Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume
Sein Mund fühlte sich weich und fest zugleich an. Sie tastete seine Umrisse ab, während ihr Daumen die gerade Linie seines Kiefers entlang fuhr. Noch auf das Gefühl winziger Bartstoppeln konzentriert, schob Joana ihren Zeigefinger trotz seiner leichten Gegenwehr zwischen seine Lippen, wo es feucht war. Nur mit etwas Druck konnte Joana in seinen Mund eindringen und fand seine Zunge. Nass, seidig und heiß an ihrer Haut. Sie seufzte leise und ihr Blick glitt sehnsuchtsvoll die Reihe an Knöpfen herab, die sein Hemd verschlossen. Er saugte an ihrem Finger, nahm dann ihre Hand und führte sie an den obersten Hemdknopf. Ganz langsam öffnete sie ihn, strich ein Stück hinab und machte sich an den zweiten. Fahriger diesmal, ungeduldiger. Den dritten riss sie auf, ebenso alle anderen. Mit beiden Händen streifte sie ihm das Hemd von den Schultern, fuhr über glatte Haut, unter der sich jeder Muskel sanft geschwungen abzeichnete. Gott, er war schön. Viel zu schön, doch längst nicht makellos. Mehrere Narben zogen sich über seinen durchtrainierten Oberkörper und sie fuhr jede einzelne mit den Fingern nach. Am linken Rippenbogen zeichneten sich einige Hämatome ab, wie von einem Faustkampf. Sie strich darüber, provozierte ihn mit leichtem Druck. Falls sie ihm wehtat, ließ er es sich nicht anmerken.
Unterhalb des Schlüsselbeins war eine weitere Tätowierung. Ein Drudenfuß – er stand in Flammen. Es dürstete Joana nach all den Geschichten, deren Symbolik die Male darstellten, doch sie wusste instinktiv, dass er in dieser Nacht nicht sprechen würde. Sie sah zu seinem Gesicht auf und er erwiderte ihren Blick ruhig und gelassen. Abwartend.
Ihre Hand glitt seine Brust hoch, über die Haut seiner Kehle und schließlich in seinen Nacken. Mit den Fingern kämmte sie durch schwarzes Haar, vergrub ihre Hände darin. Ihre Lippen brannten vor Verlangen, ihn zu küssen, ihn zu schmecken, doch ihr fehlte der Mut. Er lächelte eine Herausforderung. Und Joana nahm sie an.
Sie umfasste seine Hand, die das Laken schützend über ihrer Brust zusammenhielt und lockerte seinen Griff. Der Stoff fiel. Sie legte seine Hand zurück auf ihr Dekolleté und schob sie tiefer. Spöttisch hob er eine Augenbraue. Er sagte kein Wort – sie hörte ihn trotzdem.
Sag es mir. Ich will hören, was du willst
.
„Küss mich“, hauchte Joana und zog ihn näher. Sein Mund war unter ihren Lippen noch weicher, als unter ihren Fingern, doch sie konnte ihn nicht schmecken. Sie atmete tief ein, doch sie roch nichts. Wie verwirrend, warum hatte er keinen Geruch? Keinen Geschmack? Sie zeichnete seine Lippen mit ihrer Zunge nach und ließ sie dann zaghaft in seinen Mund gleiten. Fand seine und spielte erst scheu, dann fordernder mit ihr. Doch sie schmeckte nur sich selbst, so leidenschaftlich der Kuss auch wurde.
An den Haaren zog sie seinen Kopf in den Nacken, leckte und saugte an seinem Hals. Ihr Körper war längst dicht an seinen gepresst. Sie bestaunte die Schönheit der Konturen, mit denen ihre karamellfarbene Haut in seine überging. Sie selbst war perfekt, sogar der Leberfleck auf ihrer Brust war verschwunden. Nicholas war nicht blass, aber direkt neben ihr mochte es den Anschein haben, seine Haut wäre hell wie Alabaster.
Sie wollte mehr von ihm, das Verlangen wuchs auf ein schier unerträgliches Maß an. Entschlossen glitt sie auf seinen Schoß und drückte ihn in die Kissen zurück. Sie spürte seine Härte unter sich. Der Stoff seiner Jeans schmiegte sich rau an ihren nackten Körper. Herrlich rau, doch zugleich störend. Ihr Mund glitt über seine Brust, ihre Zunge spielte mit seinen Brustwarzen, bis sie hart waren. Sie wollte ihn stöhnen hören, setzte die Zähne ein, doch ihm entwich nicht einmal ein Seufzen. Ihre Fingernägel kratzten über seinen Körper. Erst zart und vorsichtig. Dann so fest, dass blassrote Striemen auf seinem Bauch zurückblieben, die am Bund seiner Jeans endeten. Weiter wagte sie sich nicht, und dafür hätte sie sich am liebsten geohrfeigt. Denn sie wollte weiter.
Er lag in vollkommener Ruhe unter ihr, während sie fürchtete, an ihrer Hitze verglühen zu müssen. Verzweiflung packte sie. Warum war er so passiv? Warum wollte er sie nicht ebenso, wie sie ihn wollte? Erneut küsste sie ihn heftig, grub die Nägel in seinen Nacken und rieb ihren Körper aufreizend an seinem.
Sag mir, was du möchtest
, sprach er in ihrem Kopf.
Verlange nach mir. Bitte mich
.
„Übernimm die Führung. Nimm dir, was du willst“,
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