O du Mörderische
und Lancelot reimte, war
wesentlich interessanter. Sie war diejenige, an die ich mich erinnert hatte, diejenige, die dazu verdammt war, die Welt durch
einen Spiegel zu betrachten. »Der Schattenbilder überdrüssig« wandte sie der Welt ihr Antlitz zu, legte sich selbst auf die
Bahre im Boot und steuerte auf Camelot zu, bevor sie starb. Auch trug sie keine Mitteilung bei sich. Blaß, schön, trieben
beide Frauen dahin, Lilien in der Hand. Keine der beiden war die Herrin vom See, die das Schwert Excalibur geschmiedet hatte.
Aber Ross Perrys Schulzeit lag nahezu genauso weit zurück wie meine eigene. Diesen kleinen Irrtum konnte man ihm durchaus
zubilligen.
Ich blickte neuerlich auf die Skizze. Die drei Frauen auf den Gemälden waren eindeutig auf Booten aufgebahrt. Und in der Ferne
stand ein Schloß. Und eine rothaarige Frau malte sie. Wer war sie? Die Fee Morgane? Und was hatte das zu bedeuten?
Als ich zum dritten Mal die ›Lady von Shalott‹ durchlas, |285| hatte ich plötzlich mittendrin einen Geistesblitz. »Wow«, flüsterte ich. »Wow.« Es war völlig belanglos, was das Gemälde genau
bedeutete. Wichtig war, wer es gemalt hatte. Und diese Person konnte nur Ross Perry gewesen sein. Er sah Claire in dieser
Weise. Es war, als hätte er seine Signatur darauf hinterlassen.
Ich ging in die Küche und stellte einen Becher Wasser in die Mikrowelle, um mir einen Kaffee zu machen. Als das Klingelzeichen
ertönte, wußte ich, wer Mercy getötet hatte und warum, warum Claires Wohnung verwüstet worden und warum sie dem Tode entkommen
war. Ein Puzzleteil fehlte noch, aber die Polizei würde sich schon damit befassen. Ich sah auf die Uhr. Verdammt. Es war zu
spät, um Schwesterherz anzurufen.
|286| 17
Das Klingeln des Telefons weckte mich. »Ach du liebe Güte, hast du etwa noch geschlafen?« fragte Mary Alice. »Wer hat denn
dann Freds Banane geschnippelt?«
»Fred kommt mit seiner Banane selber zurecht«, brummte ich. »Wie spät ist es? Ich konnte gestern abend nicht schlafen.«
»Neun Uhr. Ich wollte mich nur nach deiner Hand erkundigen.«
Ich wackelte mit den Fingern. »Sie ist geschwollen und tut weh. Ich hoffe, sie ist nicht gebrochen.«
»Na gut, dann trink lieber erst mal einen Kaffee. Wir unterhalten uns später.«
»Nein. Warte eine Sekunde.« Ich setzte mich auf, strich mir das Haar aus dem Gesicht und seufzte. »Ich muß dringendst zum
Friseur.«
»Dann besorg dir einen Termin. Aber versuch’s nicht bei Delta Hairlines. Die sind bis Neujahr ausgebucht.« »Nein. Hör zu.
Ich weiß, wer Mercy Armistead umgebracht hat.«
»Wer?«
»Ross Perry.«
»Und warum?«
»Sie haben einander gehaßt. Und zwar schon seit Jahren. Erinnere dich, er hat diesen furchtbaren Verriß über ihre Arbeit geschrieben,
und sie hat den Film gezeigt, in dem er mitgespielt hat und der angeblich der schlechteste Film ist, der je gedreht wurde.
Ein Film, den zufälligerweise ihr Vater produziert |287| hat, wahrscheinlich weil Ross nach wie vor in Betty Bedsole verliebt war, obwohl sie ihm den Laufpaß gegeben hatte. Außerdem
handelte er vielleicht mit Folk-Art, und sie trieb die Preise hoch, die er zu bezahlen hatte.«
»Aber wer hat dann Ross selbst umgebracht?«
»Da bin ich mir auch nicht sicher. Es könnte wirklich ein Jäger gewesen sein. Ross hat jedenfalls Claires Haus verwüstet und
sie mit dem Messer verfolgt. Er hat auch das kleine Bild gemalt, das ich euch gestern abend gezeigt habe. Weißt du nicht mehr,
wie er uns erzählt hat, daß er Claire immer als die Herrin vom See mit einer Lilie in der Hand gesehen hat?«
»Nein.«
»Hat er aber. Und genau das ist auf dem Bild. Es zeigt eine blasse, schwarzhaarige Frau, genauer gesagt drei von der Sorte,
in Kähnen aufgebahrt, die auf Camelot zutreiben. Genauer gesagt ist es die Lady von Shalott und nicht die Herrin vom See,
aber die kann man ja leicht verwechseln.«
»Das kann ich gut nachvollziehen.«
»Sein Plan war es, Claire die ganze Sache anzuhängen. Er wollte, daß es so aussah, als habe sie selbst ihr Haus verwüstet
und das Messer in die Tür gerammt. Und er rechnete sich aus, daß jeder denken würde, sie habe das kleine Bild gemalt, obwohl
es von ihm stammte, weil er nichts so Offensichtliches tun würde.«
»Hm«, meinte Mary Alice. »Trink erst mal einen Kaffee, bevor du das der Polizei erzählst.«
»Hey, Ross Perry hat es wirklich getan.«
»Kann sein. Halt mich auf dem laufenden.«
Ich trank
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