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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verschwunden war und die irgend jemand so sehr haßte, daß er versucht hatte, sie zu töten; Lynn und Glynn, jede
     von beiden die hübsche Hälfte eines Ganzen.
    »Amos«, sagte ich zum Spätnachmittagshimmel hinauf, »du hättest deinen Hosenstall besser zugelassen.«
    Woofer dachte, ich spräche mit ihm, und blieb schwanzwedelnd stehen.
    »Ich rede nicht von dir, mein Freund, dich haben wir ja sterilisieren lassen.«
    Freds Auto bog gerade in die Auffahrt ein, als Woofer und ich auf unseren Block zusteuerten. Er sah uns, winkte und wartete
     mit der Zeitung in der Hand auf uns.
    »Ich bring ihn in seine Hütte.« Fred streckte die Hand aus und kraulte Woofer hinter den Ohren. »Komm, alter Junge.«
    Ich sah den beiden liebenswürdigen alten Herren hinterher, wie sie quer über den Hof liefen.
    »Verzeih mir, Amos«, sagte ich schuldbewußt mit einem |148| erneuten Blick gen Himmel. »Vielleicht haben manche von uns einfach nur mehr Glück.«
    Fred holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und verschwand im Badezimmer, während ich die Bratform für das Maisbrot erhitzte.
     Bohnensuppe und Maisbrot sind das Höchste an einem kalten Winterabend.
    Nachdem ich das Maisbrot in den Backofen geschoben hatte, rief ich Mary Alice an, um mir von der Beerdigung erzählen zu lassen.
     Vor allem wollte ich wissen, ob die Needham-Mädchen dagewesen waren. Es war nur der Anrufbeantworter dran. Vielleicht war
     sie Tiffany, die Patente Putzfee, im Einkaufszentrum ablösen gegangen.
    Ich gab die Suppe zum Auftauen in einen Kochtopf und schaltete die Gasflamme auf die niedrigste Stufe. Ich hätte sie auch
     in der Mikrowelle erhitzen können, aber der Duft von Bohnensuppe ist zu gut, als daß man ihn sich entgehen lassen dürfte.
     Das Brot würde sowieso eine Weile brauchen.
    Fred kam frisch geduscht und in seinen Frotteebademantel gehüllt wieder. »Gehen wir heute abend aus?« fragte er und tätschelte
     meinen Nacken.
    »Hast du das Bett gesehen?«
    »Ging nicht. Es lagen zu viele Pakete drauf.«
    »Genau. Laß uns doch den Abend lieber damit verbringen, alles zu bewundern, was ich gekauft habe, und die Weihnachtsdekoration
     runterzuholen.«
    »Ist mir auch recht.« Er drehte mich zu sich herum und drückte mich an sich. »Hmmm«, sagte er und küßte mich zart.
    »Hmmm«, machte ich meinerseits.
    »Das ist ja wohl die reinste Lasterhöhle hier«, ertönte Mary Alices Stimme hinter uns. »Könnt ihr es denn gar nie lassen?«
     Weder Fred noch ich rührten uns. »Mary Alice«, sagte Fred ruhig, »geh nach draußen und klopf an die Tür.«
    »Warum?«
    |149| »Weil sich das für einen höflichen Menschen so gehört.«
    »Durchs Fenster könnte ich euch ja sowieso sehen.«
    »Mary Alice.« Freds Tonfall war unverändert ruhig.
    »Verdammt.« Ich konnte hören, wie sich die Tür öffnete und wieder schloß.
    Fred schob mich beiseite und verriegelte die Tür. Er wirbelte durch Küche und Wohnzimmer und ließ ratternd die Jalousien herunter.
    Er kam zurück, schlang erneut die Arme um mich und sagte: »So, wo waren wir stehengeblieben?«
    »Wir haben jedenfalls nicht ganz so heftig geschnauft«, lachte ich.
    »Maus«, konnte ich Mary Alice rufen hören. »Maus, das ist aber nicht sehr nett.«
    »Antworte ihr nicht«, sagte Fred.
    »Maus, ich bin hier, um dir was Furchtbares zu erzählen.«
    »Tu, als würdest du sie nicht hören.«
    »Ich will nichts Furchtbares hören!« rief ich zurück.
    »Maus, Ross Perry ist tot. Irgend jemand hat ihn erschossen.«
    »Oh, Scheiße«, sagte Fred und ließ mich los. Er ging die Tür aufschließen.
    »Darf ich hereinkommen?« fragte Mary Alice höflich. Fred zuckte die Achseln, und sie stapfte erneut in die Küche. »Das war
     wirklich nicht nötig, weißt du. Ich weiß, wann ich nicht willkommen bin.«
    »Was meinst du damit, Ross ist tot?« fragte ich.
    »Tot. Von einer Kugel getroffen. Er ist erschossen worden.« »Wer ist Ross Perry?« fragte Fred.
    »Wo?« wollte ich wissen.
    »Am Kopf.«
    »Wo er war, will ich wissen. Nicht, wo die Kugel steckte.«
    »Unten in Shelby. Er tauchte nicht bei der Beerdigung auf, und wir waren alle ziemlich sauer, weil es seine Idee gewesen |150| war, zusammen dort hinzugehen. Aber so wie’s aussieht, erschien er nicht, weil er tot war.«
    »Gute Entschuldigung«, sagte Fred. »Wer ist Ross Perry?«
    »Ein Freund von Schwesterherz«, erklärte ich. Ich drehte das Gas unter der Suppe aus und setzte mich an den Küchentisch. »Ich
     versteh’ das nicht.« Ich sah

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