Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)
einen ganz einfachen körperlichen Grund – sie haben Angst, gebissen zu werden. Die Furcht vor Katzen scheint jedoch über die Möglichkeit, gebissen oder gekratzt zu werden, hinauszugehen. Es gibt einen tiefer liegenden Glauben, dass Katzen hochmütige, verschlagene und auf eine gewisse Weise bösartige Wesen seien, die darauf aus sind, uns Schaden zuzufügen.
Die Vampyre des H OUSE OF N IGHT fürchten sich natürlich nicht vor Katzen. Sie sind ihre geschätzten Gefährten und Verbündeten, eine Verbindung zu ihrer Göttin. Die Katzen des H OUSE OF N IGHT haben in der Tat vielerlei Gemeinsamkeiten mit den Vertrauten von Hexen. Um Katzen als Vertraute – und ihre uralte Verbindung zur Magie und dem Übernatürlichen – besser verstehen zu können, ist es hilfreich, eine ganz frühe Vorstellung von der Natur der Katzen heranzuziehen: dass sie nicht nur Tiere sind, sondern Götter.
KATZENGÖTTINNEN
„Vor Tausenden von Jahren wurden Katzen als Götter verehrt. Die Katzen haben das nie vergessen.“ (anonym)
Das Wissen um Katzen, wie es in der westlichen Welt verbreitet ist, scheint ganz offiziell im alten Ägypten seinen Ursprung zu haben, wo Katzen über zweitausend Jahre lang verehrt wurden. Die Ägypter kannten eine ganze Reihe von Katzengottheiten. Die größte Verehrung wurde Bastet zuteil (auch Bast oder Pasht genannt), einer gütigen Göttin, die als Beschützerin und Heilerin galt. Sachmet war die blutdurstige, löwenköpfige Göttin des Krieges und der Zerstörung. Tefnut, eine weitere Gottheit mit Löwenkopf, war die Göttin des Regens und des Nebels, die sich, genau wie Sachmet, in einen alles verschlingenden Löwen verwandeln konnte. Mafdet wurde in der Frühzeit verehrt und war nicht nur eine katzenähnliche Göttin der Gerichtsbarkeit sondern auch eine Beschützerin vor Schlangen.
Die Ägypter schätzten Katzen aus ganz praktischen Gründen wie auch aus mythologischer Motivation. Auf der praktischen Ebene hielten die Katzen Mäuse, Ratten und sogar Schlangen aus Häusern und Kornspeichern fern. Vor allem aufgrund ihrer Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, wurden sie aber auch als magische Kreaturen behandelt. Die Ägypter fürchteten die Dunkelheit und glaubten, dass Katzen dagegen eine Art Schutz boten, da die Größe ihrer Pupillen wie der Mond zu- oder abnimmt. Bastet wurde als Mondgöttin verehrt, als Feindin der Dunkelheit, die das Licht der Sonne nachts in ihren Augen bewahrte. Man glaubte auch, dass Katzen, wie der Mond, Macht über die Gezeiten, das Wetter und das Wachstum der Feldpflanzen besaßen. Weiterhin glaubten die Ägypter, dass die Augen der Katze in die Seele der Menschen schauen und manchmal sogar erkennen konnten, ob Kranke wieder genesen würden oder nicht. Das ägyptische Wort für Katze,
mau
, bedeutete auch „sehen“.
Doch wie genau wurden die Katzen zu Göttern? Wissenschaftler glauben, dass die Tiere zuerst von den Äthiopiern nach Ägypten gebracht wurden. Wir wissen, dass Katzen bereits vor über 5.000 Jahren verehrt wurden, da die früheste Darstellung von Bastet in einem Tempel gefunden wurde, der während der Fünften Dynastie, circa 3.000 vor Christus gebaut worden war. Bastet wird für gewöhnlich entweder als Katze oder als Frau mit einem Katzenkopf dargestellt. (Es gibt auch Statuen, die sie mit einem Löwenkopf zeigen. Man kann sie leicht mit Sachmetskulpturen verwechseln.) Bastet trug meistens ein langes Gewand und einen Ägis, also einen Schild sowie ein Sistrum, eine Art Rassel, die bei der Verehrung der Isis eine Rolle spielte.
Die Katzengöttin von Florida
1895 grub der Anthropologe Frank Hamilton Cushing eine hölzerne Skulptur aus dem 17. Jahrhundert, heute bekannt als
Key Marco Cat
, auf der Insel Marco Island aus (gehört zu Florida). Die etwas mehr als 15 cm große Schnitzerei zeigt eine schlanke menschliche Gestalt mit einem Katzenkopf. Die Figur lehnt sich leicht nach vorne und stützt ihre Hände auf die Knie, als lausche sie einer besonders interessanten Unterhaltung. Niemand weiß genau, wer die Katze von Key Marco geschnitzt hat und welcher Kultur sie zuzurechnen ist, aber es gibt Vermutungen, dass sie ein Werk der Calusa ist, einem Indianerstamm, der zwischen dem 8. und dem 16. Jahrhundert in Florida heimisch war, und dass die Figur die Zeit in einem Sumpf überdauert hat. (Vielleicht ist sie auch erhalten geblieben, weil Katzen nun mal neun Leben haben.) Wir wissen nicht, ob die Calusa Katzen als Götter oder Schutzgeister verehrten, aber die
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