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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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verschwand in der Menge.
    »Warte!«
    Scapa rannte ihr nach. Er duckte sich unter schweren Körben hindurch, die vorbeigehende Menschen auf dem Rücken trugen, und rempelte gegen herumstehende Elfen. Am Rande des Marktes sah er das Mädchen in eine Straße abbiegen.
    »Bleib stehen! He, du!« Scapa rutschte beinahe in einer Pfütze aus. Als er am Straßenende ankam, blieb er keuchend stehen und lehnte sich gegen die Hauswand. Vorsichtig lugte er um die Ecke.
Das Mädchen war fast schon hinter den Häusern verschwunden. Sie sah noch einmal zurück. Als sie Scapa nicht mehr entdeckte, blieb sie stehen, um nach Atem zu ringen. Dann lief sie in eine Seitengas-se.
    Scapa folgte ihr unbemerkt durch verwinkelte Straßenfluchten, in denen die Häuser immer weiter in die Höhe gewachsen waren und ihre schiefen Türmchen und Balkone wie verkrüppelte Finger in den Himmel streckten. Das Mädchen lief durch das Viertel der Färber. Die Sonne zog gleißende Streifen in die Dunkelheit und ließ die Pfützen schillern. Leichtfüßig sprang das Mädchen über sie hinweg. Scapa konnte den Blick nicht von ihr wenden, wie sie ins Sonnenlicht eintauchte und wieder im trüben Halbdunkel verschwand, eintauchte und verschwand, eintauchte, verschwand … Die Wäscherinnen grüßten sie und riefen sie bei einem Namen, den Scapa nicht verstehen konnte. Und sie selbst ging so würdevoll durch die schmutzigen Färbergassen wie eine Königin durch die Korridore ihres Palasts.
    Dann kam sie zu einem Markt. Licht brach sich auf den silbernen Schalen und Krügen, die die elfischen Händler feilboten, und es blitzte und funkelte aus allen Winkeln des großen Platzes. Elfische Akrobaten und Feuerspucker sonnten sich in der Bewunderung der Schaulustigen. Das Mädchen strich durch die Menge. Erst vor dem Puppentheater, das man am Rande des Platzes aufgebaut hatte, blieb sie stehen.
Scapa schlich in einem weiten Bogen um sie herum, um ihr Gesicht zu sehen. Mit bewundernden Blicken verfolgte sie das Theater. Wenn alle Zuschauer klatschten, klatschte sie mit mehr Begeisterung als irgendjemand sonst; wenn alle lachten, lachte sie am hellsten; und wenn alle vor Schreck seufzten, verzog sich ihre Stirn in echter Sorge. Scapa musste lächeln.
    Unbemerkt schlich er zurück und blieb hinter dem Mädchen in der Menge stehen. Eine Armeslänge trennte sie voneinander. Er konzentrierte seinen Blick auf ihren sonnengebräunten Nacken. Zwei kleine Muttermale saßen direkt unter dem Haaransatz.
    Ganz so, als spüre sie seinen Blick, neigte sie den Kopf und sah zu Boden. Dann fächerten ihre Augenlider auf und sie blickte ihn direkt an. Besorgt, sie könne wieder fliehen, fiel Scapa keine andere Geste ein als die, den Finger auf die Lippen zu legen. Als sie nicht fortlief, kam er vorsichtig näher. Sie wandte sich wieder um und blickte zum Puppentheater auf.
    Scapa trat direkt neben sie. Sein Herz schlug son-derbarerweise schneller als sonst. Aufmerksam folgte er dem Theaterstück, so wie das Mädchen an seiner Seite. Es ging um die Geschichte einer Prinzessin und eines Krieges, die Scapa nicht zu durchschauen vermochte. Er versuchte es auch gar nicht.
    Endlich neigte er den Kopf in die Richtung des Mädchens, ganz leicht nur und ohne die Puppen aus den Augen zu lassen. »Wer bist du?«, flüsterte er.
    Die Menge seufzte rings um sie auf, als die Puppenprinzessin eine Hinrichtung befahl. Scapa biss
sich auf die Unterlippe, weil ihm ein Lächeln ins Gesicht steigen wollte – wie absurd! Er warf einen Blick zu dem Mädchen herüber. Sie verfolgte noch immer das Puppenspiel, doch auch um ihre Mundwinkel ging, wenn Scapa sich nicht irrte, ein zartes Lächeln.
    »Sag mir deinen Namen«, bat er leise. »Wie soll ich dich denn nennen?«
    Endlich richtete sich der Blick des Mädchens auf ihn. Sie sah ihn lange an und blinzelte nicht. »Ich
    …« Sie brach das Flüstern ab, als ein neues Raunen durch die Menge ging. Die Puppenprinzessin trug nun eine winzige Krone aus gelb bestrichenem Holz.
    »Und das ist nun Euer großer Wunsch, Prinzessin Arane?«, quäkte eine Stimme unter dem Theater hervor. Die Prinzessin antwortete eben so piepsend, wie eine Puppe sprechen würde: »Oh ja, das ist mein einziger Wille: Ich will die ganze, weite Welt erobern!«
    »Arane«, wiederholte das Mädchen mit leuchtenden Augen. »Du kannst mich Arane nennen.«
    Scapa musste verwundert lächeln.
    Dann blickte sie zu ihm auf. »Und du«, flüsterte sie, »wer bist du?«
    »Ich heiße Scapa.«

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