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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Elfensprache hinzu, »greifst du an, Nijú.«
    Es war das erste Mal, dass Nill Elfisch verstand und sich wünschte, sie hätte es nicht getan.

    In den folgenden Tagen fiel fast unaufhörlich der Schneeregen. Selten unterbrach ihn ein schneidender Wind, der einzelne Schneekörner durch den Wald trieb, doch Sonnenlicht sickerte kein einziges Mal durch die Wolkendecken. An den abendlichen Herdfeuern blickte der König der Elfen trübe drein und murmelte: »Nasser Schnee im Herbst … ein schlechtes Omen. Wird im Herbst die Erde von dünnem Schnee gekühlt, tränkt sie im Winter Blut.«
    Aryjen senkte bloß das Gesicht und sagte nichts.
    Draußen wurde man im Schnee nass, aber nicht nass genug, um es als Entschuldigung dafür zu nehmen, dass man zu Hause blieb. Und so führten Kaveh und Nill ihren Kampfunterricht täglich fort. Wenn sie zur Abenddämmerung heimkehrten, brannten Nill die Handflächen vom Halten der Stäbe, ihre Schultern fühlten sich an, als habe man ihr die Gelenke ausge-renkt. Aber Nill beschwerte sich nicht. Sie stand jeden
Morgen von neuem auf, um mit Kaveh zu üben, und gab nicht nach. Sie war eine verbissene Schülerin.
    Dann tauschte Kaveh die Stäbe mit Schwertern.
    Nill war ein bisschen verzagt wegen des Gewichts der Waffen – allein wenn sie das Schwert hob, kostete sie das schon eine Menge Kraft.
    »Ist schon in Ordnung«, munterte Kaveh sie auf.
    »Denn wenn die Waffe mehr wiegt, kann sie auch mit mehr Wucht deinen Gegner treffen.«
    Er gab ihr ein paar Anweisungen, wie sie das Schwert halten sollte, dann stellte er sich kampfbereit auf. »Also. Ich greife jetzt an. Aber richtig, verstanden?«
    »Klar«, sagte Nill fest, obwohl ihr die Knie weich waren.
    Kaveh blieb einen Augenblick reglos; dann stieß er einen gedämpften Schrei aus und war plötzlich direkt vor ihr. Sein Schwert sauste in die Höhe – und stieß auf sie herab.
    Nill hob ihr Schwert zur Abwehr, aber die Wucht seines Hiebes traf sie vollkommen unerwartet. Völlig überrumpelt fiel sie zurück und verlor ihr Schwert.
    Kaveh rammte seine Klinge in die gefrorene Erde und reichte ihr eine Hand zum Aufstehen.
    »Wenn ich ein Grauer Krieger wäre, wärst du tot.«
    Nill ließ sich hochziehen und ergriff ihr Schwert.
    »Versuchen wir es noch mal.«
    Kaveh lächelte erfreut darüber, dass Nill noch immer entschlossen war, und ging wieder in Position. Diesmal wich Nill seinem Schlag in einer Dre-
hung aus, so wie Kaveh es ihr beigebracht hatte, und ließ ihr Schwert auf seine Seite zusausen. Kaveh parierte ihren Schlag geschickt, und sie verharrten ü-
    berrascht in einer etwas verrenkten Position.
    »Du hast meinen Angriff nicht abgewehrt«, keuchte Kaveh verwundert.
    »Musste ich doch auch nicht, oder?«
    Sie grinsten sich an. Kaveh befreite sich mit einer Drehung aus der unbequemen Lage und sie standen sich wieder gegenüber. Nun übten sie erneut Angriff, Abwehr und Ausweichmanöver, ohne ihren Schlägen besonders viel Kraft zu verleihen. Die Klingen klirrten, wann immer sie aufeinander trafen.
    »Wie – viele – Verbündete haben wir schon?«
    »Nicht viele«, keuchte Kaveh, der sich vor einem Hieb duckte und anschließend nah herantrat, um seine Klinge an ihren Hals zu legen. Nill sprang zurück und parierte mit dem Schwert.
    »Zu – wenige, fürchte ich.«
    Nill schwieg jetzt. Kavehs Angriffe wurden schneller. Nill merkte, wie sie immer weiter von ihm zurückgetrieben wurde. Schließlich schlug sein Schwert gegen ihres und seine Klingenspitze richtete sich auf ihre Brust.
    »Du weißt, wer uns noch fehlt«, sagte er und zog die Nase hoch.
    Nill trat einen Schritt zurück und zerrte sich den breiten Hemdkragen vom Hals. Ihr war heiß geworden. »Ich gehe nicht zu ihnen. Ich kann nicht zu ihnen«, erwiderte sie.
Kaveh stützte sich auf sein Schwert und blickte kurz in den dunklen Himmel. Noch immer schwebten Schneekörner durch die Luft wie im Sommer weiße Pollenschwärme. »Wir brauchen die Hykaden.« Kaveh sagte es leise und ernst. Mit dem Handrücken fuhr er sich über die Nase.
    Nill kehrte ihm den Rücken und dachte darüber nach, wie man seinen Satz auf Elfisch sagen würde.
    Aruen her sân el Hykaed. Es klang so viel schöner …
    Wieso brauchten sie schon Menschen? Nill presste die Lippen fest aufeinander.
    »Mal sehen«, murmelte sie, drehte sich um und griff Kaveh so schnell an, dass er sein Schwert vor Verblüffung zu spät hob. Von ihrer Wucht getroffen, flog es ihm aus der Hand und er stolperte

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