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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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und hat die heimliche Königin, das Weiße Kind gesehen!«
    Mutige Krieger und überzeugte Anhänger Kavehs
brachen täglich auf, um in den Dunklen Wäldern zu verbreiten, dass ein Krieg bevorstand. Bis spät in die Nächte hinein brüteten Kaveh, der König und mehrere Berater über den großen Landkarten, auf denen in der geschwungenen Schrift der Elfen aufgezeichnet war, wo sich bestimmte Völker niedergelassen hatten. Man schickte Boten zu allen Elfenstämmen, die dem König ergeben waren, zu den Bewohnern der fernen Gebirge im Norden, die den Märchen nach klein waren wie Zwerge, und in den tiefen, unbe-kannten Westen, wo riesenhafte Wesen leben sollten.
    Auch Kaveh brach an manchen Tagen auf, um Verbündete zu finden. Einmal riet er Nill, ihn nicht zu begleiten, da das Volk, zu dem er wollte, auf Menschen nicht besonders gut zu sprechen war. Und das wurde bald zum Hauptgrund dafür, dass Nill die meiste Zeit alleine im Dorf zurückblieb, bis Kaveh mit Nachrichten zurückkam.
    Doch sie langweilte sich nicht. Die meiste Zeit über waren Aryjèn, Kejael oder andere Elfen bei ihr, die sie kennen gelernt hatte, und brachten ihr die Elfensprache bei. Sich die Worte einzuprägen fiel Nill leicht, da ihr Klang schön war wie ein Lied; nur die Aussprache fiel ihr hin und wieder schwer, und wenn sie einen Satz nur ein bisschen anders stellte, veränderte sich sogleich seine ganze Bedeutung. Aber trotz allem lernte Nill schnell und mit Begeisterung.
    Bald konnte sie sogar bruchstückhafte Gespräche führen und war sehr stolz darauf.
    Ein anderes Mal begleitete sie Kaveh mit Mareju
und Arjas, aber Kaveh wollte ihnen einfach nicht sagen, zu welchem Volk sie eigentlich unterwegs waren. Als sie in einem lichten Pinienwäldchen Halt machten, erschien ein großer Hirsch zwischen den Bäumen. Kaveh ging in die Hocke und blieb ganz still, während Nill und die Zwillinge, die ein paar Schritte hinter ihm waren, wie festgewachsen stehen blieben.
    Hinter dem Hirsch erschienen zwei – vier – sieben
    – neun Rehe. Es kamen auch noch mehr Hirsche da-zu, bis ein ganzes Wildrudel vor ihnen stand. Die Tiere schnaubten und schlugen mit ihren Hufen auf den weichen, dunklen Boden.
    »Was – tut – er – da?«, zischte Nill Arjas zu, be-müht, die Lippen nicht zu bewegen.
    Auf dieselbe Weise antwortete er: »Kaveh – hat –
    einen – Knall.«
    »Kann er mit ihnen – sprechen ?!«
    »Er hat doch Bruno, oder?« Arjas, dem schlagartig bewusst wurde, dass er seine Lippen bewegt hatte, und dass ein ziemlich großer Hirsch ihn anfunkelte, zog den Kopf rasch wieder zwischen die Schultern.
    »Bruno hat’s ihm natürlich beigebracht«, flüsterte er.
    Mit stockendem Atem beobachtete Nill das Geschehen.
    Aber im Grunde geschah gar nichts. Kaveh blieb reglos und stumm, ebenso wie die meisten Rehe und Hirsche, bis das Rudel kehrtmachte und wieder im Wald verschwand. Als Kaveh sich zu seinen etwas hilflos dreinblickenden Freunden umdrehte, strahlte er.
»Wir haben es geschafft!«, rief er. »Die Hirsche sind auf unserer Seite.«
    Nill wagte angesichts Kavehs Freude nicht, den Zwillingen einen schrägen Blick zuzuwerfen. Aber sie hätte schwören können, dass sie aus den Augenwinkeln sah, wie sich Mareju und Arjas in die Hände zwickten.
    Und wenn Nill glaubte, mit Hirschen gegen die Königin von Korr zu kämpfen, sei verrückt, dann wurde sie drei Tage später eines Besseren belehrt, als Kaveh ihnen siebzig kräftige Wildschweine als Verbündete vorstellte.

    In den vergangenen zwei Wochen hatte die Herbstsonne warm und dottergelb über dem Elfendorf gestanden, doch nun wurde es kühler. In der Nacht erwachte Nill vom leisen Regenprasseln, das draußen auf das Blätterdach trommelte. Am nächsten Tag war der Wald grau gewaschen, schwere Wolkenbäuche zogen über den Himmel und im Wind flatterten die letzten Laubblätter, die sich bis jetzt an die Äste der Bäume geklammert hatten. Allein die verwunschenen Buchen im Elfendorf blieben dicht bewachsen, wenngleich das Laub sich stahlgrau färbte wie die restliche Umgebung.
    Der Regen versiegte am Abend, und es wurde noch kälter. Sie erwachten mit Frost, der funkelnd die Rinde der Bäume bedeckte und die Grashalme härtete. Bauschige Wolkenfetzen trieben über die Wälder hinweg, es nieselte immer wieder für wenige Augenblicke, und zwischendurch blinzelte die Sonne hervor.
Heute hatte Kaveh sich eine Ladung Waffen besorgt und verließ mit Nill das Dorf. Er kannte eine kleine Lichtung

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