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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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zwischen Tannen, die nicht weit entfernt war. Das blassblaue Moos war gefroren und knirschte unter ihren Schuhen. Auch die Zweige der Tannen waren hier und dort von Frost überzogen und glitzerten aus tausend winzigen Schnee-sternen. Kaveh und Nill trugen warme Lederwämser und Hemden mit langen Kragen, die sie sich am Hals mehrfach umgeschlagen hatten. Der graublaue Stoff fühlte sich dick und flauschig an, aber Nill konnte beim besten Willen nicht sagen, woraus er gemacht war. Darüber trugen beide einen hellen Mantel mit Kapuze. Obwohl er dünn war, hielt er den Wind und sogar Regen ab. Als sie zwischen den Tannen angekommen waren, zog Kaveh seinen Mantel aus und ließ ihn neben den Waffen zu Boden sinken.
    »Keine Bange«, sagte er zu Nill, als er die Hand nach ihrem Mantel ausstreckte. »Frieren wirst du schon nicht. Versprochen.«
    Nill zog den Mantel mit einem ziemlich flauen Gefühl aus. Kaveh hatte zwei Holzstäbe in die Hand genommen, die etwa so lang waren wie Nill und den Umfang ihres Unterarms hatten. Als Kaveh ihr einen der Stäbe zuwarf, umschloss sie ihn fest mit beiden Händen. Ihr Wille gewann die Oberhand über ihre Zweifel, und sie setzte eine ernste Miene auf. Sie wollte das Kämpfen lernen! Sie musste es lernen.
    Dies war auch ihr Krieg.
»Zum Aufwärmen«, erklärte Kaveh und hob den Holzstab in Brusthöhe. »Die Stäbe dienen am Anfang als Ersatz für ein Schwert. Schwerter wiegen viel mehr.«
    Nill versuchte unauffällig zu schlucken, der Holzstab war schon schwer genug.
    »Außerdem verletzen Schwerter mehr als Stäbe, ist ja klar. Obwohl so ein richtiger Stoß von dem Holzstab auch ganz schön … – ich, ahm, pass auf.
    Keine Angst.« Kaveh lächelte und sein Lächeln erleichterte Nill. Aber es währte nur einen Augenblick, dann fiel es von Kavehs Gesicht und wich einem sehr ernsten Ausdruck. »Halte ihn so.« Er machte es Nill vor, schloss die Fäuste etwas weiter unten um den Stab, sodass zwischen beiden Händen noch eine Hand breit Abstand war, und hob den Stab in Position.
    Nill machte es ihm nach.
    »Dein Stand«, sagte Kaveh und wies mit einem Kopfnicken auf ihre Füße. »Beine weiter auseinander. Ein bisschen in die Knie. Du musst fest auf beiden Füßen stehen. Nichts darf dich umwerfen.«
    »Nichts darf mich umwerfen«, wiederholte Nill.
    Kaveh nickte. »In Ordnung.« Er kam auf sie zu.
    Dann hob er den Stab über sie. Da Nill ihm reglos zusah, erklärte er freundlich: »Wenn ich dich von oben angreife, dann wehrst du so ab.« Er zeigte ihr, wie sie den Stab über sich heben sollte. In Zeitlupe versuchten sie den ersten Angriff. Mit einem dumpfen Klock stießen die Stäbe aufeinander.
    »Und jetzt von der Seite.« Kaveh holte – abermals
in Zeitlupe – von rechts aus und Nill parierte den Schlag. »Gut! Aber halte den Stab so. Knick die Ar-me nicht ein. Bleib oben gerade, sonst kippst du um.
    Hände weiter auseinander, dann hast du mehr Halt am Stab. Gut so. Jetzt die andere Seite.«
    Allmählich wurden Kavehs Schläge schneller. Na-türlich waren die Angriffe noch immer so langsam, dass Nill jede Bewegung seiner Arme beobachten konnte, doch jetzt wurde alles rascher und realisti-scher. Dann machte Kaveh einen Schritt auf sie zu, sodass sie zurückweichen musste. Und so begannen sie sich im Kreis zu umrunden. Das Zusammen-schlagen der Stäbe bekam einen schnelleren Rhyth-mus. Nills Abwehr wurde fließender, ihre Bewegungen waren nicht mehr so unsicher. Als Kaveh die Angriffe nicht mehr der Reihe nach wiederholte, sondern Nill mit zufälligen Hieben traktierte, gewannen sie abermals an Tempo. Nills Arme wurden allmählich müde. Ihre Hände waren steif vor Kälte. Unter den Kleidern wurde es ihr warm, ihr Atem ging etwas schneller.
    Während sie mit den Holzstäben übten, begann es leicht zu schneien. Nasse Flocken fielen durch die Tannen und versickerten im gefrorenen Moos. Bald ließen sich die Flocken auch auf Nills und Kavehs Gesichtern nieder und kühlten ihre geröteten Wangen.
    »Gut«, sagte Kaveh endlich und ließ den Stab sinken. Er strich sich die langen Zöpfe zurück. »Gar nicht schlecht, wirklich.«
Nill atmete schwer und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Sie war nass vom Schnee und vom Schweiß. In Nills Armen pochte es.
    »Also.« Kaveh nahm den Stab wieder in beide Hände und stellte sich kampfbereit auf.
    »Noch mal?« Nill runzelte die Stirn und versuchte, nicht allzu erschöpft dreinzublicken.
    »Oh nein. Jetzt«, fügte Kaveh in der

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