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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Sein Name wurde vom Klatschen der Menge übertönt. »Scapa«, flüsterte er noch einmal, als es wieder leiser geworden war. »Ich heiße Scapa.«
    Dann blickten sie beide wieder zu dem Puppentheater auf, und sie standen stillschweigend nebeneinander, bis der Vorhang fiel.
    Gerüchte

    Von dem Tag an, an dem sie das erste Wort gewechselt hatten, waren Arane und Scapa wie Pech und Schwefel. Arane, die niemandem traute, von der keiner wusste, wie sie sich durchs Leben schlug – sie beschloss aus unerfindlichen Gründen, an Scapas Seite zu bleiben. Keiner vermochte das rätselhafte Mädchen zu verstehen. Es schien fast, als habe sie in jenem kurzen Augenblick vor dem Puppentheater entschieden, dass sie ihr Leben mit Scapa teilen wollte. Aber Arane stellte ihm nie Fragen über seine Vergangenheit und so fragte auch Scapa nicht nach der ihren. Das einzig Entscheidende war, dass sie nun zusammen waren und für den Rest ihres Lebens sein würden – so wie sie es tief in ihrem Inneren spürten, deutlicher als irgendetwas sonst.
    Arane und Scapa zogen fortan gemeinsam durch die Straßen von Kesselstadt. Arane erwies sich schon bald als Meisterin in der Kunst des Überlebens: Ob es darum ging, einen sicheren Schlafplatz zu finden, sich warmes Essen zu besorgen oder einen Kartenbe-trüger zu überlisten, Arane wusste stets Rat. Scapa hingegen war geschickt als Dieb und konnte Aranes Ideen in die Tat umsetzen. So arbeiteten sie wie ein rechter und ein linker Fuß – zusammen konnten sie es weit bringen. Und das wussten beide.
    Für Scapa und Arane begann auch wirklich eine Zeit des Erfolgs. Bald hatten sie sich zu einem ange-
sehenen Räuberpaar entwickelt und erbeuteten mehr als alle anderen Straßenkinder. Wenn sie durch die Gassen schlenderten, wichen die anderen Kinder respektvoll zurück. Die Wäscherinnen waren ganz entzückt von Arane und begannen sich fantastische Legenden über sie und Scapa auszudenken. Schließlich war ihr Zusammenhalt einzigartig. Denn gewöhnliche Straßenkinder, das war allgemein bekannt, hatten kaum wahre Freundschaften; ihr Leben wurde von Hunger, Hass und Angst bestimmt. Dass Kinder so lieben konnten, die selbst nie Liebe erhalten hatten und in den ärmsten, schmutzigsten, hoffnungsloses-ten Vierteln aufgewachsen waren – das hatte man noch nicht gesehen. Bis jetzt.
    »Die beiden gehören zusammen wie Seife und Zuber«, seufzten die Waschweiber, wenn sie vor ihren Wasserbottichen standen, die Hände blau und rot und schwielig vom jahrelangen Färben, die Wangen aufgedunsen von den giftigen Gerüchen des Färbemittels und die Augen leuchtend wie die junger Mädchen: »Scapa und seine Arane, das hält für die Ewigkeit!«
    Arane ließ sich gerne von den Waschweibern bewundern. Die Frauen waren so von ihrem hübschen Gesicht und ihren blonden Locken verzaubert, dass sie ihr erzählten, sie sei in Wirklichkeit die Tochter einer Prinzessin. Denn obwohl sie nur Lumpen trug und barfuss durch die Straßen lief, stach Arane unter den anderen Waisen hervor wie ein Kristall unter Kieselsteinen. Das Mädchen gehörte nicht hierher, da
war man sich einig. Arane war zufällig in diese Welt gefallen wie das Samenkorn einer seltenen Blume, das der Wind aus den Gärten eines Palasts geweht und auf einen Misthaufen getragen hat.
    »Kleine Lilie!«, riefen die Waschfrauen. »Eines Tages werden du und dein Scapa Kesselstadts Fürsten sein!«
    Und das war tatsächlich Aranes Wunsch. In dunklen Nächten, wenn die beiden in einer Straßenmulde lagen, erzählte Arane von ihren ehrgeizigen Plänen.
    Wie ein Märchen aus dem Puppentheater flüsterte sie Scapa die Geschichte ihrer Zukunft ins Ohr.
    Macht, das wollte sie, Macht war das Wort, das in ihr flackerte. Und sie steckte Scapa mit dem drängenden Wunsch danach an, so wie sie alles in ihm entfachen konnte.

    »Und was machen wir jetzt?« Arane sah sich nach beiden Seiten um. Beim Anblick der großen schönen Häuser wurde ihr Gesicht erneut starr vor Hass. Die meisten Hehler von Kesselstadt waren Elfen, die von ihren Stämmen im Moor verstoßen wurden und darum in die Stadt gekommen waren. Nun waren sie reich und zogen Vorteil aus der Armut anderer, so wie der geizige Afarell. Arane schauderte vor Wi-derwillen.
    Scapa strich sich mit dem Handrücken über die Stirn, als wolle er so die dunkle Miene fortwischen, und versuchte Arane einen aufmunternden Blick zu schenken. »Ich habe Hunger. Kaufen wir uns was für
die zehn Kupfermünzen. Uns fällt schon

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