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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Ursache-und-Wirkung-Typ.«
    »Ist das wie Pommes und Mayo?«
    Ich beschloß, die Frage zu ignorieren. »Warum war Ross deiner Meinung nach in Shelby County? Er sagte, er habe noch ein paar
     Besorgungen zu erledigen, aber er wollte sich beeilen, damit er rechtzeitig zur Beerdigung wieder zurück sein würde.«
    »Ich habe keine Ahnung.« Mary Alice marschierte zum Kühlschrank und holte sich ein Bier heraus. »Möchtest du auch irgendwas?«
    »Eine Cola. Da ist schon eine offene. Die tut’s noch sehr gut.«
    |153| Mary Alice kam zurück zum Tisch und reichte mir die Flasche. Die Cola hatte schon ein wenig Kohlensäure verloren, schmeckte
     aber noch gut.
    »Waren die Needham-Zwillinge auf der Beerdigung?« fragte ich.
    »Ich kenne sie nicht.«
    »Die wären dir garantiert aufgefallen. Sie sehen haargenau aus wie Claire, nur größer.«
    »Ich glaube nicht. Zumindest habe ich sie nicht bemerkt. Es waren ziemlich viele Leute da. Betty Bedsole hat sich ganz wacker
     gehalten. Ich glaube nicht, daß ich das könnte, Patricia Anne.«
    »Ich glaube, ich auch nicht.« Wieder schwiegen wir ein paar Minuten und hingen unseren Gedanken nach. Ich dachte an Toms Beerdigung.
     Das einzige, was mich aufrecht gehalten hatte, war mein Wunsch gewesen, Haley zur Seite zu stehen. »Und was war mit Liliane?«
     fragte ich.
    »Sie hat die Beerdigung ganz tapfer durchgestanden. Aber Ross’ Tod ist sicher ein weiterer Schlag für sie. Sie waren ziemlich
     gut befreundet, soweit ich weiß.«
    »Ich frage mich nach wie vor, was Ross da unten in Shelby County gemacht hat. Meinst du, es ist möglich, daß er zu James wollte?
     War er auf der Straße unterwegs, die zu James’ Haus führte?«
    »Ja, anscheinend ist das die Straße. Aber warum sollte er zu James gewollt haben? Er wußte doch, daß er ihn auf der Beerdigung
     sehen würde.« Mary Alice stellte ihr Bier ab und stand auf. »Aber wer weiß?« Sie zuckte die Achseln.
    »Möchtest du Bohnensuppe?« fragte ich.
    »Nein. Mir ist der Appetit vergangen.«
    Ich blickte Mary Alice alarmiert an. Diesen Satz hatte ich noch nie zuvor von ihr gehört. »Ist dir nicht gut?«
    »Doch, doch, alles okay.« Sie ging in Richtung Tür und drehte sich um. »Weißt du, Maus, ich glaube, ich kann es mir |154| nicht erlauben, dieses Kostüm innerhalb einer Woche auf zwei Beerdigungen zu tragen. Und dann auch noch auf der Cocktailparty.
     Oder was meinst du?«
    »Geh nach Hause«, sagte ich.
    Mary Alice griff in die Keksdose, nahm sich eine Handvoll Früchteplätzchen und ging.
    Fred kam wieder herein, als ich gerade das Maisbrot aus dem Ofen holte. »Sieht gut aus«, sagte er. »Riecht gut.«
    »
Ist
gut.« Ich trug die zwei Suppenteller zum Tisch, und Fred folgte mir mit der Maisbrot-Form.
    »Laß uns das ›Glücksrad‹ beim Abendessen anschauen.« Ich holte den kleinen Fernsehapparat von der Küchenanrichte und stellte
     ihn mitten auf den Tisch. »Wir unterhalten uns nachher.«
    »Fein«, sagte Fred. Gott segne ihn. Wir aßen ruhig und friedlich, während Buchstabenfee Vanna White am Glücksrad drehte. »Richmond,
     Virginia! Richmond, Virginia!« soufflierte Fred einer Kandidatin, die bei fünftausend Dollar gelandet war und ein »n« ausgerufen
     hatte. »Das ist schwierig«, sagte er voller Mitgefühl für die Frau, die es nicht schaffte, einen zweiten Konsonanten zu liefern
     und schließlich zehntausend Dollar von dem Bildschirm vor sich verschwinden sah. »Sie sollten es den Leuten nicht so schwermachen.«
     Die Frau war ganz seiner Meinung; das konnte man an dem verkniffenen Lächeln sehen, mit dem sie dem Gewinner applaudierte.
     Ich merkte, wie ich mich allmählich entspannte.
    Als wir schließlich bei der nächsten Quizsendung, ›Jeopardy‹, angelangt waren und ich die Abschlußfrage richtig beantwortet
     hatte, fühlte ich mich imstande, über Ross Perry und meine Begegnung mit den Zwillingen zu reden.
    »Nachdem wir die Weihnachtsdekoration heruntergeholt haben«, sagte Fred.
    »Wir können uns ja währenddessen unterhalten.«
    Fred hob abwehrend die Hand. »Nein, können wir nicht, |155| Patricia Anne. Du erzählst mir etwas Wichtiges, und ich frage dazwischen, wo die Krippe ist, und dann drehst du durch und
     sagst, ich würde dir nicht richtig zuhören. Wir holen erst die Weihnachtsdekoration runter.«
    Er hatte recht, und ich wußte es. Wir waren schließlich nicht umsonst schon vierzig Jahre verheiratet.
    Er zog die ausfahrbare Treppe herunter, und ich folgte ihm nach oben. Ich

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