eine Weise, die ihm selbst ein Rätsel war.

    Als er sie abends nicht gefunden hatte, kletterte er in eine kleine Hausruine, in der er seit einiger Zeit schlief und seine Beute versteckte, und betrachtete im Schein der Straßenlampe den Schmuck des Händlers. Er überlegte, welches Stück das Mädchen wohl hatte stehlen wollen, und darüber grübelte er auch noch in der nächsten Nacht und in der übernächsten.
    Viele Tage lang musste er an

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