O diese Rasselbande
hatten, zusammen unterrichtet zu werden. Der Großvater hatte ihr für den Schulweg eigens einen kleinen zweirädrigen Wagen geschenkt und dazu das Pony Seidenhaar, das sie zärtlich liebte. Sie hatte es sogar mit nach Walsrode nehmen dürfen.
Nun waren die ersten Wochen so schnell vergangen und es wurde Zeit, sich um die Schule zu kümmern. Zum ersten Mal in ihrem Leben soll sie eine öffentliche Schule besuchen. Sie freut sich sehr darauf, und in ihrer Tasche knistert der Brief.
Silke steckt den Kopf durch die Küdientür.
„Hm!“ ruft sie, „hier riecht’s aber gut!“
Hühnchen steht in ihrer breiten Behäbigkeit am Herd und backt Waffeln.
„Leckermäulchen“, lacht sie, „ob ich wohl einmal Waffeln backen kann, ohne daß du gleich dahinter kommst!“
„Diesmal ist Hähnchen schuld“, erwidert Silke fröhlich, „er hatte so ’ne Ahnung.“
Die Vesperzeit ist schon vorüber, als vom Walde her lautes Hundegebell schallt. Der Forstmeister kehrt heim. Silke steht am Fenster und schaut hinaus. Wirklich, da steigt Vater schon von seinem schwarzen Hengst, den er immer nimmt, wenn er weite Wege durch das Waldgebiet zurückzulegen hat, und reicht Hähnchen die Zügel.
Silke eilt ins Wohnzimmer, wirft eine bunte Decke über den weißgescheuerten Tisch und legt für den Vater auf.
Mit seinen Holzbalken atmet das Zimmer gediegene Gemütlichkeit. Um den großen Kachelofen läuft eine geschnitzte Holzbank, auf der bunte Kissen liegen. Die Erkerfenster stehen voll Blumentöpfe, und an den Wänden hängen prachtvolle Geweihe, Forstmeister Brauns ganzer Stolz.
Da öffnet sich die Tür, und Bella, die gefleckte Jagchündin, und Berry, der schwarz-weiße Spitz, toben herein. Dina, die Dackelhündin, ist viel zu müde, um noch unnötige Sprünge zu machen; sie hat den halben Nachmittag einen Fuchsbau durchstöbert. Nun sichert sie sich gleich den besten Platz auf einem der bunten Kissen. So, die anderen sollen sehen, wo sie bleiben.
„Wollt ihr wohl auslassen“, wehrt Silke lachend den stürmischen Liebkosungen der Hunde, „ihr werft mich ja über den Haufen! Tag Vati“, begrüßt sie den Vater, der im grünen Jagd-anzug, die Flinte über der Schulter, das Zimmer betritt.
»Du bist ja schon zurück, wir haben dich nicht vor dem Abend erwartet.“
»Oberförster Willinger hatte schon gute Vorarbeit geleistet, der ganze Einschlag ist bereits gezeichnet. Morgen können die
Holzfäller anfangen. Der Berg soll neu aufgeforstet werden“, antwortet der Vater und hängt das Gewehr in den alten Waffenschrank.
Silke holt ein Tablett mit frischem Kaffee und einer Schale duftender Waffeln aus der Küche.
„Na, mein Schatz“, fragt der Forstmeister, während Silke ihm den Kaffee einschenkt, „was gibt es Neues?“
„Das Allerneueste zuerst“, lacht sie und legt den Brief auf den Tisch, „die Antwort von der Schule.“
Doch erst stärkt sich der Forstmeister ausgiebig, dann steckt er die kurze Pfeife in Brand und vertieft sich endlich in die Lektüre.
Silke beobachtet gespannt das Gesicht des Vaters. Der schmaucht mächtig viel Dampf aus seiner Pfeife, brummt beim Lesen sogar vor sich hin und schüttelt mit dem Kopf.
Silke ist neugierig.
„Was ist, Vati, wollen sie mich nicht nehmen?“
„Na“, sagt der Vater, „das ist ja allerhand. Aus dem Brief muß ich dir mal ein Stück vorlesen. Der Direktor des Gymnasiums schreibt:
Die Untertertia besteht aus vierundzwanzig Jungen, die sich zu einer von uns bisher noch nicht erlebten Gemeinschaft zusammengeschlossen haben und ihren Lehrern viele Schwierigkeiten bereiten, weil sie glauben, daß sie ihrem Übermut die Zügel schießen lassen können. Dieser Umstand zwingt ihre Lehrer zu Maßnahmen, die sonst nicht üblich sind. Wir könnten in dieser Klasse auch keine Ausnahme machen.
Um Ihnen ein Beispiel zu geben:
Vor ungefähr sechs Wochen hatten wir einen neuen Schüler. Erschreckt durch den Unfug und die harten Strafen, hatte er den Urheber eines Streiches angegeben, um von der Strafe ausgenommen zu werden. Am selben Abend ging er in die Stadt und kehrte nicht zurück. Schließlich benachrichtigten die Eltern die Polizei. Erst um zwölf Uhr nachts erhielten die Eltern einen Anruf, in dem sie aufgefordert wurden, sich auf den Schulhof zu begeben. Dort fanden sie ihren Sohn an einen Baum gebunden, um Augen und Mund eine Binde und über ihm ein Pappschild mit der Aufschrift: ,So geht es einem Verräter!’ Der erzürnte Vater nahm seinen Sohn sofort wieder
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