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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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sie auch leichtsinnig und verlassen ihren Körper von sich aus. Und dann schlagen wir zu.“
    „Verstehe.“ Joana massierte ihre Stirn mit den Fingerspitzen. „Was passiert mit den Menschen, wenn sie in ihre Körper fahren? Sind sie dann … besessen?“
    „Sie sind vernichtet, Liebes. Der Dämon zerstört alles Menschliche.“
    Joana presste ihre Hände vor den Mund, Tränen standen in ihren Augen.
    So gerne Agnes ihr geholfen hätte, bei diesem Kampf stand sie außen vor. Ihre Nichte würde selber lernen müssen, die Wahrheit zu akzeptieren.

    Joana erwachte am frühen Morgen aus tiefem, traumlosem Schlaf. Einen verschwommenen Moment lang fühlte sie sich fast wohl, denn so ruhig hatte sie lange nicht mehr geschlafen. Dann wurde ihr wieder klar, wo sie sich befand. In Gefangenschaft. Ihr tiefer Schlaf rührte vermutlich von weiterem Hokuspokus. Zwar hatte sie sich nach den langen Gesprächen mit ihrer Tante damit abgefunden, eine Weile zu bleiben und zu lernen, was angeblich so wichtig für sie zu wissen war, doch gern tat sie es nicht. Ihr ganzes Leben lang hatte man sie belogen, hatte ihr kein Wort davon erzählt, dass es Dämonen gab und ihr Vater diese gejagt hatte. Eine Welt aus Lügen war um sie herum errichtet und nun mit einem Schlag wieder zerstört worden. Selbst ihre Mutter hatte ihr nichts gesagt. Und nun verlangte man von ihr, sich dieser Organisation anzuschließen. Letztlich war ihre Zustimmung nicht mehr als Resignation gewesen, da man sie doch nicht gehen lassen würde. Ihr Entschluss, bei der ersten Gelegenheit die Polizei, oder gar Nicholas, anzurufen, war gescheitert. Ein Telefon hatte sie im ganzen Haus noch nicht gefunden, allerdings hatte sie auch noch keine Möglichkeit gehabt, unbeobachtet danach zu suchen.
    Von ihrem Fenster aus sah sie minutenlang in den anbrechenden Tag. Zwischen den Hügeln kroch der Nebel dick und milchig über die Wiesen, doch am Himmel war bereits deutlich zu erkennen, dass es schon bald wieder freundlich und sonnig werden würde. Joana fluchte still. Selbst das Wetter machte sich über sie lustig. Ein Sturm wäre der Situation angemessen gewesen, aber doch kein strahlender Sommertag.
    Für einen Moment fragte sie sich, ob Nicholas am Abend zuvor bei ihr gewesen war und vor verschlossener Tür gestanden hatte. Oder wusste er vielleicht mehr als sie? War auch er eine Figur in diesem perfiden Spiel? Wenn dem so war, dann hoffte sie inständig, dass er auf ihrer Seite spielte. Der gegensätzliche Gedanke, der zaghaft an ihrem Bewusstsein kratzte und um die Akzeptanz seiner Existenz bat, war einfach zu absurd, um ihn hineinzulassen.
    Missmutig duschte sie, zog die fremde Kleidung an und ging dann mit feuchten Haaren ins Erdgeschoss, wo Tina bereits in der Küche mit Brötchen und Kaffee auf sie wartete.
    Eine Weile bedachte sie die junge Frau mit Schweigen, doch diese nahm es gleichgültig hin, aß und spielte dabei gedankenverloren mit ihrem Ankh.
    „Ich werde heute Vormittag abreisen“, erklärte Tina etwas später. „Zu Hause warten mein Mann und mein Sohn auf mich, weißt du? Er ist noch ganz klein, gerade neun Monate alt. Hier, schau!“ Sie zog ein laminiertes Foto aus der hinteren Hosentasche und hielt es ihr vor die Nase.
    Joana sah angestrengt daran vorbei. „Süß.“
    „Hast du auch Familie? Einen Partner?“
    Sie schwieg. Sie wollte nicht zugeben, dass sie allein war. Nicholas konnte sie kaum als ihren Freund ausgeben. Sie kannte ihn ja kaum, wusste nichts über ihn, nicht einmal, ob er einer dieser Clerica, ein harmloser Mensch, oder gar etwas völlig anderes war. Nach ihm zu fragen wagte sie nicht, aus Angst vor der Antwort.
    Sie rief sich Agnes’ Worte vom Abend zurück ins Gedächtnis: ‚Sie sind nicht alle böse. Manche leben wie Menschen, tun niemandem etwas und wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden. Doch wenn du einem begegnest, dann frag nicht lange, sondern banne ihn sofort. Ein Zögern kostet dich im nächsten Moment das Leben, wenn dir der Falsche gegenübersteht.‘
    Joanas Nervenstärke nahm im gleichen Ausmaß ab, wie all die tausend Fragen in ihrem Kopf an Dringlichkeit zulegten.
    „Habt ihr dort unten in eurem Vorratskeller noch andere Dämonen eingelagert?“, fragte sie einige Minuten später mit der abfälligsten Stimme, die sie aufbringen konnte.
    Tina grinste. „Nur ein paar schwächliche. Es wäre zu gefährlich, mächtige Dämonen hier zu behalten.“
    „Ach ja?“ Joana zog die Brauen zusammen. „Warum? Können sie

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