Oase der Liebe
Entschuldigung gelten.
Es dämmerte bereits. Seit seiner Ankunft in Shafar hatte Kareef Jasmine nicht mehr zu Gesicht bekommen, und damit war der Tag für ihn verschwendet. Ein Tag, den er in einem Palast voller finsterer Gänge, nervender Berater, hinter vorgehaltener Hand getuscheltem Klatsch und offener Missbilligung hatte verbringen müssen.
Wie er diesen Standesdünkel und diese Hofschranzen hasste! Es hatte nichts mit dem natürlichen Stolz zu tun, den er als Spross einer langen Linie machtvoller Herrscher besaß, sondern war in seinen Augen nur der Auswuchs einer dekadenten Monarchie, die sich den Anforderungen der Gegenwart verschloss, in einer Art Fantasiewelt verharrte und den guten alten Zeiten nachtrauerte.
Doch momentan interessierten ihn weder überalterte Traditionen noch seine bevorstehende Krönung. Nicht, solange er keinen Weg gefunden hatte, Jasmine davon zu überzeugen, ihre Verlobung mit Umar zu lösen. Sobald sie sich entschloss, die überstürzte Heirat abzusagen, war er bereit, die Scheidung auszusprechen. Jasmine wäre dann seine offizielle Geliebte, und mit Hajjar würde er sich schon irgendwie einigen.
Wie könnten meine Eltern jemals wieder den Kopf stolz erhoben tragen, wenn ich mich zu deiner Hure machen lasse?
Die Worte brannten wie Gift in seinem Magen. Nein, verdammt, nein! Egal wer sie in irgendeiner Weise beleidigen oder demütigen würde, der sollte den Rest seines Lebens im Kerker des Palastes verrotten! Oder ohne Brot und Wasser inmitten der endlosen Wüste ausgesetzt werden! Oder …
Du würdest deine eigenen Geschlechtsgenossen dafür bestrafen, dass sie einfach nur die Wahrheit sagen? , hörte er das Echo von Jasmines süßer Stimme in seinem Kopf widerhallen. Lass mich gehen, Kareef … gib mich endlich frei …
Grimmig presste er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Das konnte er nicht. Er würde sie so lange bei sich behalten, bis er ihrer müde war. Egal wie lange es dauerte, ob ein, zehn oder fünfzehn Jahre. Er war jung, gerade mal einunddreißig. Er wollte Jasmine für sich selbst und seine unumgängliche Ehe so lange aufschieben, wie er eben konnte.
Ob Jasmine noch wach war? Oder lag sie bereits in tiefem Schlummer … nackt und rosig unter den kühlen Laken, das schwarze Haar wie ein seidiger Fächer auf dem weißen Kopfkissen ausgebreitet? Seine Libido erwachte mit einer Gewalt, die ihn fast ängstigte. Unwillkürlich beschleunigte Kareef seine Schritte und hastete förmlich die endlos scheinende Galerie, mit den düsteren Ölgemälden zu beiden Seiten, entlang. Was war das nur für eine Macht, die diese Frau auf ihn ausübte? Er brauchte nur an Jasmine zu denken, und …
„ Sire , auf ein Wort …“
Kaum war er in die Vorhalle zu den königlichen Arbeitsräumen abgebogen, trat ihm Akmal in den Weg.
„Später!“, knurrte Kareef gereizt und machte einen Bogen um seinen Großwesir.
„Natürlich, mein König“, beeilte Akmal sich mit seidiger Stimme zu sagen. „Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass ich bereits Vorbereitungen für die königliche Hochzeit getroffen habe. Sie selbst brauchen sich um nichts zu kümmern. Ich werde Ihnen die Braut schon in wenigen Wochen präsentieren können.“
Das stoppte Kareef in vollem Lauf. Abrupt wandte er sich um, griff mit grimmiger Miene nach Akmals dünnem Arm, zerrte den Großwesir rücksichtslos quer durch die Halle in sein persönliches Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich mit einem Knall.
„Sie werden gar nichts arrangieren“, sagte er kalt. „Ich habe nicht die geringste Absicht, in näherer Zukunft zu heiraten.“
„Aber Sire , diese Dinge brauchen ihre Zeit, und Sie werden nicht jünger …“
„Ich bin gerade mal einunddreißig!“
Akmal neigte leicht den Kopf, zeigte sich aber nicht weiter beeindruckt. „Die Abdankung Ihres vermeintlichen Cousins hat nicht unerhebliches Chaos verursacht und die Bevölkerung nach dem Tod des alten Königs, Ihres geschätzten Onkels, in tiefe Unsicherheit gestürzt. Ihr Volk braucht eindeutige Zeichen der Beruhigung und Entlastung und die Sicherheit, dass die zukünftige Thronfolge gewahrt bleibt. Um das zu demonstrieren, ist eine königliche Heirat, aus der eine königliche Familie mit königlichem Nachwuchs hervorgeht, am besten geeignet.“
Während er auf eine Antwort wartete, die ihm der zukünftige König mit düsterer Mine verweigerte, zwirbelte Akmal die Spitze seines Bartes. Der einzige Hinweis auf unterdrückte Nervosität, den
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