Oase der Liebe
verständigen, sollte es gelingen, seinen jüngsten Bruder ausfindig zu machen.
Und so war es auch viel besser. In Qais hatten sie ihre absolute Privatsphäre, und wenn er sich, außer nach Jasmines wundervollem Körper, nach noch etwas verzehrte, war es die Freiheit, die er nur in seiner geliebten Wüste empfand.
Jasmine hatte recht. Ihre Lebenswege verliefen in verschiedene Richtungen. Er war entschlossen, ihr keine weiteren Steine in den Weg zu legen. Sie sollte die ersehnte Scheidung haben, aber erst, nachdem sein Hunger gestillt war, der ihn seit dreizehn Jahren quälte!
Ob sie noch in ihrem schmalen Bett im Turmzimmer des Palastes lag? Träumte sie von ihm?
Kareef schloss die Augen und stellte sich Jasmine nackt unter den Laken liegend vor, das dunkle Haar zerzaust, die Wangen schlafgerötet, mit einem Lächeln auf den Lippen … ein stummes Echo seiner Gefühle. Er stöhnte unterdrückt. Jede Minute, die er ihr fern war, schien ihm verschwendet.
Wenigstens war das anstehende Treffen am Flughafen auch ein freudiges Ereignis! Es war eine ganze Weile her, dass er seinen Bruder Rafiq gesehen hatte. Nicht so lange wie bei Tahir, aber lange genug, um ihn zu vermissen.
Als sein Chauffeur die hintere Tür der silbernen Luxuslimousine öffnete, stieg Kareef voller Elan aus. Der Wind bauschte die traditionelle weiße Robe, während der zukünftige König von Qusay seinen Blick über das Rollfeld schweifen ließ.
Inzwischen hatte auch die zweite Limousine angehalten, die von einer vierköpfigen uniformierten Motorradtruppe eskortiert wurde, von links gesellte sich sein privater Bentley dazu, dessen Fahnen, auf denen die königlichen Insignien prangten, fröhlich im Wind flatterten. Und direkt vor sich sah Kareef den Privatjet seines Bruders, mit dem er von Australien nach Qusay geflogen war.
Was für ein perfekter Tag, dachte Kareef, und sein Lächeln wurde breiter.
Rafiq war endlich wieder zurück in der Heimat, und sogar Tahir war nach Jahren der Abwesenheit bereit, sein selbst gewähltes Exil zu verlassen, um an der Krönung seines ältesten Bruders teilzunehmen!
Und dann erschien Rafiq in der offenen Flugzeugtür. Die winzigen Falten neben den Augen und den harten Zug um den Mund des Dreißigjährigen kannte Kareef noch nicht. Wahrscheinlich ein Tribut, den mein Bruder der stressbeladenen Führung seiner weltweit operierenden Unternehmen zollen musste, dachte er bei sich. Doch als Rafiq in seinem eleganten Designeranzug von Armani lässig die Gangway herunterkam und breit grinste, war er wieder ganz der Alte!
„Rafiq!“
„Tut gut, dich zu sehen, Bruder!“ Lachend zog Rafiq Kareef an sich und schlug ihm herzhaft auf den Rücken. „Oder muss ich dich jetzt mit Sire ansprechen?“
Der angehende König von Qusay schnaubte nur. „Komm, lass uns hier weg …“, sagte er, schob Rafiq in die klimatisierte Limousine und gab dem Chauffeur das Zeichen zum Abfahren. „Ich bin froh, dass du der kurzfristigen Einladung überhaupt folgen konntest.“
„Du hast doch wohl nicht angenommen, ich würde mir deine Krönung entgehen lassen?“
„Na ja, immerhin hast du auch nur wenig von Xavians Hochzeit mitbekommen. Wie lange warst du dort? Zwei, drei Stunden?“
„Stimmt, damals gab es diesen Unfall in einer meiner Firmen, der meine unbedingte Anwesenheit erforderte. Außerdem, wie sich herausgestellt hat, ist Xavian ja nicht einmal unser Cousin, aber du bist mein Bruder, daran besteht nicht der geringste Zweifel!“
Zwei intensiv blaue Augenpaare begegneten sich zwinkernd, und auch die harte Kinnlinie wies die beiden attraktiven Männer eindeutig als Brüder aus.
„Da wir gerade von Brüdern reden … ist es wahr, dass unser treuloser jüngster Bruder gedenkt, die Krönungszeremonie mit seiner Anwesenheit zu ehren?“
Abrupt in die Gegenwart zurückgeholt, schob Kareef die Brauen zusammen. „Ja, ich habe ihn sogar persönlich gesprochen … gestern erst.“
War es wirklich auch erst gestern Abend gewesen, dass er Jasmine im Garten zurücklassen musste, um mit seinem Bruder zu telefonieren? Die ganze Nacht über hatte er von ihr geträumt und den ganzen Morgen über mit Akmal, seinem Großwesir, gerungen, der seiner geplanten Reise in die Wüste strikten Widerstand entgegensetzte.
„Ich kann es kaum fassen!“
„Es war nicht leicht, ihn in Monte Carlo aufzuspüren und zu überreden, aber er hat versprochen, zur Krönung zu kommen.“
„Wir alle drei … in der Heimat vereint“, deklamierte Rafiq
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