O diese Rasselbande
nicht, die Klasse lacht - lacht, mag kommen was will. Vaddi zieht sein Notizbuch.
„Die Fünf ist dir sicher“, sagt er schadenfroh, „es war gar nicht der Taucher, es war ein Gedicht an den Frühling.“
Ja, ja, so ist Vaddi! Mit sicherem Instinkt weiß er einen Übeltäter zu fassen und macht dann ganz unerwartet einen Ausfall, gleich einem Fechter, der mit dem Florett plötzlich auf die Brust des Gegners tippt. Diesen- Gang hat er gewonnen. Er hat den „Denkzettel“ auf seine Art gerächt. Nun wird Fips vier Wochen scharf arbeiten müssen, um die „Fünf“ wieder wett zu machen..
II
Der Walsroder Postbote lehnt sein Rad an den Zaun des Forstamtes und schaut über die Hecke in den Garten. Dort ist ein halbwüchsiges Mädel beschäftigt, junge Salatpflänzchen zu gießen, die es gerade gesetzt hat.
„Ein hübsches, frisches Ding, die Tochter vom neuen Forstmeister“, denkt der Postbote, „ein paar strahlende Augen hat die im Kopf, und immer gleich ein Lachen für jeden bereit.“ Das stille, abgelegene Forstamt ist direkt zu neuem Leben erwacht, seit der alte Oberförster das Zeitliche gesegnet hat und der Neue mit seinem Töchterchen hier Einzug hielt. Alles sieht frisch und blitzblank aus, und sogar der große, in den letzten Jahren arg vernachlässigte Garten ist schon gerodet, neu angelegt, und es blüht überall, daß es eine Pracht ist. „Hallo, kleines Fräulein“, ruft der Postbote und öffnet die Gartenpforte, „Post für den Herrn Forstmeister!“
Silke Braun stellt die Gießkanne ab und eilt ihm entgegen. „Ach, guten Tag, Herr Hübener, ich habe Sie gar nicht gesehen. Das ist aber freundlich von Ihnen, daß Sie bis zu uns heraufkommen, nur wegen des Briefes.“
„Das gehört nun mal zu meinem Dienst“, lächelt der Postbote und reicht Silke den Brief für den Vater.
„Aus der Kreisstadt, von der Schule“, stellt sie fest.
„Na“, meint der Postbote, „dann wird der Ernst des Lebens wohl bald losgehen.“
„Wird wohl“, strahlt Silke, „auf Wiedersehen und vielen Dank auch.“
Sie steckt den Brief in die Schürzentasche und kehrt zu ihren
Pflänzchen zurück.
„Was meinst du, ob es genug ist für heute, Hähnchen“, fragt sie den Gärtner, der in ihrer Nähe die Rosensträucher nachsieht.
Eigentlich heißt er Herr Hahn, aber Silke sagt seit ihrer frühesten Kincheit „Hähnchen“ zu ihm und zu Frau Hahn, die das Hauswesen führt, sagt sie „Hühnchen“. Und so ist es gekommen, daß Herr Hahn zu seiner Frau auch immer Hühnchen sagt und sie nennt ihn Hähnchen. Nur wenn sie böse ist, dann sagt sie natürlich „Hahn“. Aber das kommt selten vor, denn es sind beide sehr liebe Menschen. Und weil Silke das mit dem Hühnchen und Hähnchen erfunden hat, sagen sie zu ihr „unser Küken“, denn sie haben keine Kinder, und Silke ist ihr ein und alles.
„Natürlich, Küken“, nickt Hähnchen, „es ist ohnehin Kaffeezeit. Mach’ man ausfindig, ob Hühnchen etwas Gutes für uns zurechtgestellt hat.“
Das läßt sich Silke nicht zweimal sagen. Eilig läuft sie auf dem breiten Gartenweg, der mit gelbem Sand bestreut ist, dem Hause zu.
Silke hat das helle Haus sofort lieb gewonnen, als sie es zum ersten Mal sah. Dichtes Efeugeranke klettert hinter der breiten Terrasse bis zum Dach hinauf. Neben der Eingangstür wächst eine Rosenranke empor, und die Südseite ist von wildem Wein bedeckt. In den blanken Fenstern spiegelt sich die Sonne, und Silke schien es, als habe das ganze Anwesen nur auf sie gewartet. Besonders der Garten hatte es nötig, daß Silke sich seiner annahm. Seit Jahren wuchs alles darin, wie es wollte.
„O Hähnchen“, rief sie, „was werden wir hier Arbeit haben!“
„Das soll ganz deine Aufgabe sein“, hatte der Vater gesagt, „du sollst den Garten nach deinem eigenen Plan anlegen.“ Gleich in den ersten Tagen nach dem Einzug hatte Silke lange Besprechungen mit Hähnchen. Mit Papier und Bleistift zog sie überall herum und maß und zeichnete ihren Gartenplan. Sie saß über Listen mit Sämereien und Pflanzenstauden. Sie hatte Kataloge über Rosensorten und Erdbeerpflanzen und blätterte in Broschüren über Gartenarchitektur.
Daß die neue Heimat ihr gleich so viel Arbeit und Freude bringen würde, hatte sie nicht gedacht, und sie kommt sich recht schlecht vor, daß sie kaum Zeit hat an ihre Freundinnen Liesel und Lotte zu denken. Täglich war sie bisher zum Nachbargut gefahren, um mit den Zwillingsschwestern, die einen Hauslehrer
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