Oase der Liebe
pathetisch.
„Ja, es ist lange her, oder?“
„Viel zu lange!“
Kareef lächelte abwesend, und sein Bruder stutzte. „Wow, die brüderliche Vereinigung scheint dich ja mehr als glücklich zu machen, oder gibt es noch etwas anderes, das du mir erzählen willst?“
Verdammt! Rafiq war schon immer der scharfsinnigste von ihnen gewesen. Um das Thema zu wechseln, schlug Kareef ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Du bist hier, und darüber freue ich mich aufrichtig, Bruder. Wie ich gehört habe, fressen dich deine geschäftlichen Verpflichtungen fast auf. Erzähl mir mehr davon.“
Die Fahrt vom Flughafen zum Palast verlief trotz des regen Betriebs in der City von Shafar äußerst angenehm, da die Motorradeskorte den Verkehrsfluss für den Konvoy des Königs aufhielt. Kareef tat sein Bestes, um sich die Details über die Neueröffnung zweier Zweigstellen der Firma seines Bruders in Auckland und Perth zu merken, doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu Jasmine, die im Palast auf ihn wartete.
Und in der kommenden Nacht wartete die Wüste auf sie beide. Danach würde er die Worte sprechen, die sie für immer voneinander trennten, und sie in ihre geplante Ehe entlassen …
Sein Lächeln verebbte. Die Motorradkolonne geleitete sie durch die schmiedeeisernen Tore, und der Konvoy kam vor dem Haupteingang des prächtigen Palastes zum Stehen. Ein Wachposten mit imposantem Turban öffnete ihnen die riesige Doppelflügeltür.
Als die beiden die Hälfte der Stufen hinaufgestiegen waren, blieb Kareef plötzlich stehen und ergriff den Arm seines Bruders. „Hier muss ich dich verlassen …“
Rafiq hob die schwarzen Brauen. „Willst du los, um eine Wette für den Qais Cup zu platzieren?“
Kareef lachte. „Ich habe schon seit Jahren nicht mehr auf ein Pferd gewettet.“
„Na, dann ist es wohl die bevorstehende Krönung, die dich umtreibt“, grinste Rafiq. „Ganz schön viel Macht in einer Hand … ich bin fast neidisch.“
„Nein“, kam es knapp zurück. „Du entschuldigst mich?“, murmelte Kareef schon ihm Gehen.
„Was ist es dann?“, rief sein Bruder hinter ihm her. „Warum bist du nur so verdammt glücklich?“
Darauf antwortete Kareef lieber nicht. Er eilte davon, durch lange Arkadengänge, über einen Innenhof, der von hohen Palmen beschattet wurde und in dem Orangenbäume blühten. Jasmines Duft! Hastig lief er weiter, sodass die weite weiße Robe gegen seine Knöchel schlug.
Es war bereits nach Mittag, und er hatte noch nichts gegessen. Doch es war kein Lunch, nach dem er hungerte. Er fand Jasmine in ihrem kleinen Zimmer im Dienstbotenflügel, wo sie steif auf der Bettkante saß und ein Buch las. Als er eintrat, schaute sie auf. In ihrem blassen Gesicht wirkten die dunklen Augen riesig.
„Endlich bin ich so weit“, verkündete er betont munter und schaute sich zweifelnd in dem schäbigen kleinen Raum um, den er gestern Abend zum ersten Mal betreten hatte. Doch da hatte er noch weniger Sinn für Mobiliar und Wohnaccessoires gehabt als heute. „Tut mir leid, dass dies das einzige noch freie Zimmer im Palast war.“
„Kein Problem“, beruhigte sie ihn und erhob sich vom Bett. „Wollen wir jetzt los?“
Sie trug ein modernes kurzes Kleid aus pinkfarbener Seide. Das Haar hatte sie zu einem schlichten Knoten frisiert und unter einem frechen, farblich passenden Hut versteckt. Jasmines Kleidungsstil hätte man als retro und modern zugleich, mit einem ganz eigenen Touch bezeichnen können.
Für Kareef sah sie immer noch wie sechzehn aus. Die gleiche seidige, blasse Haut mit dem leichten Olivton, dieselben dichten schwarzen Wimpern, die auf den hohen Wangenknochen ruhten, wenn sie, wie gerade jetzt, seinem Blick auswich. Und dann diese vollen, weichen Lippen in der Farbe zarter Rosenblüten.
Er wollte sie küssen, wollte sie endlich in seinen Armen halten …
Dabei hatte er immer gedacht, er sei viel zu beschäftigt, um sich ernsthaft für Frauen zu interessieren, und eher abgestoßen von den Horden geldgieriger und geltungssüchtiger Heiratswütigen, die sich immer in der Nähe königlicher Hoheiten tummelten, obwohl dieser Status in seinem Fall noch brandneu war.
Jetzt wusste er endlich die Wahrheit. Innerlich hatte er sich nur nach der einen Frau gesehnt und auf sie gewartet … auf seine Frau, die jetzt vor ihm saß wie ein schüchternes junges Mädchen.
Es würde mehrere Stunden dauern, bis sie sein Wüstendomizil erreicht hatten. Ob er überhaupt so lange warten konnte? Ein
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