O du Mörderische
eine Tasse Kaffee, zog meinen Jogginganzug an und ging mit Woofer hinaus. Es war ein klarer, sonniger Morgen, und
der Eisenmann auf dem Berg streckte uns sein gewaltiges Hinterteil entgegen. Ich ließ Woofer reichlich Zeit, jeden Laternenpfahl
und jeden Baum zu inspizieren, während ich herauszufinden versuchte, wie ich Bo Mitchell klarmachen |288| konnte, daß Ross Perry der Mörder war. Mary Alice hatte ich zweifellos nicht überzeugt, aber sie hatte Claires Haus nicht
gesehen, die Messerkerbe in der Tür oder das kleine Bild. Es war zu perfekt geplant, war zu sehr darauf ausgerichtet, es so
aussehen zu lassen, als habe Claire es getan, um Ross die Schuld in die Schuhe zu schieben. Was bedeutete, daß in Wahrheit
Ross dahintersteckte.
»Es war Ross«, erklärte ich Woofer. »Er wollte so schuldig wirken, daß jeder denken würde, es sei Claire gewesen.«
Woofer hob sein Bein und markierte einen Baum.
»Das war kein netter Kommentar«, beschwerte ich mich. »Aber hast du dir mal überlegt, daß einzig die Küche nicht verwüstet
wurde? Nur ein Mann kann glauben, die Küche sei nicht wichtig genug, um mit ihr irgend etwas anzustellen.«
Woofer pinkelte den Baum ein weiteres Mal an.
»Genug«, sagte ich und zog leicht an der Leine, was umgehend einen pochenden Schmerz in meiner Hand zur Folge hatte.
Die kühle Morgenluft hatte mir gutgetan, mein Kopf war wieder klar, und ich war hungrig. Nachdem ich Woofer mit ein paar Leckereien
hinten im Hof abgesetzt hatte, füllte ich mir selbst eine Schüssel mit Haferflocken, schüttete eine kleine Portion Rosinen
dazu und setzte mich an dem sonnigen Fenster nieder, um einen Blick in die Zeitung zu werfen. Haiti, Iran, Irak. Hatte ich
dieselbe Zeitung nicht schon vor fünf Jahren gelesen? Vor zehn? Vor zwanzig? Ich schlug den Witzteil auf und las meine Lieblings-Cartoons.
Meine besondere Bewunderung gilt Mary Worth, die jedes Jahr jünger, dünner und attraktiver wird. Nicht übel für eine alte
Dame, die während der Zeit der großen Wirtschaftskrise Äpfel verkauft hat. Macht uns allen Hoffnung.
Ich aß mein Müsli auf und blickte zum Telefon. Sicherlich befaßte sich ein ganzes Polizeiteam mit dem Mord an Mercy. Unglücklicherweise
war die einzige Person, die ich davon kannte, |289| die unkommunikative, manchmal sarkastische Bo Mitchell. Ich wählte ihre Nummer.
Officer Mitchell war nicht da. Falls es sich um einen Notfall handelte, sei Officer Black zu sprechen, falls nicht, sollte
ich meine Nummer hinterlassen, und Officer Mitchell würde zurückrufen. Ich hinterließ meine Nummer.
Das Sweatshirt, das ich trug, war warm. Ich zog es aus und schlüpfte in ein T-Shirt , auf dem Van Goghs Katze abgebildet war. Das gelbe Tierchen blickte die Welt aus dem lebendigen Dekor eines Van-Gogh-Gemäldes
an. Sein linkes Ohr war bandagiert. Schwesterherz hatte es aus London mitgebracht, und sie und ich hatten Tränen gelacht,
als ich es auspackte. Fred fand es überhaupt nicht lustig, was uns nur noch mehr zum Lachen brachte.
Das Eßzimmer war fertig für die Feiertage, ich mußte nur noch das antike Sideboard schmücken, das einst meiner Großmutter
gehört hatte. Ich besitze ein großes Keramikrentier, das ich zu Weihnachten in die Mitte stelle, und dann schneide ich noch
in letzter Minute Magnolienblätter und Stechpalmenzweige ab und drapiere das Grün drumherum. Das Geschirr, die Kristallgläser
und das Silberbesteck waren jedoch bereits fertig. Heute würde ich mich auf die Gästezimmer konzentrieren.
Ich öffnete die Fenster und ließ die kühle Luft durch die Räume streichen. Ich wechselte die Bettwäsche, staubte ab und saugte.
Ich sammelte all die alten Magazine auf, die sich in diesen Räumen zu sammeln pflegen, und steckte sie in einen Müllsack,
um sie in die Bibliothek zu tragen. Ich machte die Fenster innen mit Glasreiniger sauber und, soweit ich von unten herankam,
auch außen. Irgendwann, sagte ich mir, würde ich mir so richtig was Extravagantes gönnen und mir ein paar dieser sündteuren
Fenster anschaffen, die man vornüberkippen kann, um sie von beiden Seiten zu reinigen. Schließlich öffnete ich eine frische
Tüte mit Weihnachtspotpourri und |290| schüttete den duftenden Inhalt in Schälchen, die ich auf den diversen Kommoden im Haus verteilte.
»Fertig«, sagte ich mit einem bewundernden Blick auf die glänzenden, wohlriechenden Räume. Eine Tiffany wäre nett, aber es
spricht auch durchaus einiges
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