O diese Rasselbande
Ast zu Ast, und der ausgetrocknete Waldboden, von Tannennadeln übersät, gibt dem Feuer reichlich Nahrung. Dieser Teil fängt erst zu brennen an, der Hauptherd scheint mehr im Innern des Dickichtes zu liegen, denn aus ihm kommt das Orgeln und Brausen, und die Rauchschwaden breiten sich von dorther aus.
Plötzlich bricht ein Rudel Rehwild aus dem Tann. Der Bock flieht mit zurückgeworfenem Kopf in weiten Sätzen dem Mischwald zu, die Rehe halten sich dicht hinter ihm. Erschrocken sehen die Kinder ihnen nach.
„Die armen Tiere“, sagt Silke, „hoffentlich ist der Brandherd nicht zu groß und sie können alle hinaus. Ich glaube, wir müssen erst mal den Waldweg nach Brohl suchen und sehen, ob der Brand in Richtung des Dorfes weitergeht.“
Sie wenden sich wieder nach rechts und laufen an dem Tannendickicht entlang.
Vor ihnen kommt ein Hase auf und da vorn noch einer und wieder einer. Eichhörnchen huschen vorüber, und Eichelhäher lösen sich mit schwerem Flügelschlag aus dem Dickicht und nehmen mit lautem Krächzen Richtung auf den Mischwald. Alle Tiere fliehen in derselben Richtung.
Endlich kommen die Kinder auf eine Schneise, die auf den Waldweg nach Brohl führen muß. Silke kann sich genau erinnern. Und nun sieht sie auch, daß der Brand viel näher am Dorf ist, als sie vom Turm aus vermutet hat, oder das Feuer hat so schnell um sich gegriffen. Sie zeigt auf einen zweiten Waldweg, der links vom Hauptweg abbiegt.
„Da geht es zum Forsthaus“, sagt sie.
Der Waldweg scheint das Feuer abzugrenzen. Auf der anderen Seite ist alles ruhig und frei von Rauch. Hier führt der Weg steil abwärts und direkt ins Dorf hinein.
Helmut bleibt stehen.
„Es ist nicht nötig, daß wir alle mit hinunterlaufen“, sagt er, „viel richtiger ist, daß einige von uns den Waldweg hinaufgehen und sehen, wie weit der Wald nach oben brennt, damit das Stück gleich abgeriegelt werden kann, wenn die Bauern kommen.“
„Es wird schwer sein, sie alle so schnell zu alarmieren“, überlegt Silke, „das ganze Dorf wird auf den Feldern sein, um die Ernte einzubringen.“
„Dann müssen wir eben die Kirchenglocken läuten, damit sie aufmerksam werden, und zwei nehmen Räder aus dem Dorf und fahren nach Waldeck und läuten, damit Hilfe herangeholt wird. Man kann ja nicht den ganzen Wald abbrennen lassen.“
„Nein“, sagt Silke, „zumal Brohl ganz von Wald umgeben ist. Es braucht nur etwas mehr Wind aufzukommen, dann könnte es sein, daß sogar die Kornfelder Feuer fangen, die auf dieser Seite bis in den Wald hineinreichen. Jetzt, wo das Korn reif ist, wird das ganz leicht brennen.“
Helmut teilt die Jungen ein.
„Fips läuft mit der Stadtgruppe hinunter und alarmiert die Dörfer. Sie sollen für uns Schaufeln und Äxte mitbringen, wenn es nötig ist.“
Plötzlich wendet sich Silke an Fips.
„Du mußt unbedingt meinen Vater anrufen, die Bürgermeisterei hat bestimmt Telefon, und ihm den Brand melden. Dreifünfundzwanzig, kannst du das behalten? Hühnchen wird sofort alles weitere veranlassen, wenn Vater nicht zu Hause ist. Vielleicht muß auch noch die Feuerwehr aus der Stadt herangeholt werden.“
Fips nickt.
Die Jungen stürmen davon, und Helmut wendet sich mit seiner Gruppe den Waldweg aufwärts.
Die Jungen, die ins Dorf hinunterlaufen, haben es nicht weit. Schon nach fünf Minuten sehen sie nach einer Biegung das Dach des ersten Gehöftes zwischen den Bäumen hervorleuchten. Es ist ein großer und wohlhabender Hof. Sie nennen ihn den Waldhof, nicht nur, weil der Wald bis dicht an die Hofmauern heranreicht, sondern weil zum Waldhof große Flächen guten Waldbestandes gehören. Der Waldhofbauer hat sein ganzes Vermögen in Holz angelegt.
Jule und Bodo stürzen in den Hof.
Jule reißt die Küchentür auf. - Nichts!
Bodo sieht in die Ställe, in die Scheunen, - niemand.
„Hallo“, schreien sie, „hallo!“ Niemand antwortet.
Silke hat recht, sie sind alle auf den Feldern.
Hinter der Scheune hockt ein kleiner Junge im Sand und spielt mit einem Wagen. Wie Habichte stürzen sich die Jungen auf ihn.
„Wo ist dein Vater!“ schreien sie und packen ihn beim Arm. Der Kleine steckt erschrocken den Finger in den Mund.
„Laßt doch“, sagt Jule, „der kriegt ja Angst, wenn ihr so schreit.“
Er bückt sich neben dem Kind nieder.
„Sag’ mir mal, wo dein Vater ist“, sagt er ruhiger, „wir müssen ihn ganz schnell finden.“
„Auf dem Feld“, antwortet der Kleine, zeigt irgendwohin. „Komm“,
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