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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Papier.“
    Sie hörte seine Worte und ihr eigenes Wimmern wie durch Watte. Ihre Sicht verschwamm, da Tränen aus ihren Augen strömten, dennoch nahm sie seine Miene übertrieben scharf wahr. Er war bleich geworden, die helle Haut bildete einen krassen Gegensatz zu seinem schwarzen Haar. Seine Augen waren dunkler als je zuvor und schreckensstarr. Jede Sekunde wurde zu einer Ewigkeit. Seine Hand rutschte ihre Kehle herab. Hinter ihnen hupte ein anderer Wagen. Plötzlich runzelte Nicholas die Stirn, zog das Halstuch ein Stück hinunter und betastete mit den Fingerspitzen die schmerzenden Stellen, die es verdeckt hatte. Sie presste die Lippen zusammen, um nicht laut zu heulen und schluckte heftig gegen das Schluchzen an.
    „Was ist das?“, stieß er hart hervor. „Wer war das?“
    Joana weinte leise, die Finger in seinen Arm gekrallt, auch wenn er sie schon losgelassen hatte. Sie wollte ihn anschreien, ihm vorwerfen, dass er es gewesen war. Das alles war nur seine Schuld und ihr Leben würde seinetwegen nicht mehr das Gleiche sein. Nie wieder. Und das sollte es auch nicht.
    Nichts davon konnte sie in Worte fassen.
    „Soll ich lügen?“, fragte sie ihn.

19
    D
er Wagen war erfüllt von ihren Gefühlen. So viele gegensätzliche Emotionen, dass er sie nicht mehr differenzieren konnte. Sie umschmeichelten und umgarnten ihn. Lockten den Schatten und quälten ihn zugleich. Er tobte in seinem Körper, doch Nicholas drängte ihn zurück.
    „Joana, wer hat das getan?“, wiederholte er gepresst. Seine Hand an ihrem Hals zitterte fast so sehr, wie sie es tat. Ihre raue Stimme war ihm sofort aufgefallen, aber in Verbindung mit den Quetschungen machte sie erst Sinn. Er wusste, welche Krafteinwirkung nötig war, um solche Male zu verursachen.
    „Warum?“, stieß sie atemlos hervor. „Ist es, weil du glaubst, ich wäre dein Eigentum? Darfst nur du mir wehtun und sonst niemand?“
    Scheiße nochmal, ja!
    Er berührte sie kaum mehr, doch sie umklammerte seinen Unterarm immer noch, wie in Todesangst. Als wollte sie ihn nicht loslassen. In seinem Inneren zog sich irgendetwas schmerzhaft zusammen. Ein Gefühl, wie in Feuer schmelzendes Plastik. Schon als Alexander seine Finger nach ihr ausgestreckt hatte, war er von diesem Schmerz übermannt worden.
    „Ich tu dir nichts“, flüsterte er, wenngleich er sie lieber angeschrien und geschüttelt hätte. „Nie mehr, okay?“
    Sie würgte ein bitteres Lachen hervor, schlug seine Hand zurück und legte ihre eigene schützend um ihren Hals. Sie glaubte ihm kein Wort.
    Er wollte schlucken, aber es ging nicht. Ihre Tränen benetzten seine Finger. Sie waren kühl und brannten gleichzeitig auf der Haut. Das Hupen hinter seinem BMW war inzwischen zu einem ganzen Konzert angewachsen, aber das war bedeutungslos.
    „Bitte … was kann ich tun …“ Er schämte sich vor ihr für das Gestammel, doch all sein rhetorisches Geschick wurde von diesem sengenden Schmerz in seiner Brust niedergebrannt.
    Sie wischte sich über das Gesicht und starrte auf das Armaturenbrett. „Sag mir die Wahrheit.“
    Von einem plötzlichen Knall aufgeschreckt, fuhren sie beide zusammen. Ein Mann stand vor der Fahrertür, schlug gegen das Fenster, gestikulierte wild und brüllte:
    „Es ist Grün, du Schnarchnase!“
    Nicholas hätte gern seinen Zorn an dem Menschen ausgelassen, er ballte unwillkürlich die Fäuste. Doch Joana tat etwas, das seinen Verstand erneut durchschüttelte, wie einen Cocktail. Sie berührte seinen Unterarm, der sich sogleich ein wenig entspannte.
    „Fahr schon.“
    Er tat es und parkte den Wagen bei nächster Gelegenheit am Rand einer ruhigen Nebenstraße.
    „Woher weißt du es?“, fragte er. „Oder vielmehr: Woher glaubst du zu wissen, was ich bin?“
    Sie sah auf. Tränen glitzerten in ihren Augen und ließen sie beinahe schwarz erscheinen. Sie war bleich geworden, ihre Lider rot und geschwollen. Nie hatte sie schöner ausgesehen. Schön auf eine Weise, die jeder Teil von ihm, ja, selbst die dämonische Bestie, beschützen wollte, und sei es vor sich selbst. „Was weißt du?“
    „Ich habe ein Buch gefunden“, antwortete sie zittrig. „Von einer Gruppe, die sich Clerica nennt.“
    Wow, sie wusste eine Menge. Starker Tobak.
    „Zunächst dachte ich, es wäre reine Fantasy, doch es passte. Es passte alles!“ Sie zog die Nase hoch und schlang die Arme um ihren Körper. „Sag mir, wer du bist“, verlangte sie dann mit einer Stimme, die viel fester klang, als er ihr zugetraut

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