O du Mörderische
soll nur
unseren Verdacht auf Claire lenken.«
»Aber Ross Perry hat das Bild gemalt.«
»Ja, aber auf so offensichtliche Weise, daß wir denken sollten, es sei Claire gewesen, die versuchte, ihm die Schuld in die
Schuhe zu schieben. Er war zu gerissen, um etwas derart Auffälliges zu tun, womit er sich selbst verdächtig gemacht hätte. |293| Ich denke, er wollte in so plumper Weise den Verdacht auf sich lenken, daß Sie die Schuld an dem Mord automatisch bei jemand
anders suchen würden.«
Bo Mitchell trank ein wenig von ihrer Cola und blickte mich an.
»Ross brachte Mercy um. Füllte das DMSO in die Sprühflasche mit dem Schaumfestiger, in der Hoffnung, es würde erst ein paar
Stunden später wirken, was auch so war. Er verließ die Eröffnungsfeier und fuhr zu Claires Haus, wo er die Möbel aufschlitzte
und die Wände beschmierte. Er malte auch das kleine Bild, womit er quasi mit seinem Namen signierte. Können Sie mir folgen?«
Bo nickte.
»Okay. Claire kommt nach Hause, und Ross geht mit dem Küchenmesser auf sie los. Aber er hatte nie vor, sie zu töten. Er rammt
das Messer in die Tür, wobei er sorgfältig darauf achtet, es so zu halten, daß er ihre Fingerabdrücke nicht verwischt. Er
trägt Handschuhe, verstehen Sie. Claire rennt davon, und er verläßt das Haus. Sie, die Polizei, kommen rein und sagen: ›Niemand
hat versucht, dieses Mädchen umzubringen. Das war sie selbst, und sehen Sie mal, hier ist ein Bild, wie es Ross Perry gemalt
hätte. Aber er ist zu intelligent, als daß er so etwas Verräterisches gemacht hätte. Sie versucht, ihm die Sache anzuhängen.‹
Richtig?«
Bo fuhr sich mit dem Finger über die Lippen. »Ein winziges Detail fehlt aber noch. Wer hat Ross Perry umgebracht?«
»Hey«, sagte ich. »Ich kann nicht alles tun.
Sie
werden schließlich für so was bezahlt.«
»Nicht ausreichend.« Bo schob ihren Stuhl zurück. »Kann ich mir dieses Buch ausleihen?«
»Klar. Die schönsten Gedichte sind übrigens für meinen Geschmack die von Yeats.«
»Danke.« Bo ging den Flur hinunter, doch ich heftete mich an ihre Fersen.
|294| »Was denken Sie? Über meine Theorie? Das könnte doch stimmen, nicht wahr?«
Bo drehte sich um und blickte mich an. »Wäre möglich«, erwiderte sie, »aber Sie sollten noch keine Wetten abschließen.« Sie
öffnete die Tür, ging zu ihrem Auto und drehte sich noch einmal um, um mir kurz zuzuwinken. Ich ging den Arzt anrufen, um
mir einen Termin geben zu lassen, wobei ich auf dem Weg zum Telefon einen triumphierenden kleinen Luftsprung machte.
Er legte meine rechte Hand in Gips. Meine rechte Hand, zwei Wochen vor Weihnachten, zehn Tage, bevor die Familie bei uns einfallen
würde. Meine Weihnachtskarten waren noch nicht adressiert, meine Einkäufe noch nicht erledigt, ich war nicht einmal in der
Lage, eine neue Ladung Früchteplätzchen zu machen, da ich den Teig nicht rühren konnte.
»Das dient dazu, die Hand ruhigzustellen«, erklärte er. »Mehr können wir bei einer Knöchelverletzung nicht tun.«
Am schlimmsten war, daß ich Fred die Wahrheit über die Ursache sagen mußte. Und zugeben, daß ich ihn angelogen hatte. Es bestand
keine Chance, die Autogeschichte einen Monat lang aufrechtzuerhalten.
Als ich ins Haus kam, fand ich eine Nachricht vor, daß ich ihn anrufen solle. Ich biß also besser gleich in den sauren Apfel.
Ich nahm das Telefon und stellte im selben Moment fest, daß man mit einer eingegipsten Hand nicht einmal die Tasten drücken
konnte. Meine Fingerspitzen schauten zwar heraus, aber der Gips schlug ständig gegen den Apparat.
»Metal Fab«, bellte es am anderen Ende der Leitung. Freds Unternehmen ist ein kleiner Metallfertigungsbetrieb, der ihm schon
seit fünfundzwanzig Jahren gehört. Die Firma handelt mit einer ganzen Reihe von Spezialartikeln, die schwierig aufzutreiben
sind, und die Palette seiner Kunden reicht von Versorgungsbetrieben bis zu Stripteaselokalen. Letztere beliefert |295| er mit den Metallstangen, an denen die Tänzerinnen herunterrutschen. Sie müssen aus glänzendem Messing sein und glatt, das
versteht sich von selbst. Freds Tätigkeitsfeld bringt es natürlicherweise mit sich, daß er manchmal Eilaufträge erhält. Das
ist nicht oft der Fall, und wenn, dann wird er gut dafür bezahlt.
»Ich bin’s«, sagte ich. »Bist du wütend auf die Welt?«
»Nur beschäftigt. Wie geht’s dir, mein Schatz?«
»Gut.« Es war eindeutig nicht der passende Moment, um die
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