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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ich das Trinkgeld«, sagte Ross.
    André begleitete uns katzbuckelnd und winkend hinaus. In der Tür sah ich mich noch einmal um, ob ich die Needham-Zwillinge
     irgendwo entdeckte. Falls sie sich wirklich hinter den Basilikumkörben versteckten, machten sie ihre Sache gut.
    »Ich muß rasch noch nach Hause, um mich umzuziehen«, verkündete Mary Alice.
    Ross Perry nickte. »Ich habe auch noch ein paar Dinge zu erledigen. Wir treffen uns an der St.-Paul’s-Kirche, so gegen Viertel
     vor drei.«
    Er schüttelte meine Hand mit erstaunlich festem Händedruck. »Patricia Anne, es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
     Er lächelte und lief die Straße hinunter. Als er an seinem Auto angelangt war, drehte er sich noch einmal um, um uns kurz
     zuzuwinken.
    »Was machst du jetzt?« fragte mich Mary Alice.
    »Weihnachtseinkäufe. Ich denke, ich schaue mich hier noch ein bißchen um. In dieser Gegend gibt es ein paar interessante Geschäfte.
     Hast du diesen Hexenladen gesehen, The Witchery? Ich wette, ich finde da was für Freddies Celia.«
    »Der heißt The Stitch Witchery und ist ein witziger Nähladen.«
    »Oh, ich dachte, das wäre eines von den Geschäften mit diesem New-Age-Göttinnen-Zeug. Kristallkugeln und so.«
    »In Birmingham? Bist du verrückt? Da wirst du wohl nichts Ausgefalleneres als Designermode bei T.   J.   Maxx finden, Maus.«
    »Na, hätte ja sein können«, rief ich Schwesterherz hinterher, während sie lachend um die Ecke verschwand.
    Der Nachmittag war wunderschön, anders als am Vorabend |146| sah es nicht nach Schneeschauern aus. Der Himmel war strahlend blau, und reichlich Sonnenschein hatte das Thermometer am Bankgebäude
     auf milde 15   Grad klettern lassen. Ich warf meinen schweren Mantel auf den Rücksitz des Autos und fuhr in Richtung Einkaufszentrum, um
     mich endlich ernsthaft um meine Besorgungen zu kümmern. Fred und ich kauften die Geschenke für die Jungen meistens gemeinsam,
     und Fred kaufte meins (ich gab ihm normalerweise einen Wink), aber der Rest hing an mir.
    Ich fand ziemlich in der Nähe des Eingangs einen Parkplatz, warf ein paar Münzen in die Spendenbüchse der Heilsarmee und kaufte
     dem Tierschutzbund einen Papierengel ab. Drei Stunden später tauchte ich wieder auf, warf erneut Geld in die Heilsarmeebüchse
     und kaufte dem Tierschutzbund einen weiteren Engel ab. Mary Alice sagt immer, sei nicht dumm, schick denen einfach einmal
     im Jahr einen Scheck. Aber selbst wenn ich das täte, würde ich dennoch zwangsläufig stehenbleiben, Geld einwerfen und Engel
     kaufen. Ich weiß, daß ich das tun würde. Wenn der glockenschwingende Weihnachtsmann besonders heruntergekommen aussieht oder
     der Tierschutzverein junge Hunde mit dabeihat, ist es um mich geschehen.
    Die Sonne stand mittlerweile schon tief am Himmel, und ich war müde, aber Woofer hatte weder am Vortag noch an diesem Morgen
     seinen Spaziergang gehabt. Ich fuhr eilig nach Hause, nahm eine Packung Bohnensuppe aus der Gefriertruhe, zog meinen Jogginganzug
     an und ging zur Hundehütte. Woofer war außer sich vor Freude, mich zu sehen. Als ich ihn kräftig lobte, weil er in der Nacht
     zuvor gebellt hatte, warf er sich auf den Rücken und wand sich vergnügt am Boden.
    Wir schlugen ein strammes Tempo an. Wir gehen gewöhnlich so los, lassen, wenn wir ein paar Blocks weit gegangen sind, mit
     dem Tempo nach und schlendern dann, ganz wie das alte Paar, das wir ja wirklich sind, gemütlich nach Hause. |147| In den letzten beiden Tagen waren noch mehr Weihnachtsdekorationen aufgetaucht. Manche meiner Nachbarn, stellte ich fest,
     hätten Schüler von Ms. Felix sein können. Ihre Pinnwand mit dem jüdischen Weihnachtsmann und die Heilige Familie auf einem
     Schlitten im nächsten Block zeigten durchaus eine gewisse tangentiale Ähnlichkeit.
    Während wir so dahinspazierten, dachte ich an Lynn und Glynn Needham und ihre kryptische Botschaft. Falls es überhaupt eine
     Botschaft war. Claire würde nicht wollen, daß ich mir Sorgen machte. Ich hielt an, damit Woofer einen Spalt auf dem Gehweg
     inspizieren konnte. Ich hätte sie eindeutig festnageln sollen, dachte ich und blickte auf meine Uhr. Die Beerdigung müßte
     bereits vor ein paar Stunden zu Ende gewesen sein. Ob die Mädchen wohl hingegangen waren? Mercys Tod machte ihnen ganz offensichtlich
     wenig aus.
    Die Bedsole-Enkelinnen: Mercy, die niemand zu mögen schien und die ermordet worden war; Claire, die als Kind mißbraucht worden
     und jetzt

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