O diese Rasselbande
drängt Bodo, „wir verlieren nur Zeit“, und sie stürzen wieder zum Hof hinaus.
Die anderen sind schon ein Stück die Dorfstraße hinunter. Überall reißen sie die Türen auf, überall schreien sie hallo, aber sie finden nur kleine Kinder, die noch nicht aufs Feld können und endlich eine alte Frau.
Sofort haben sie sie umringt.
„Liebe Frau“, sagt Fips, „bitte kommen Sie schnell mit zur Kirche, wir müssen läuten. Oben brennt eine ganzes Stück Wald, es ist schon gar nicht mehr weit.“
Die Alte schlägt die Hände zusammen und fängt gleich an zu zittern.
„Herr Jesus, Herr Jesus“, jammert sie.
Aber die Jungen lassen ihr nicht viel Zeit und ziehen sie mit. In der Nähe der Kirche tritt ein alter Mann aus einem kleinen Haus, das ganz mit Wein bewachsen ist. Er hat die Anna mit einer Menge fremder Jungen kommen sehen.
Da ist der Küster“, sagt die Alte, „er wird euch zeigen, wo geläutet wird“, und schwer atmend läßt sie sich auf die kleine Bank vor dem Hause niederfallen.
Der Küster hält sich nicht mit Jammern auf. Schnell ist er mit den Jungen in der Kirche, und sie hängen sich an das Glockenseil. Auf, nieder, auf, nieder - eilig und hell setzt die Glocke ein.
Bimbimbimbim! ruft sie hell über das Dorf, den Wald und die Felder.
Bimbimbimbim! Die Bauern heben erstaunt die Köpfe. Was ist denn das? Das ist doch die Glocke und Feierabend ist noch weit. Der Waldhofbauer wirft seine Heugabel fort.
„Bringt den Wagen ein!“ ruft er den Knechten zu, „ich gehe voraus und sehe, was los ist.“ Er wendet sich mit großen Schritten dem Dorf zu. Von allen Seiten kommen die Bauern herbei und die Kinder laufen ihnen schon entgegen.
„Der Wald brennt, Vater, der Wald brennt!“ Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht im Dorf verbreitet.
Und ein Lauffeuer ist es auch, das durch den Wald geistert und sich mehr und mehr ausbreitet. Die Flammen hüpfen kichernd über den Waldboden. Der ist wie Zunder. Sie lecken an den Stämmen der Bäume empor und stürzen sich gierig auf die trockenen Äste. Die hohen Bäume sind zu brennenden Fackeln geworden, dicht an dicht bilden sie ein Flammenmeer, das sich in rasender Freude auf die Bäume wirft, die noch nicht vom Feuer verzehrt wurden. Glutwelle auf Glutwelle weht den Kindern entgegen, als sie der Biegung des Waldweges gefolgt sind. Sie stehen wie erstarrt. So furchtbar, so allgewaltig, so entfesselt haben sie sich das nicht vorgestellt.
Hier oben ist die Hölle.
„Wehe, wenn sie losgelassen,
wachsend ohne Widerstand“,
fällt es Silke plötzlich ein. Wie oft haben sie das Gedicht von der Glocke in der Schule gesprochen. Die Kinder stehen und sehen fassungslos das „Wehe“. Silke hat beide Hände vor den Mund gedrückt und weiß es nicht.
„Hier können wir nicht bleiben“, sagt Helmut schließlich, „dies ist doch verloren. Wir müssen zurück und weiter unten versuchen, das Unterholz abzuschlagen, damit das Feuer nicht über den Weg kann.“
Auf einmal denken alle dasselbe. — Was wird, wenn der Wald auf Brohl auch so in Flammen steht?
Sie laufen schnell wieder abwärts. Hier, wo der Qualm noch nicht so in die Augen beißt und das Feuer noch nicht solch einen Lärm vollführt, beginnen sie, das Unterholz von den Bäumen zu schlagen und den Weg von trockenen Zweigen frei zu machen. Es ist nicht viel, was sie mit ihren kleinen Tomahawks ausrichten können, aber sie können doch nicht so tatenlos herumstehen und bald wird ja Hilfe kommen.
Sie hören die Glocke rufen. Gott sei Dank, dann kann es nicht mehr lange dauern.
Zwanzig Minuten später erscheint der Waldhofbauer mit den ersten Männern auf dem Waldweg. Hinter ihm taucht ein Wagen mit Schaufeln, Äxten und Sägen auf. Er sieht die fremden Jungen arbeiten.
„Das ist recht!“ ruft er, „macht nur so weiter, wir gehen erst mal höher.“
„Oben ist es furchtbar!“ ruft Silke.
Die Männer eilen weiter und hinter ihnen kommen immer mehr Bauern.
Bald ertönen laute Kommandos, und auch die Jungen werden weiter nach oben gerufen und in die Arbeitskolonne eingereiht. Sie schaufeln und sägen, sie reißen Zweige nieder und treten Flammen aus.
Silke reckt ihren schmerzenden Rücken, wischt sich über das erhitzte Gesicht und streicht sich die wirren Locken aus der Stirn. Sie ist damit beschäftigt, die Zweige zusammenzuraffen, die Helmut abschlägt.
„Ich weiß nicht, ich habe so ein komisches Gefühl“, sagt sie, „warum ist der Förster nicht da oder die Frau Förster
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