Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume
kam es aus ihrem Mund. Sie schrak zusammen. Das hatte sie nicht wirklich gesagt, oder? Er sah sie abwartend an. Sein Mundwinkel hob sich und Joana schluckte. „Bitte.“
Einen winzigen Augenblick später lag sie auf dem Rücken, niedergedrückt von seinem schweren Körper. Ihre Hände waren wie gefesselt in seinem dichten Haar. Sein Mund war überall, wo seine Hände nicht waren. Mit der Zunge malte er seine Symbole auf ihren Körper. Sie brannten und sie wimmerte vor Erregung. Er löschte das Feuer, indem er mit den Händen darüber strich. Dann leckte er an ihren Brüsten und jagte die Hitze seines Mundes unmittelbar in ihren Schoß. Vor Joanas geschlossenen Augen begannen Sterne zu tanzen. Er küsste sie hart, saugte gierig an ihren Lippen und an ihrer Zunge. Gleichzeitig glitten seine Finger immer wieder zwischen ihre Beine. Manchmal fest, regelrecht grob. Sie stöhnte. Dann wieder zart und sanft. Doch jede Berührung endete, kaum dass sie Lust auf mehr geweckt hatte. So sehr sie sich seinen Fingern entgegen bog, seine Hand zu dirigieren versuchte oder ihn durch sehnsüchtiges Seufzen zu erweichen versuchte, er ging nicht weiter. Er lockte sie in den Wahnsinn und ließ ihr nicht die geringste Möglichkeit, die Führung wieder an sich zu reißen. Hemmungslos nahm er was er wollte – ihren Verstand – und trieb ihre Erregung weit über den Punkt hinaus, an dem es sich gut angefühlt hatte.
„Oh Gott, bitte“, keuchte sie, als die Lust zu schmerzhaft wurde. Sie wand sich unter ihm, streckte sich ihm flehend entgegen. Ihr ganzer Körper bettelte nach Erlösung. Sie war kurz davor, es laut zu tun.
Was willst du von mir? Sag mir, was du willst
.
„Nimm mich endlich!“
Sie wollte ihre Beine um ihn schlingen, doch im gleichen Moment war er verschwunden.
Ihr Atem ging stoßweise, ihr Körper war schwer, als wäre ihr Blut flüssiges Blei. Und alles brannte. Nach ihm.
„Nicholas.“ Mühsam richtete sie sich auf, blickte im halbdunklen Raum umher. „Verdammt, Nicholas!“
Ein Schweißtropfen rann ihr von der Stirn, tropfte auf ihre Brust und versickerte in ihrem T-Shirt. Sie starrte auf den Stoff. „Ein Traum“, murmelte sie und stöhnte. Erleichtert. Aber nicht nur. „Oh Gott, was für ein bescheuerter Traum.“ Vor allem so beängstigend real.
Für einen Moment wusste sie nicht, was sie schlimmer finden sollte. Dass sie derart intensiv vom schlimmsten Macho ganz Hamburgs geträumt hatte, oder dass ihr Körper auch jenseits des Traumes mehr als bereit für ihn war. Ihr Slip war feucht und immer noch wärmte ein Prickeln jedes Stückchen Haut, das er berührt hatte. Die Stellen, die er nicht berührt hatte, schienen eiskalt und schmerzhaft danach zu verlangen.
Sie warf sich zurück in die Kissen. Nein, das Schlimmste war eindeutig, dass er ihr in dieser Nacht kein zweites Mal im Traum erscheinen würde.
5
M
ittwochs war Joanas freier Tag, an dem sie normalerweise mit einem Buch und Musik dem Alleinsein frönte. An diesem Mittwoch jedoch schien jede der ruhigen Minuten zu viel, da sie ihr Gelegenheit gaben, an die Bekanntschaft vom Vorabend zu denken. Nicholas. An seinen Auftritt in ihrem Traum, und an die Tatsache, dass sie nichts von ihm hatte, außer einem Vornamen. Was vernünftig war, sie aber leider rasend machte. Sie verbot sich, über ihn zu grübeln, wovon ihre Gedanken unbeeindruckt blieben. Sie schwirrten um ihn, wie Motten um das Licht.
Benedikt meldete sich gegen Mittag und sagte zu, sie gegen sieben fürs Kino abzuholen. Ihr war nicht ganz klar, ob sie sich freute, zumindest aber freute sie sich auf die Ablenkung. Sie schlug den Tag tot, indem sie Staub wischte, wo keiner lag, Fenster putzte, die nicht schmutzig waren, und schließlich die Treppe fegte, obwohl die Nachbarin an der Reihe war. Sascha hatte über ihre Eigenart, bei Stress zu putzen, immer den Kopf geschüttelt. Wehmütig erinnerte sie sich daran, welch liebenswerter Chaot er gewesen war.
Bens Wagen hielt am Abend eine Viertelstunde zu früh vor ihrem Fenster. Hastig warf sie sich eine leichte Bluse über das Trägertop, schnappte nach ihrer Handtasche und eilte nach draußen. Schwüle schlug ihr ins Gesicht. Der Wetterbericht hatte ein Gewitter angekündigt, doch es ließ noch auf sich warten.
„Hi, Ben, schön dass du gekommen bist.“
Sie sprach ein stilles Stoßgebet als Dank für die Klimaanlage in seinem Mercedes und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. Unbehaglichkeit erfüllte sie. War es angebracht, ihn
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