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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Fred an. »Wir haben heute im Green and White mit ihm zu Mittag gegessen.«
    »Das tut mir leid.« Er tätschelte meine Schulter. »Ich geh’ mir nur kurz was anziehen. Bin gleich wieder da.«
    Mary Alice zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben mich. Sie hatte nach wie vor ihr elegantes schwarzes Kostüm an.
    »Das Kostüm war ein guter Kauf«, stellte ich fest.
    »Und bequem ist es auch. Ich hasse Röcke, in denen man sich nicht ordentlich setzen oder die Beine übereinanderschlagen kann.
     Der hier ist gerade richtig.«
    »Bärig bequem.«
    »Was?«
    »Nichts. Ich plappere nur so vor mich hin. Erzähl mir von Ross.«
    »Alles, was ich weiß, ist, daß er tot ist. James Butler und seine Frau waren auf dem Weg zur Beerdigung und sahen, wie er
     mit seinem Wagen auf sie zuschlingerte. Während sie ihn noch beobachteten, kam er von der Straße ab und stürzte etwa neun
     Meter tief die Böschung hinunter in den Kelly Greek. Das Auto lag kopfüber im Bach, als die Butlers die Stelle erreicht hatten.
     James’ Frau rief den Notarzt, und James packte sein Tierarzt-Erste-Hilfe-Zeug und kletterte die Böschung hinunter. Er schaffte
     es sogar, Gott weiß wie, wo doch das Auto auf dem Dach lag und unter Wasser war, Ross aus dem Wagen und ans Ufer zu ziehen.
     Mittlerweile hatte seine Frau – wie heißt sie doch gleich?«
    Ich signalisierte mit einem Achselzucken, daß ich keine Ahnung hatte.
    |151| »Egal, jedenfalls war James’ Frau die Böschung runtergekrabbelt, und sie hatten versucht, ihn wiederzubeleben. Ross atmete
     nicht, und er war ein paar Minuten lang unter Wasser gewesen. James hatte sogar sein Beatmungsgerät im Auto und versuchte
     es damit, aber ohne Ergebnis. Mrs.   James, wie immer sie heißt, sagte, sie hätten Ross so heftig bearbeitet, daß sie das Blut gar nicht bemerkt hätten, das sich
     unter seinem Kopf sammelte. Ein vernünftiger Arzt hätte das wahrscheinlich registriert, oder? Es ist schließlich ein wichtiges
     Symptom.«
    Ich stimmte ihr zu, daß ein Arzt, der eine Blutlache unter jemandes Kopf bemerkt, wahrscheinlich der Ursache dafür auf den
     Grund gehen würde. »Aber sie vermuteten eben einfach, daß er Wasser in die Lunge bekommen hatte. Das ist ja auch nicht so
     abwegig.«
    »Das ist wahr«, sagte Mary Alice. »Im übrigen hätte es keinen Unterschied gemacht. Er war bereits mausetot, als sie mit ihren
     Wiederbelebungsversuchen begannen.«
    »Weiß man, wer ihn erschossen hat?«
    »James sagt, es gäbe in diesen Wäldern überall Jäger, sogar dort, wo sie wohnen. Er meint, das sei die Erklärung: Die Jäger
     bekommen nicht mit, wie dicht sie sich an der Straße befinden, und schießen einfach drauflos. Angeblich haben seine Frau und
     er sogar Angst, zu dieser Jahreszeit die Kinder zum Spielen rauszulassen.«
    »Mein Gott!« Ich dachte an Ross, wie er sich umgedreht und gewinkt hatte, als er in sein Auto gestiegen war, an den Schatten
     auf seinem kahlen Kopf, der wie Gorbatschows Muttermal ausgesehen hatte. Dieser Mann hatte erst heute schräg gegenüber von
     mir beim Mittagessen gesessen, und jetzt lebte er nicht mehr.
    »Mary Alice«, sagte ich, »die Verrückten kommen uns näher.«
    »Bei Gott, ja.«
    |152| Wir saßen ein paar Minuten lang ruhig da, jede von uns in Gedanken versunken. Als Fred hereinkam und wissen wollte, was passiert
     war, hörte ich mir die Geschichte noch einmal an. Diesmal hatte ich ein paar Fragen.
    »Woher weißt du das eigentlich alles?« hakte ich nach, als Schwesterherz mit ihrer Erzählung für Fred durch war.
    »James sollte einer der Sargträger sein. Als er nicht auftauchte, rief Thurman ihn an und erwischte ihn auf seinem Autotelefon.«
    »Das waren ja schöne Nachrichten auf einer Beerdigung«, sagte Fred. Er schlug mit beiden Händen auf den Tisch. »Ich hoffe,
     sie kriegen das Schwein, das ihn erschossen hat, und bringen es für immer und ewig hinter Gitter. Erinnerst du dich noch an
     das kleine Mädchen, das letztes Jahr auf der I 65 zu Tode kam? Dieselbe Geschichte. Fuhr im Auto mit ihrer Mutter. Verdammt.
     Mitten in der Nacht Spanner vor unserer eigenen Haustür und Leute, die einfach, während sie die Straße entlangfahren, erschossen
     werden.« Er stand auf, stapfte zur Hintertür, ging hinaus und knallte sie zu.
    »Meine Güte!« rief Mary Alice aus.
    »Er geht sich nur mit Woofer unterhalten«, sagte ich. »Dinge, die aus heiterem Himmel und ganz zufällig geschehen, machen
     ihn nervös. Er ist ein

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