Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
abstützen. Seine Finger, die unter dem T-Shirt ihre Wirbelsäule entlang wanderten, hatten fatale Auswirkungen auf ihren angeschlagenen Gleichgewichtssinn. Dennoch gelang es ihr, ihre Stimme einigermaßen unter Kontrolle zu halten.
    „Mal sehen.“
    „Oh, ganz sicher.“ Er küsste ihren Nacken, wandte sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort ihre Wohnung.
    Schwer atmend ließ Joana sich auf den nächsten Stuhl fallen und krallte ihre Finger ineinander, nur um sich davon abzuhalten, die brennende Stelle in ihrem Genick zu berühren. Das Schwindelgefühl wollte ebenso wenig nachlassen, wie die Erregung, die in dieser Nacht unbefriedigt bleiben würde.
    Als Agnes gegen halb sechs Sturm klingelte, deutete nichts mehr auf Joanas nächtlichen Besucher hin. Zwar schwindelte ihr nach wie vor leicht vom Alkohol, aber ansonsten schien dieser sich nicht mehr auf sie auszuwirken. Ihre Gedanken waren überraschend klar und ihr Atem nach einer halben Tube Zahncreme und einer ganzen Tüte Bonbons wieder pfefferminzfrisch.
    „Was ist denn passiert?“, fragte sie ihre Tante schon beim Öffnen der Tür.
    „Lass mich erst einmal reinkommen, Liebes.“
    Tante Agnes sah man die Uhrzeit in keiner Weise an. Ihr penibel aufgelegtes Makeup unterstrich gekonnt das wache Blitzen ihrer Augen und ihr Haar war wie immer akkurat frisiert. Lediglich die Fältchen um ihren Mund traten etwas deutlicher hervor und zeugten von Unruhe. Während Joana Kaffee in zwei Tassen füllte, nahm Agnes am Küchentisch Platz und trommelte mit den Fingern auf ihren Oberschenkeln. Die versprochenen Brötchen hatte sie nicht dabei.
    „Erzähl endlich!“, verlangte Joana schließlich gereizt. „Du kommst doch nicht mitten in der Nacht, um mit mir Kaffee zu trinken.“
    Agnes kniff ihre Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Wo warst du in den letzten Stunden?“, fragte sie ernst.
    Joana zog irritiert die Brauen zusammen. „Hier zu Hause. Auch den ganzen gestrigen Tag. Aber warum willst du das wissen?“
    „Allein?“
    „Ja.“
    Joana vermied es, zu schlucken. Warum sie ihrer Tante, die sie bislang nie hatte anschwindeln können, nicht die Wahrheit gesagt hatte, wusste sie nicht. Die Lüge war ihr vollkommen intuitiv über die Lippen gekommen und alles in ihr beharrte darauf, an ihr festzuhalten. Unter dem Tisch ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Nicholas war ihre Privatangelegenheit, sie würde sich nicht für dieses Verhältnis rechtfertigen. Nicht vor sich selbst und erst recht nicht vor anderen.
    Agnes seufzte und schien sie nicht zu durchschauen. „Ich habe es befürchtet.“ Sie sprach wie zu sich selbst. „Es kann Tage her sein, wenn das Elixier verdünnt wurde. Deine Erinnerungen könnten manipuliert worden sein. Wie sollen wir da nachvollziehen, wer …“
    „Wovon sprichst du?“
    Ihre Tante verbarg das Gesicht in den Händen. Die verzweifelt anmutende Geste jagte trotz der sommerlichen Temperaturen ein Frösteln über Joanas Haut.
    „Liebes, du trägst eine Besonderheit in dir“, sprach Agnes leise, beinah ehrfürchtig, jedoch ohne aufzusehen. „Eine Gabe, die schon seit Generationen in unserer Familie weitergegeben wird. Es ist die Macht … Dämonen bannen zu können.“
    Joana verschluckte sich an ihrem Kaffee und japste nach Luft. Jetzt war ihre Tante verrückt geworden.
    „Du kannst es nicht glauben, Joana, das ist mir bewusst. Daher musst du mit mir kommen. Ich bringe dich in unser Haupthaus nach Süddeutschland. Theodor, unser Ältester, kann dir alles erklären und die Beweise liefern, die dich überzeugen werden.“
    Langsam stand Joana von ihrem Stuhl auf. „Das meinst du doch nicht ernst, Tante Agnes. Nimmst du irgendwelche Drogen? Du glaubst nicht wirklich, dass … Also wirklich. Dämonen. So ein Blödsinn.“
    „Schätzchen, ich möchte dich wirklich sehr ungern dazu zwingen.“ Der unglückliche Ausdruck in Agnes’ Gesicht machte Joana Angst. „Fakt ist, dass ich deiner Mutter geschworen habe, dich von all dem fernzuhalten. Dies wird normalerweise nicht geduldet, dazu gibt es zu wenige von uns. Wir können auf keinenKrieger im Kampf gegen das Böse verzichten. Doch da deine Mutter bereits ihren Mann verloren hat und sehr … überzeugend gegen deine Wandlung argumentierte, machte man eine Ausnahme. Doch irgendjemand hat sich nicht an die Absprachen gehalten. Das Ritual wurde durchgeführt und deine Kraft damit geweckt. Bitte leg ein gutes Wort bei Mary für mich ein, sonst macht sie mich für mein Versagen

Weitere Kostenlose Bücher