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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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um sich irgendwelche Beweise für die Existenz von Dämonen anzusehen.
    Theodor nickte knapp und Agnes sagte zu Joana: „Geh schon“, und drückte ihr das Asthmaspray in die Hand.
    Doch. Sie glaubten es tatsächlich.
    Der blonde Mann mit dem misstrauischen Gesicht, Theodor hatte ihn Arnd genannt, erhob sich und wollte nach ihrem Arm greifen, doch Joana zog ihn rasch weg und stand auf.
    „Ich geh schon allein“, fauchte sie.
    Arnd verengte die Augen. „Du hast Dunkles in dir“, knurrte er rau und wandte sich dann Theodor zu. „Ich sehe Böses in der Negerin!“
    Joana keuchte empört und registrierte nur peripher, dass sie nicht die Einzige war. Entrüstete Äußerungen kamen von allen Seiten. Sie trösteten nur geringfügig. Dass man ihr wegen ihrer Hautfarbe hin und wieder abfällig nachsah, war sie gewohnt. Aber eine derart rassistische Bemerkung war ihr seit ihrer Schulzeit nicht mehr untergekommen.
    Theodor riss das Wort an sich, ehe sie etwas Passendes erwidern konnte. „Arnd, setz dich und sei still! Ich dulde nicht, dass unsere Neuankömmlinge beleidigt werden. Das ist nicht das erste Mal, doch ich weise dich heute zum letzten Mal darauf hin!“
    Arnd grummelte etwas, das verdächtig nach einem überaus unfreundlichen Kommentar klang, ging jedoch zurück zu seinem Platz.
    „Komm schon“, sagte Tina beschwichtigend. „Vergiss den Kerl, Arnd ist ein Idiot. Sein Hirn ist weit brauner als deine Haut. Kackbraun, wenn du mich fragst. Vermutlich riecht es auch so, und er ist deshalb immer so stinkig. Komm.“
    Joana folgte ihr, wenn auch nur, weil sie nicht glaubte, überhaupt eine Wahl zu haben. Beim Verlassen des Salons warf sie Arnd noch einen letzten, giftigen Blick zu, den dieser eisig erwiderte.
    Tina führte sie eine Steintreppe hinab. Unten angekommen war von dem modernen Stil des Erdgeschosses nichts mehr zu erkennen. Man konnte es eher mit finsterer Eleganz beschreiben. Den persischen Teppichen auf dem Fußboden des langgezogenen, niedrigen Flures entstieg ein staubiger Muffgeruch. An den Natursteinwänden hingen altertümliche Kupferstiche und düstere Ölgemälde. Joana glaubte, einen Goya zu erkennen, aber sowas Kostbares hing sich doch wohl niemand in den Keller. Das war sicher eine Reproduktion. Mehrere Holztüren zweigten von dem Gang ab. Tina öffnete eine davon mit einem großen Schlüssel, ließ Joana eintreten und verschloss die Tür von innen.
    Joana fand sich in einem großen Raum wieder, der, bis auf ein rustikales, mit verschiedenen Tongefäßen bestücktes Holzregal, leer war.
    „Bist du bereit?“, fragte Tina und lächelte herausfordernd.
    Joana steckte ihr Aerosol in die Hosentasche und verschränkte die Arme. Ihr Magen drohte sich zu überschlagen, aber sie würde vor dieser Frau nicht zugeben, dass sie Angst hatte. Was sollte schon passieren.
    Tina öffnete eines der verkorkten Tontöpfchen und trat einen Schritt zurück. Starr vor Schreck beobachtete Joana, wie eine dunkle Nebelwolke aus dem Gefäß entwich, sich zu einer schemenhaften Gestalt zusammenzog und in zuckenden, hastigen Bewegungen durch den Raum jagte. Gleichzeitig fühlte sie etwas, das sie nie zuvor erlebt hatte. Ihr Blut wurde kalt. Sie spürte es in jeder Ader ihres Körpers. Es kribbelte in ihrem Fleisch. Als das Wesen plötzlich nah an ihr vorbeiflog konnte sie einen kleinen Schrei nicht unterdrücken. Sie duckte sich und hörte Tina lachen. Die kleine Gestalt zog sich in eine Ecke zurück und – Joana fielen fast die Augen aus den Höhlen – es veränderte seine Materie. Ein pummeliges, fellbedecktes Ding von der Größe eines Fuchses entstand aus der körperlosen Schwade. Es kauerte sich schutzsuchend zusammen und fauchte erbost in ihre Richtung, wobei es kleine, gelbe Zähne entblößte.
    Joana wollte sich die Augen zuhalten. Sie wollte schreien, wegrennen oder hysterisch lachen. Doch sie tat nichts davon, sondern starrte einfach nur auf das Wesen. Was immer das auch war, es war nicht möglich. Es konnte nicht real sein. Sein Entstehen war wider jedes Gesetz der Natur oder der Logik. Solche Wesen existierten nicht. Vielleicht in Computerspielen, aber nicht in der Realität.
    „D-d-das ist nicht echt“, stotterte sie.
    Ihre Knie fühlten sich so weich wie Pudding an und ihre Fähigkeit, klar und rational zu denken, lag irgendwo in einer Ecke und heulte. Immer noch war dieses kühle Kribbeln in ihrem Blut. Alles, was sie davon abhielt, einfach in Ohnmacht zu fallen, war eine zynische innere Stimme, die

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