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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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auf das sie ihren Namen, nicht aber einen Fuß setzen würde. Das war es, was sie wollte. Das war es, was sie ihr ganzes Leben lang angestrebt hatte: Sie wollte der Welt ihren Namen einritzen, und wenn es sein musste, mit einer blutigen Klinge.
    Vom Abgrund brauste der Wind empor und wirbelte eine Woge tanzender Schneekörner um Arane und Scapa. Sein Herz zog sich zusammen, so sehr verschwammen in diesem Moment Wirklichkeit und Traum. Arane war ihm so nah, und der Schnee, der Schnee stob unter ihren Füßen hervor, direkt in den Himmel hinein.
    »Und wer weiß?«, flüsterte Arane. »Vielleicht ist dort in der Ferne, im Unbekannten das Land, das wir suchen. Wo die Sonne scheint und wo es weite, grü-
    ne Auen gibt, bis zum Horizont … Wo es keine bö-
    sen Menschen gibt, keine Habgier, keine Armut und keine hinterhältigen Elfen. Nur das, was wir mitbrin-gen. Uns beide.« In ihren Augen schimmerten Trä-
    nen.
    Scapa wusste nicht mehr, was sie wollte: die Welt oder eine perfekte Welt, den Sieg oder ihren Frieden, ihre Ziele oder ihn, Scapa …
    Wortlos schloss er die Augen. Jenseits des Meeres, in die Ferne – so weit sollten sie also reisen, um die Freiheit und den Frieden zu finden, nach denen Arane sich sehnte. Im Fuchsbau hatte sie ihn damals nicht gefunden. In den Marschen von Korr, dem gigantischen Turm, zwischen all den herrlichen Samt-
kleidern und Seidenkissen war er nicht. Und auch jetzt, wo sie der unendlichen Freiheit des Meeres gegenüber stand, sehnte sie sich nach einem fernen Traum.

    Nill schob ihre Kapuze nach hinten. Eine Weile stand sie reglos im Schatten der hohen Bäume. Der Anblick des Dorfes hatte etwas in ihr versteinert, und sie konnte sich mehrere Augenblicke lang nicht rühren. Selbstgefällig hockten die Häuser mit ihren Strohdächern und ordentlichen Holzwänden beieinander. Hier und da sah sie geschäftige Menschen beim Pflügen ihrer kleinen Gärten und Felder, sie liefen zwischen den Häusern umher und sprachen miteinander. So viele Erinnerungen kamen in Nill hoch, dass ihr schlecht wurde. Ihre Fäuste ballten sich. Wenn sie jetzt nicht den Mut aufbrachte – dann nie!
    Mit steifen Schritten ging sie los. Noch bewegte sie sich in den Schatten der hohen, rauschenden Bäume. Sie blinzelte eine Schneeflocke aus den Augen, zog sich die Kapuze aber nicht wieder über den Kopf. Sie würde sich nicht verstecken, sondern erho-benen Hauptes ins Dorf gehen. Unter dem Wams, in ihrem Gürtel, steckte der Steindorn. Obwohl sie na-türlich Hunderte von Meilen von dem Weißen Kind entfernt war, hatte sie plötzlich das Gefühl, dass der Stein wärmer war als sonst. Und auch ein Kurzschwert trug sie bei sich. Unbewaffnet würde sie sich dem Hykadendorf auf keine hundert Meter nähern.
Die Schatten des Waldes glitten zurück. Sie stand im grauen Tageslicht. Es sah aus, als würde es bald dämmern, obwohl gerade erst Nachmittag sein konnte.
    Nill schritt an den Häusern und Hütten vorbei. Die Menschen, an denen sie vorüberkam, blickten verblüfft auf. Manche begannen zu tuscheln und auf sie zu zeigen. Nill ging bis zum Marktplatz in der Mitte des Dorfes. Vor ihr ragte das Haus des Dorffürsten auf, das etwas größer war als die anderen Hütten.
    Inzwischen hatte sich eine regelrechte Menge um sie geschlossen. Das Murmeln und Tuscheln der Menschen schwoll an.
    Nill blickte ihnen in die kühlen Gesichter, ohne Scham zu verspüren. Was sie fühlte, war Bedauern; Bedauern dafür, dass sie so lange, fast ihr ganzes Leben lang, wie diese Menschen hatte sein wollen. Wä-
    re damals ihr sehnlicher Wunsch so mancher Nächte in Erfüllung gegangen, Nill wäre heute genauso gemein wie die Leute, die jetzt mit krummen Fingern auf sie zeigten.
    »Das Dornenmädchen ist zurück! Der Bastard, seht! Sie ist wirklich zurückgekommen!«, riefen einige Leute gedämpft. »Was hat sie an? Das sind fremde Kleider! Seht doch, dieser Mantel! Und sie trägt Hosen, sie trägt Männerkleider!«
    Nill öffnete den Mund und schlagartig verstummte die Menge. »Ich suche den Fürst von Lhorga!«, rief sie. Ihr Atem gefror zu kleinen Wölkchen, die sofort wieder zerfielen. »Weiß jemand, wo er ist?«
Sie drehte sich langsam im Kreis. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, manche noch immer verblüfft, andere verächtlich. Doch niemand antwortete ihr.
    »Hört euch das an!«, zeterte plötzlich eine alte Frau und raffte aufgeregt ihre Röcke. »Hört euch an, wie schnippisch die Elfenbrut geworden ist!«
    Nills Nasenflügel

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