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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Berichte mehr versprachen als die letzten, aber in ihrer Miene zeigte sich schon lange keine Regung mehr. Es ging ihm auf die Nerven, auch wenn ein Teil von ihm, den er der Tarnung wegen auf menschliche Empfindungen trainierte, wusste, dass er daran nicht unschuldig war. Sie war nur noch eine leergekratzte Hülle. Alles, was an ihr gelockt hatte, war ihr längst entzogen. Ihr anziehender Körper erinnerte ihn penetrant an das kraftvolle Temperament, das er von ihr bekommen hatte. Immer und immer wieder, und schließlich ein Mal zu oft. Süß war sie gewesen, so schrecklich süß in ihrer wilden Hingabe, ihrer Leidenschaft und ihrer Angst. Es ärgerte ihn, dass von dieser Süße nichts zurückgeblieben war. Er hatte ihr Inneres vollkommen ausgesaugt. Der Rest von ihr war zu einer braven, langweiligen Arbeitskraft aus menschlichem Gewebe geworden. Seine Inane. Eine Eingeweihte, die sein Geheimnis kannte. Inanen waren so leer, gleichgültig und gehorsam, dass sie kein Risiko darstellten. Sie waren Sklaven. Zu allem zu gebrauchen, nur nicht, um den Hunger zu stillen.
    Nicholas zog die Akte aus dem Umschlag, lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und überflog die Testergebnisse.
    Niederlage. Viel mehr stand nicht drin. Dreck nochmal! Die von Meyers Pharmazeutika entwickelte Droge hatte mal wieder versagt.
    „Kaffee“, knurrte er frustriert und Christina machte sich auf, das Verlangte zu holen. Er zog das Handy aus der Tasche und wählte Alexander Meyers’ Nummer. Alex war sein Boss. Einerseits in diesem albernen Pharmakonzern, den sie zunächst nur an sich genommen hatten, um durch den Verkauf von Migräne- Tabletten, Anti-Baby-Pillen und sonstigem Mist, den Menschen brauchten, einen angenehmen Lebensstandart sicherzustellen. Außerdem musste ihre Suche nach den anderen finanziert werden. Archäologische Ausgrabungen hatten ihren Preis. Auf die Idee, Drogen zu entwickeln, die Menschen gefügig machten, ohne dass sie dabei ihre nahrhaften Emotionen verloren, waren sie erst kürzlich gekommen.
    Andererseits war Alexander auch außerhalb des Pharmakonzerns sein Befehlshaber. Er stand im Rang schlichtweg über ihm.
    „Nicholas?“, meldete sich Alex nach schier endlosem Klingeln. „Was willst du? Ich bin beschäftigt.“
    „Nur ein kurzer Lagebericht, reg dich ab. Die neusten Tests waren absoluter Dreck. Ich hatte gleich gesagt, dass wir das Adrenalin nicht noch höher dosieren dürfen. Acht von zehn Testobjekten hatten ‘nen Herzkasper. Die sterben wieder wie die Fliegen. Verdammt, jetzt brauchen wir schon wieder neue!“
    Alex lachte gleichgültig. „Dein Problem, Kleiner. Von mir aus kannst du das ganze Projekt abblasen. Oder versuch’s nochmal. Du hattest doch noch eine alternative Rezeptur in petto. Mach halt einen weiteren Test, wenn’s dir so wichtig ist.“
    „Du hast leicht reden.“ Das hatte er, fürwahr. Der Dämon in Alexander Meyers’ Hülle war der Whiro. Ein Wesen, das Krankheiten über Menschen brachte und sich von deren schwindender Gesundheit nährte. Seine Energiebeschaffung war wesentlich unauffälliger als die von Nicholas oder Lillian, der Dritten in ihrem Bunde. Er hatte so verdammt leicht reden.
    Nicholas schluckte seinen Ärger hinunter. Es war nicht klug, Alexander gegenüber das Temperament durchgehen zu lassen und ihn damit zu beleidigen. Zumindest nicht, wenn man ihn nicht gegen sich stehen haben wollte, was wiederum äußerst dumm wäre. „Wie läuft die Ausgrabung?“, wechselte er das Thema. „Habt ihr weitere Hinweise gefunden?“
    „Noch nicht.“
    Nicholas spürte Unbehagen durch seinen Körper kriechen. Auch wenn ihn ein Ozean von seinem cholerischen Boss trennte, spürte er dessen Wut. Also verabschiedete er sich höflich und drückte das Gespräch weg.
    Der Whiro war ein mächtiger Dämon. Und mächtig leicht reizbar. Vor allem, wenn er sich Misserfolgen gegenüber sah. Doch verglichen mit denen, die alle niederen Dämonen in Asien, Afrika und Amerika befehligten, war auch er nur ein Wurm. Eine Tatsache, die Alexander schier wahnsinnig zu machen schien. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, einen der legendären, gebannten Höllenfürsten zu finden und zu befreien, um an seiner Seite zu einem mächtigen Herrscher zu werden. Sein Plan lautete, das gesamte dämonische Volk Europas zu vereinen, wozu er auf die Hilfe eines Fürsten angewiesen war. Bislang war seine Suche erfolglos gewesen. Er hatte nur Nicholas, Lillian und zwei weitere, niedere Dämonen aus dem Bannschlaf

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