Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)
überzeugt war, sie sei der Teufel.
Die Geschichte der europäischen Katze kann einem wirklich Albträume bescheren. Als Opfer des Hexenwahns wurden Katzen vor Gericht gebracht und verurteilt, ausgepeitscht, verbrannt, gekocht, ertränkt und eingemauert. Von Wesen, die als Götter verehrt worden waren, wurden sie zu Kreaturen, die man fürchtete und vernichtete, weil sie mit der Göttin in Verbindung gebracht wurden.
Schwarze Magie
Es gab in dieser Epoche aber auch Menschen, die tatsächlich schwarze Magie praktizierten, und auch sie töteten und quälten Katzen und benutzten ihre Körperteile als magische Ingredienzen, was den Behauptungen der Kirche zumindest ein Körnchen Wahrheit verlieh. Die Anhänger der dunklen Künste glaubten, dass die Fähigkeit der Katze, Geister zu sehen, in Teilen ihres Körpers – etwa in den Augen oder der Haut – angelegt war, und dass diese Fähigkeit auf einen Menschen übertragen werden konnte, wenn er dieses Körperteil aß oder es als Talisman trug. Manchmal unternahm man auch den Versuch, eine Art siebten Sinn zu erlangen und verarbeitete die Asche einer verbrannten Katze zu einer Salbe für die Augen, oder Katzen wurden einfach an die Götter der Finsternis geopfert. Noch 1923 soll der britische Okkultist Aleister Crowley, ein Sadist und Katzenhasser, eine Katze auf magische Art und Weise bewegungslos gemacht und dann in einem Ritual geopfert haben, um seine eigene Gelbsucht zu kurieren.
Das klingt alles unglaublich ekelhaft, aber es unterscheidet sich kaum von dem, was auch heute noch in Asien vor sich geht. Ein Grund dafür, dass Tiger vom Aussterben bedroht sind, ist der, dass Wilderer sie töten, um ihre Körperteile verkaufen zu können. Aus den Körperteilen werden dann zuweilen Tränke gebraut, die allen möglichen Zwecken dienen sollen – von der Stärkung der Knochen über die Linderung von Arthritis bis hin zur Wirkung als Aphrodisiakum.
Was im Westen schließlich zu einem Ende der Jagd auf Katzen geführt hat – und das hat Jahrhunderte gedauert – war die Erkenntnis, dass Katzen bei der Bekämpfung der regelmäßigen Pestwellen, die Europa entvölkerten, eine tragende Rolle spielen konnten. Damals war den Menschen noch nicht klar, dass Ratten und Mäuse Flöhe im Fell trugen, die wiederum die Pest übertrugen. Nach und nach bemerkten sie jedoch, dass in Häusern, in denen auch Katzen wohnten, nicht ganz so viele Tote zu beklagen waren wie in anderen, und schließlich erkannten sie die Verbindung zwischen Ratten, Flöhen und der Epidemie. Anschließend wurden Katzen als unschätzbare Helfer im Kampf gegen die Pest betrachtet. Sogar die Kirche musste dies eingestehen und machte den Scheiterhaufen ein Ende.
Doch selbst während der Zeit, als die Furcht vor Katzen derart weit verbreitet war, blieb daneben auch der Glaube an Katzen als wohlgesonnene Wesen mit mystischen Kräften, die die Zukunft voraussagen oder Glück bringen können, bestehen. Auf den gesamten Britischen Inseln galt eine Katze, die nieste oder sich mit angefeuchteter Pfote hinter den Ohren putzte, als Zeichen für kommenden Regen oder, falls sie mit dem Rücken zum Feuer saß, als Vorzeichen für Frost. Außerdem sagte man, dass eine schwarze Katze einer Jungfrau einen Liebhaber bringen würde und eine niesende Katze am Hochzeitstag ein gutes Omen für die Braut sei. Außerdem findet man noch heute in den Märchen Europas Spuren eines Glaubens an Katzen, die als „Helfer“ auftreten, wie zum Beispiel in „Der gestiefelte Kater“ von Charles Perrault oder „Die weiße Katze“ 52 von Madame d‘Aulnoy, in denen elegante Katzen mit höfischem Verhalten nicht allein Glück bringen, sondern sogar Menschen, die sie lieben, vor Unheil bewahren. In Südfrankreich glaubten die Menschen an die Matagot, oder „Magierkatzen“, die einem Haus Wohlstand brachten, wenn man sie respektierte und gut versorgte (nach einem französischen Märchen namens „Die schwarze Katze“ sind sogar alle Katzen Magier). Manche Geschichten erwähnen, dass die Matagot die Feinde der dämonischen Feenkatzen, der Marcaou, seien, doch in der Mehrzahl der Erzählungen bringen Katzen Glück, wie in der beliebten Geschichte „Dick Whittington und seine Katze“.
MAGISCHE KATZEN ANDERER KULTUREN
„Wer kann nur glauben, dass hinter solchen strahlenden Augen keine Seele wohnt!“
(Théophile Gautier) 53
Nicht nur die Europäer des Mittelalters glaubten, dass Katzen magische Kräfte besitzen. In der Sagenwelt des Islam
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